Sicherheit zum Jahreswechsel Städte ringen um Polizisten für Silvester

Köln/Düsseldorf · Die starke Konzentration der Beamten in Köln und Düsseldorf führt zu Ausfällen an anderen Standorten. Vor allem Großstädte sorgen sich um die Sicherheit zum Jahreswechsel.

 Die anstehende Silvesternacht wird für die Polizei in Nordrhein-Westfalen zu einem Kraftakt.

Die anstehende Silvesternacht wird für die Polizei in Nordrhein-Westfalen zu einem Kraftakt.

Foto: dpa, Daniel Naupold

Die anstehende Silvesternacht wird für die Polizei in Nordrhein-Westfalen zu einem Kraftakt. Nach Informationen unserer Redaktion sollen alle 18 Bereitschaftshundertschaften mobilisiert werden, damit sich die Vorfälle aus dem vergangenen Jahr in Köln und einigen anderen Städten nicht wiederholen. "Es gilt für die Zeit eine Dienstfreisperre, damit wir im Ernstfall an Silvester alle Kräfte bündeln können, die wir haben", sagte Arnold Plickert, NRW-Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei. "Einen solch großen Einsatz hat es zum Jahreswechsel noch nicht gegeben."

Die Kölner Polizei wird nach den massenhaften sexuellen Übergriffen im vergangenen Jahr diesmal aller Voraussicht nach um sechs bis sieben Hundertschaften verstärkt, die aus jeweils drei Zügen mit je 38 Beamten und einer neunköpfigen Führungsgruppe besteht. Neben Köln wird wohl auch Düsseldorf Verstärkung durch die Bereitschaftspolizei bekommen. Im Gespräch sollen dort zwei Hundertschaften sein. Auch andere Städte in NRW wollen zusätzlich Polizeiunterstützung durch das Land haben. "Es besteht ein Gerangel um die Kräfte. Aber wir können aus Präventionsgründen nicht überall gleich viel Personal einsetzen", sagte ein leitender Kriminalbeamter.

Zuständig für die Zuteilung der Bereitschaftspolizei in NRW ist das Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD) in Duisburg, das dem Innenministerium untersteht. "Wir haben eine Reihe von Anfragen aus mehreren Behörden, darunter natürlich vor allem aus Großstädten", bestätigte ein Sprecher. Derzeit würden die jeweiligen Polizeibehörden im Land eine Lagebeurteilung für die Silvesternacht erstellen. Wenn diese beim LZPD vorliege, werde entschieden, wer zusätzliches Personal erhalte und wer nicht.

Das sei aber ein dynamischer Prozess, da sich die Lage vor Ort aufgrund neuer Erkenntnisse auch kurzfristig, also etwa zwei, drei Tage vor Silvester oder sogar noch am selben Tag, verändern könnte, so der Sprecher weiter. "Aufgrund der Ereignisse aus dem vergangenen Jahr müssen wir anders planen als sonst", so der Sprecher. Im Notfall könne man auch rasch zusätzliche Hundertschaften aus anderen Bundesländern zur Verstärkung anfordern. Dafür sehe er derzeit aber keine Notwendigkeit.

In die Lageeinschätzungen fließen auch Erkenntnisse der Ermittler aus den sozialen Netzwerken ein. So werden laut "Bild"-Zeitung Flüchtlinge auf Plattformen wie Facebook und Twitter beobachtet. Im vergangenen Jahr sei den Behörden noch entgangen, dass sich Tausende Flüchtlinge aus NRW zu Treffen am Kölner Dom verabredet hatten. Bislang habe man Indizien dafür aber noch nicht gefunden.

Das NRW-Innenministerium wollte aus einsatztaktischen Gründen nicht sagen, welche Städte an Silvester neben Köln und Düsseldorf noch Hundertschaften bekommen sollen. Allerdings dürften viele Städte bei der Zuteilung leer ausgehen. "Wegen der normalen Ausfallquote werden wir wohl nur ein Potenzial von etwa zwölf vollständigen Hundertschaften an Silvester zur Verfügung haben", so Plickert. Wenn sieben Einheiten nach Köln und zwei nach Düsseldorf kommen sollten, blieben noch drei übrig. Plickert: "Außerdem wird man wohl eine Hundertschaft als Reserve zurückhalten, damit man handlungsfähig bleibt."

Fest steht aber nach Recherchen unserer Redaktion, dass fast alle Städte und Kreise in Nordrhein-Westfalen an Silvester deutlich mehr Polizei einsetzen werden als an allen vorangegangenen Jahreswechseln.

(csh)
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