Silvester-Bilanz in NRW Polizei meldet mehr Straftaten und Verletzte - Mann stirbt durch Böller

Düsseldorf · Trotz des Versammlungsverbotes hatte die Polizei in der Silvesternacht in NRW zahlreiche Einsätze. Vor allem auf den Kölner Ringen und in der Düsseldorfer Altstadt war einiges los. In Hennef gab es einen tödlichen Unfall durch einen Böller.

Silvester 2021 in Köln - Bilder vom Jahreswechsel
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Foto: dpa/Roberto Pfeil

Von „intensiv“, „alle Hände voll zu tun“ und „alle Zellen voll“ bis „entspannt“ und „tote Hose“: Die Polizei war in Nordrhein-Westfalen in der Silvesternacht ganz unterschiedlich gefordert.  Insgesamt hat die Polizei in NRW mehr Straftaten und mehr Verletzte registriert als im Vorjahr. Die Zahl der Körperverletzungen habe sich auf 303 verdoppelt, teilte die Landesleitstelle in Duisburg am Samstag mit. Gefährliche Körperverletzungen registrierte die Polizei in 93 Fällen, im Vorjahr waren es 62. Die Zahl der Sexualdelikte stieg von 19 auf 27 gemeldete Fälle. Auch die Sachbeschädigungen nahmen zu.

Die Zahl der Verletzten, die bei Polizeieinsätzen erfasst wurden, stieg von 69 auf 101, darunter 22 Polizisten. Die Polizei erteilte 1069 Platzverweise nach 821 im Vorjahr. 158 Menschen (Vorjahr 133) kamen in Gewahrsam und 15 (Vorjahr 24) wurden vorläufig festgenommen. Mehr als 5300 Polizistinnen und Polizisten waren in der Nacht im Einsatz, darunter 1300 Kräfte der Bereitschaftspolizei.

Düsseldorf: Silvester in der Altstadt - Böllerverbot und Polizei
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So feierte Düsseldorf Silvester 2021 in der Altstadt

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Foto: Bretz, Andreas (abr)

Insgesamt rückte die NRW-Polizei in der Silvesternacht landesweit zu mehr als 2400 Einsätzen aus. Das entsprach dem Niveau des Vorjahres. 86 Mal musste die Polizei einschreiten, weil Pyrotechnik an Plätzen gezündet wurde, wo ein Böllerverbot galt.

Aus Hennef bei Bonn wurde ein tödlicher Unfall gemeldet. Bei der Explosion eines Feuerwerkskörpers kam ein 37-Jähriger ums Leben, ein 39-Jähriger wurde lebensgefährlich verletzt. Die beiden Männer hatten mit einer zehnköpfigen Gruppe Silvester gefeiert und sich kurz nach Mitternacht Zeugenaussagen zufolge etwas von der Gruppe abgesetzt.

Plötzlich habe es einen sehr lauten Knall gegeben und die beiden hätten schwer verletzt am Boden gelegen. Die Polizei vermutete am frühen Samstagmorgen, dass es sich um einen selbstgebauten Böller gehandelt haben könnte.

Ein Elfjähriger hat sich am Neujahrstag beim Hantieren mit Feuerwerkskörpern in Mönchengladbach schwere Verbrennungen zugezogen. Er sei mit schweren Verletzungen an Händen, Gesicht und Oberkörper per Rettungshubschrauber in eine Spezialklinik geflogen worden, teilte die Feuerwehr am Samstag mit. Rettungskräfte hatten ihn zuvor vor Ort erstversorgt.

In Düsseldorf hatte sich bei milden Temperaturen die Altstadt gut gefüllt und die Polizei musste mit Lautsprecher-Durchsagen am Rheinufer mehrfach auf die Einhaltung der Abstandsregeln hinweisen. „Wir hatten viel zu tun und eine intensive Einsatzlage bis in die frühen Morgenstunden“, sagte ein Polizeisprecher.

Positiv zu vermerken sei, dass es keine Widerstandshandlungen und keine Attacken auf Polizisten geben habe. Die Stimmung sei nicht besonders aggressiv gewesen. Sexualdelikte an Frauen seien zunächst keine angezeigt worden. Im Einsatz in der Nachr starb ein 53 Jahre alter Polizist. Der Beamte sei zusammengebrochen und im Krankenhaus gestorben. Hinweise auf ein Fremdverschulden gebe es nicht.

In Duisburg rückte die Polizei zu insgesamt etwa 430 Einsätzen aus. Die häufigsten Anlässe waren Ruhestörungen, Abbrennen von Feuerwerk, Körperverletzungen oder Randalierer. Allein gut 90 Mal musste die Polizei in der Nacht wegen Ruhestörungen ausrücken, weil beispielsweise die Feier des Nachbarn zu laut geworden ist. Knapp 50 Mal schickte die Leitstelle Streifenwagenteams wegen Abbrennen von Feuerwerk ins Stadtgebiet. Auch ein Einsatz aus Wanheimerort von 0:30 Uhr fiel zunächst in die Kategorie "Pyrotechnik": Wie sich herausstellte, hantierte an der Straße zum Lith ein betrunkener 35-Jähriger mit einer Schreckschusspistole und schoss damit in die Luft. Die Polizei stellte die Waffe sicher und schrieb eine Anzeige. Etwa 30 Einsätze gab es wegen einzelner Randalierer in der Stadt. Zu etwa 30 weiteren Einsätzen war die Polizei wegen Körperverletzungen gerufen worden. Insgesamt registrierte die Polizei Duisburg in der Silvesternacht zehn Verletzte, durch beispielsweise Stürze, missglückte Böllerwürfe oder Köperverletzungen. Außerdem kamen vier Personen ins Gewahrsam, zum Beispiel weil sie Platzverweisen nicht nachkamen.

In Köln und Leverkusen registrierte die Polizei mehr Menschen auf den Straßen und Plätzen als im Vorjahr. Vor allem in Köln am Rheinufer, auf der Deutzer Brücke und auf dem Hohenzollernring sammelten sich viele Menschen, um in das neue Jahr hinein zu feiern.  Im weiteren Verlauf der Nacht hat die Polizei Köln bei der Auflösung einzelner Partys der Stadt Köln sowie der Bundespolizei Amtshilfe geleistet. Menschen, die die Örtlichkeiten trotz der Auflösung nicht verlassen wollten, erhielten Platzverweise. Mehr zur Bilanz in Köln lesen Sie hier.

Die Polizei Krefeld meldet insgesamt 126 Einsätze. Wie schon im Vorjahr sei in der Nacht deutlich ruhiger gefeiert worden. Häufigster Anlass waren Ruhestörungen. Es gab eine Strafanzeige wegen Körperverletzung, eine wegen gefährlicher Körperverletzung und einen Brand.

Im Kreis Neuss berichtete die Polizei von einer unruhigen Nacht - unruhiger als im Vorjahr. Es habe eine Reihe von Körperverletzungen und auch Widerstandshandlungen gegen Polizisten gegeben. Acht Menschen seien in Gewahrsam genommen worden. Ganz anders verlief die Nacht bei der Neusser Feuerwehr, die keinen einzigen Silvestereinsatz hatte und damit wohl vom Böllerverkaufsverbot profitierte.

Im Kreis Recklinghausen berichtete die Polizei dagegen von einem „im Großen und Ganzen ruhigen“ Jahreswechsel. Still sei es aber trotz Böllerverkaufsverbots nicht gewesen. „Da waren noch einige Reserven in den Kellern“, sagte ein Polizeisprecher.

„Wir waren gut vorbereitet, aber es ist einfach ruhig geblieben - extrem ruhig“, hieß es bei der Polizei in Münster. Anders in Detmold, wo die Polizei allein im Kreis Lippe mehr als 100 silvesterbedingte Einsätze zählte und am Ende der Nacht meldete: „Unsere Zellen sind voll.“

Zu vielen Anrufen habe die irrtümliche Annahme in der Bevölkerung geführt, es gebe ein Böllerverbot. Deswegen seien reihenweise Ruhestörungen gemeldet worden.

Es sei „relativ ruhig“ geblieben, berichtete die Polizei aus Essen und Mülheim/Ruhr. 124 Silvester-Einsätze seien in den Ruhrgebietsstädten nichts Besonderes. So seien die üblichen Körperverletzungsdelikte registriert worden. Ansonsten sei nichts Herausragendes geschehen. Etwas mehr Betrieb meldete die Essener Feuerwehr. Mit fast 190 Einsätzen seien 43 mehr absolviert worden als im Vorjahr.

Die Polizei in Hamm zeigte sich mit der Silvesternacht „sehr zufrieden“: „Keine besonderen Vorkommnisse.“ Im Hochsauerlandkreis blieb es ebenfalls ruhig. Die Zahlen dümpelten auf Vorjahresniveau. „Mord, Totschlag - alles nicht passiert bei uns“, sagte ein Polizeisprecher in Meschede.

Am Niederrhein berichtete die Polizei in Kleve von vielen Beschwerden wegen Ruhestörung. Auch dort hätten viele Menschen aus dem Böllerverkaufsverbot irrtümlich auf ein Böllerverbot geschlossen. Ansonsten sei es sehr ruhig gewesen.

In Bottrop erlitt ein elfjähriges Kind leichte Verbrennungen durch Feuerwerkskörper an einer Hand. Schwere Handverletzungen erlitt ein 66-Jähriger. Bei einem Rettungseinsatz sei die Besatzung eines Krankenwagens bedroht und bespuckt worden. Der Täter verschwand, bevor die Polizei eintraf.

Einen Rekord vermeldete die Dortmunder Feuerwehr: Der Jahreswechsel 2021/22 sei der ruhigste, den die Feuerwehr Dortmund je erlebt habe. Es sei keine einzige Verletzung durch Feuerwerkskörper registriert worden. „Der Jahreswechsel 2021/22 geht als die ruhigste Dienstschicht aller Zeiten in die Geschichte der Dortmunder Feuerwehr ein“, hieß es. In der Zeit von 20.00 Uhr am 31.12. bis 9.00 Uhr am Neujahrstag seien nur 168 Einsätze gezählt worden. Vieles habe einer ganz normalen Nacht entsprochen.

Die Polizei Mönchengladbach war insgesamt 186 mal im Einsatz. Bis kurz nach Mitternacht hielt sich das Einsatzaufkommen insgesamt in Grenzen, berichtet die Polizei. Kurz nach Beginn des neuen Jahres nahm die Anzahl der eingehenden Notrufe deutlich zu. Es kam zu sechs Köperverletzungsdelikten mit leicht Verletzten, sechs Personen mussten zur Verhinderung von weiteren Straftaten und Ordnungswidrigkeiten ins Polizeigewahrsam. Gegen sechs Uhr kam es dann noch zu einem Unfall durch einen betrunkenen Autofahrer an der Bismarckstraße.

Die Feuerwehr Bochum berichtete von einem sehr ruhigen Jahresstart. Während vor der Pandemie die Notrufe ab Mitternacht nicht mehr abgerissen seien, seien in der ersten Stunde dieses Jahres lediglich zwölf Einsätze gezählt worden. Ein Mensch sei durch eine Feuerwerksrakete im Gesicht schwer verletzt worden. Es seien insgesamt aber deutlich weniger Menschen verletzt worden als vor der Pandemie.

Trotz des Feuerwerk-Verkaufsverbots wurde mancherorts kräftig geknallt, auch Raketen waren zu sehen. Ein allgemeines Böllerverbot gab es nicht. Viele Städte hatten jedoch bestimmte öffentliche Bereiche als böllerfreie Zonen ausgewiesen.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) dankte der Polizei für ihren Einsatz in der Silvesternacht. Er hatte am Freitagabend eine Polizeiwache in der Kölner Innenstadt besucht und Beamte bei ihrer Arbeit im Umfeld des Doms begleitet.

Der Verkauf von Feuerwerk war vor Silvester - wie schon 2020 - bundesweit erneut verboten. Ein generelles Knall-Verbot gab es zwar nicht. Aber viele Städte wiesen öffentliche Bereiche aus, in denen keine Böller und Raketen gezündet werden durften.

Zudem galten strenge Kontaktbeschränkungen. Laut der aktuellen Corona-Schutzverordnung des Landes durften sich geimpfte und genesene Menschen an Silvester mit höchstens zehn Personen treffen - egal, ob drinnen oder draußen.

Ungeimpfte durften die Jahreswende mit maximal zwei Personen eines anderen Haushalts verbringen. Darüber hinaus waren öffentliche Tanzveranstaltungen untersagt, Clubs und Diskotheken blieben in NRW geschlossen.

(th/top/dpa)
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