Sicherheit So rüsten sich Polizei und Städte in NRW für Silvester

Düsseldorf · Viele Städte in NRW haben umfangreiche Sicherheitskonzepte für die Silvesternacht erstellt. Vorfälle wie in Köln vor zwei Jahren sollen sich nicht wiederholen. Ein Überblick.

Tipps für sicheres Böllern an Silvester
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Foto: Shutterstock/SKatzenberger

Mehr Polizei, mehr Licht, mehr Straßensperren und Verbotszonen für Böller - die Städte in Nordrhein-Westfalen haben sich für die Silvesternacht gerüstet. Vorfälle wie vor zwei Jahren in Köln, als es massenhaft sexuelle Übergriffe auf Frauen gab, sollen sich weder in der Domstadt noch in anderen Städten wiederholen.

Innenminister Herbert Reul (CDU) will 5700 Polizisten in die Städte schicken. Vor allem in Köln, Düsseldorf und Essen soll die Polizei für Sicherheit sorgen. In seinem Silvester-Erlass ordnete er den Einsatz aller 18 Hundertschaften der NRW-Bereitschaftspolizei an, außerdem müssen Polizeibeamte des höheren Dienstes in allen 47 Kreispolizeibehörden des Landes in Rufbereitschaft sind.

Die Bundespolizei kündigte zudem deutlich mehr Kräfte in Bahnhöfen und Zügen in NRW an. Insbesondere in Köln, Düsseldorf und im Ruhrgebiet wollen die Beamten mit starken Einsatzkräften in den Bahnhöfen und Zügen präsent sein. Sollte sich ein bestimmter Brennpunkt entwickeln, kann eine spezialisierte Interventionseinheit eingesetzt werden, die per Hubschrauber eingeflogen werden kann. An Plätzen oder zentralen Anlaufstellen in den Städten sollen Videotechnik und zivile Beamte für zusätzliche Sicherheit sorgen. Insgesamt werden 800 Bundespolizeibeamte unterwegs sein.

In seinem Erlass fordert der Innenminister "offensives und konsequentes Einschreiten" der Einsatzkräfte. "Die Einsatzerfahrung lehrt, dass Polizei nur dann ernst genommen wird, wenn sie konsequent durchgreift", sagt Reul. Sollte es zu doch zu Taten kommen, will der Minister, "dass benannt wird, welcher Nationalität ein Tatverdächtiger ist - wenn das für den Fall bedeutsam ist."

Eine Übersicht über die Sicherheitsmaßnahmen großer Städte:

Düsseldorf In der Landeshauptstadt sind mehrere Hundert Polizisten zum Jahreswechsel im Einsatz. Ein Großteil davon wird in die Altstadt geschickt. Mehr als 60 Ordnungsamtmitarbeiter sind zum Jahreswechsel im Einsatz. In der Altstadt ist Feuerwerk verboten. Auf Kontrollstellen, wie etwa beim Glasverbot an Karneval, will die Stadt aber verzichten. Um die Sicherheit zu verbessern, gibt es drei zusätzliche Lichtmasten am Burgplatz und eine Anlaufstelle für Opfer von Sexualdelikten. Das Jugendamt richtet eine Sammelstelle für Minderjährige ein. Bis 3 Uhr am Morgen wird die Frauenberatungsstelle der Stadt besetzt sein, auch das Ausländeramt ist in der Silvesternacht im Einsatz.

Köln Etwa 1400 Polizeibeamte werden in der Silvesternacht im Einsatz sein, darunter fünf Hundertschaften. Die Polizei hält es für sehr wahrscheinlich, dass auch in diesem Jahr Gruppen junger Männer anreisen – im vergangenen Jahr wurden viele junge und nordafrikanisch aussehende Männer im Kölner Hauptbahnhof kontrolliert und hunderte Platzverweise ausgesprochen. Die Polizei ist nicht allein im Einsatz. 124 Mitarbeiter des Ordnungsamts werden von 400 Sicherheitskräften privater Unternehmen unterstützt, dazu kommen 20 Streetworker sowie 526 Feuerwehrleute und Rettungskräfte.

Die Sicherheitszone um den Dom wird erweitert. In diesem abgesperrten Bereich ist das Abbrennen von Feuerwerk verboten. An den Eingängen der Zone wird es Kontrollen geben. Die Polizei setzt außerdem dort Betonsperren und Spezialfahrzeuge ein, wo Lastwagen als Waffen eingesetzt werden könnten wie bei den Attentaten in Nizza oder Berlin. Die Hohenzollernbrücke ist ab 18 Uhr gesperrt, die Deutzer Brücke ab 21 Uhr.

Essen Nachdem sich an Halloween, in der Nacht zum 1. November, größere Männergruppen prügelten und der Hauptbahnhof zeitweise geräumt und gesperrt werden musste, ist die Essener Polizei zu Silvester in besonderer Alarmbereitschaft. "Der Bahnhof ist definitiv ein Einsatzschwerpunkt", sagt Sprecherin Sandra Steinbrock. Man werde die Einsatzkräfte im Vergleich zu gewöhnlichen Wochenenden verdoppeln, für besondere Lagen steht Bereitschaftspolizei zur Verfügung, die in Bochum stationiert ist. "Silvester ist immer eine Großlage, die Erfahrungen der Vergangenheit spielen in unsere Vorbereitungen rein", sagt Steinbrock. Auf Urlaubssperren bei der Behörde oder besondere Sperrbezirke im Stadtgebiet wird in Essen jedoch verzichtet.

Duisburg DieDuisburger Polizei mobilisiert ebenfalls alle Kräfte, teilte die Polizei auf Anfrage mit. Darüber hinaus gelten strenge Vorgaben, wasGas- und Schreckschutzpistolen angeht. Sie sind und bleiben auch zum Jahreswechsel als Ersatz für Knaller verboten. Wer mit Gas- oder Schreckschusspistolen Pyro-Knaller, Pfeifer oder Signalsterne verschieße, begehe eine Ordnungswidrigkeit, die mit einem Bußgeld von bis zu 10.000 Euro geahndet werden könne, so die Polizei.

Mönchengladbach Die Polizei in Mönchengladbach wird deutlich mehr Beamte in Uniform und zivil in den Einsatz schicken, als an sonstigen Wochenenden. Das sei eine Konsequenz aus den Vorfällen von 2015 in Köln von vor zwei Jahren, seitdem gebe es ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis der Feiernden, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit.

Bonn Anders als noch im Vorjahr wird die Stadt 2017 keine zusätzlichen Ordnungskräfte einsetzen, die gemeinsam mit der Polizei auf Streife gehen. Dazu gebe es keine Notwendigkeit, heißt es. Die Polizei selbst sei mit mehr Personal an den zentralen Plätzen der Stadt, dem Münster-Platz oder dem Bertha-von-Suttner-Platz, präsent. Außerdem werde man zusätzliche zivile Beamte einsetzen, um potenzielle Gefahrenlagen frühzeitig zu erkennen.
Auf ein ausgedehntes Böllerverbot für die Innenstadt, wie in Köln oder Düsseldorf, will die Stadt verzichten. In unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- oder Altenheimen sind Feuerwerkskörper ohnehin nicht erlaubt. Stadtsprecherin Stefanie Zießnitz sagt: "Es gibt in Bonn keine Anhaltspunkte dafür, dass diese bereits gesetzlich geschützten Örtlichkeiten um weitere Verbotsbereiche ergänzt werden müssten."

Dortmund Um Ausschreitungen und Gewalttaten zu verhindern, erhöht auch die Dortmunder Polizei ihre Einsatzkräfte. Die Polizisten sollen für die feiernden Menschen deutlich sichtbar sein. Deutlich mehr Beamte in zivil als sonst bei Großveranstaltungen üblich, sollen für Sicherheit sorgen. Als Anlaufpunkte für die Besucher wird es zwei mobile Wachen von Stadt und Polizei geben. Über die jeweils aktuellen Standorte der mobilen Wachen wird die Polizei in der Silvesternacht über die sozialen Medien informieren.

(cbo / hief)
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