Pfingsten viele Ausflügler erwartet So lief der Start des 9-Euro-Tickets in NRW

Düsseldorf · Rund 600.000 verkaufte Discountabos meldete der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) – das Interesse ist also groß. Doch die große Reisewelle hat noch nicht begonnen. Pfingsten kommt wohl mehr. Vodafone stellt sich auf massenhaft Mobilfunkverkehr an Zielbahnhöfen auch an der Küste ein.

Ab sofort mit dem 9-Euro-Ticket günstig durch ganz Deutschland reisen
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Foto: dpa/Sven Hoppe

Zum Start des Neun-Euro-Tickets am Mittwoch hat die Deutsche Bahn  vorsorglich in Online-Medien Werbung dafür gemacht, Klappräder statt normale Zweiräder in Zügen mitzunehmen. So soll überfüllten Fahrradbereichen vorgebeugt werden, und die Reisenden sparen bei Klapprädern auch die Zusatzgebühr für ein Zweirad.

Mehr als eine Million Pendler in Pendler in NRW spüren eine Entlastung, weil ihre Abos bei VRR, VRS oder der Rheinbahn in Düsseldorf  für die nächsten drei Monate nur neun Euro im Monat kosten statt der üblichen 50 oder 60 Euro (bei einer etwas weiteren Strecke). Doch von überfüllten Bahnhöfen und Waggons war erst einmal nichts zu merken. „Der Zug von Aachen nach Mönchengladbach war pünktlich und ist gar nicht so voll, wie ich dachte“, sagt eine Reisende.  „Wir sehen keinen auffallenden Anstieg der Reiseaktivitäten“, sagte auch eine Sprecherin der Deutschen Bahn in NRW. Man habe aber die Belegschaft an den großen Bahnhöfen aufgestockt, um Fahrgästen bei der Orientierung zu helfen. Das Angebot wurde in Düsseldorf am Auskunftsschalter tatsächlich auffallend rege genutzt.  „Pfingsten wird es sicher viel mehr Reisegruppen ab Köln oder Düsseldorf und anderen Städten geben“, heißt es bei der Bahn, „aktuell ist die Lage ruhig.“

Tatsächlich führt das Neun-Euro-Ticket nur langsam zu einem veränderten Reiseverhalten. Bei Vodafone und Henkel berichten Mitarbeiter, es sei nicht zu bemerken, dass mehr Beschäftigte nun per ÖPNV kämen, nur weil sie ie günstigere neue Anreisemöglichkeit hätten. „Die Leute mit Schreibtischjobs dürfen ja sowieso 40 Prozent der Arbeitszeit im Homeoffice sein“, heißt es bei Henkel, „aber es kann schon gut sein, dass sich nun zunehmend mehr Leute überlegen, die Anfahrt per ÖPNV zu wagen.“ Jobtickets sind sowieso schon beliebt speziell bei den in Düsseldorf lebenden Beschäftigten, die sind nun eben drei Monate günstiger.

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Foto: Pixabay/gastro-check24

Gleichzeitig deutet sich an, dass das Neun-Euro-Ticket massenhaft für Freizeitaktivitäten bis Ende August genutzt wird. In einer ersten Zwischenbilanz teilte der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) unserer Redaktion mit, die Mitgliedsunternehmen hätten 600.000 Discount-Tickets verkauft. „Wir freuen uns über das hohe Interesse am ÖPNV“, sagt der für Marketing zuständige VRR-Vorstand Jose Luis Castrillo. Er ergänzt: „Natürlich rechnen wir mit vielen Ausflüglern, hoffen aber auch, dass viele uns darüber hinaus als Abonnentinnen und Abonnenten erhalten bleiben. Vielleicht trägt das Ticket dazu bei, dass viele Menschen ihr Mobilitätsverhalten ändern und den ÖPNV auch zukünftig für ihre täglichen Fahrten per S-Bahn und Bus an den Arbeitsplatz nutzen.“

Wohin es im Freizeitbereich gehen wird? Die Bahn rechnet auf den Strecken beispielsweise aus Düsseldorf bis Mainz und Koblenz in den wärmeren Wochen mit deutlich mehr Verkehr. „Bei solchen Routen kann es klug sein, bereits am Start einzusteigen und nicht irgendwo zwischendurch“ sagt Lothar Ebbers, Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn in NRW.  Das gelte insbesondere, wenn eine Gruppe gemeinsam zu einem Ziel wolle und Fahrräder mitnehme. Dies bedeutet konkret, dass es beim RE 5 von Wesel über Düsseldorf nach Koblenz klug sein könnte, schon in Wesel zuzusteigen.

Die Bahn jedenfalls sieht sich schon komplett als Discount-Unternehmen. Wenn man auf bahn.de eine Zugverbindung mit Regionalzügen heraussucht, blinkt als Preisangabe immer „Neun-Euro-Ticket“ zum Anklicken und Kaufen. Alternativ meldet der Konzern dann auch den eigentlich regulär fälligen Preis beispielsweise von 30,20 Euro von Düsseldorf nach Koblenz.

Wozu kann das Ticket in diesem Sommer noch dienen? Hunderttausende Bürger werden ab Düsseldorf und Köln-Bonn in den Urlaub jetten - bei Anreise per ÖPNV könnten sie hohe Parkhausgebühren an den Flughäfen  sparen. Gerade der Airport der Landeshauptstadt ist exzellent an S-Bahnen und Regionalbahnen angebunden.

Selbst bei einem kleinen Ausflug sind die Kosten des Tickets oft niedriger als der reguläre Tarif: Eine Hin- und Rückfahrt von Düsseldorf nach Köln kostet normalerweise 25,36 Euro laut Bahn. Nach Münster wären 30,60 Euro fällig. Und: Wer per Neun-Euro-Ticket kommt, braucht keinen Parkplatz.

Zumindest Vodafone geht von einer regen Reisetätigkeit auch wegen des Neun-Euro-Tickets aus. Das Unternehmen erklärt, auch wegen der Discount-Aktion sein Netz an wichtigen Zielbahnhöfen und Strecken gezielt mit der neuen Technik 5G ausgebaut zu haben. „Die Leute wollen unterwegs online sein“, sagt ein Sprecher. Zu den besser ausgerüsteten Bahnhöfen gehören Stationen in Berlin, Hamburg, Freiburg sowie Kiel und Lübeck an der Küste.

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