Folterszenen im Flüchtlingsheim Sicherheitsmann aus Burbach: "Es tut mir leid"

Dummdreist posierte der Sicherheitsmann in der schwarzen Uniform mit dem Fuß auf dem Nacken eines jungen Marokkaners: Das Bild aus dem Flüchtlingsheim in Burbach löste den Skandal aus, der jetzt die rot-grüne Landesregierung in NRW in Bedrängnis bringt. Erstmals äußert sich nun ein Beschuldigter selbst.

Dieses Handy-Foto brachte den Skandal um die Zustände in Flüchtlingsheimen ins Rollen.

Foto: Polizei

"Ruhm und Ehre" steht auf dem großflächigen Tattoo in altdeutscher Schrift auf seinem linken Unterarm. Auf dem Skandal-Foto aus Burbach, das Foltervergleiche mit Abu Ghraib nach sich zog, ist er mit Glatze und in Uniform zu sehen, links und rechts trägt er einen Ohrring. Markus H. soll der Mann sein, der in der deutschen Öffentlichkeit durch ein menschenverachtendes Verhalten Entsetzen ausgelöst hat.

Nun spricht er erstmals selbst. Via Bild reflektiert der 30-Jährige seine Tat: "Das war eine dumme Idee von uns", sagt er. Und: "Ich schäme mich." Gleich am nächsten Tag habe er sich bei dem jungen Marokkaner entschuldigen wollen.

Nachts zog der SS-Trupp umher

Gleichzeitig versucht er, seine Tat zu erklären. Der Flüchtling habe zuvor randaliert. Betrunken habe er Wachmänner angegriffen. So wie Markus H. es darstellt, beschützte er den Flüchtling noch vor Schlimmerem. Ein Kollege habe mit einem Knüppel zugeschlagen, als der Mann schon am Boden lag, den habe er dann weggerissen.

Dass das Sicherheitsteam als "SS-Trupp" nachts durch die Gänge zog und Bewohner terrorisierte, nach Streit suchte und an Türen schnüffelte, ob irgendwo heimlich geraucht würde, dass Flüchtlinge im Problemzimmer eingesperrt wurden und in ihrer Not aus dem Fenster urinieren mussten — dazu kein Wort. Warum er mit der Geste des Siegers für das Foto posiert, kann er nicht erklären. Die Idee hatte angeblich wieder der Kollege. "Es ist einfach dazu gekommen."

Zuvor hieß es bei der Siegener Staatsanwaltschaft, die gegen insgesamt fünf Beschuldigte ermittelt: "Die Verdächtigen haben sich auf die Befragung eingelassen, sind aber nicht durchweg geständig." Sie stellten ihre Handlungen teils als Notwehr dar: Die Siegerpose sei Folge ihrer Erleichterung über einen erfolgreich abgewehrten Angriff gewesen.

Vorbestraft und überfordert

Doch wenn stimmt, was Markus H. über sich selbst erzählt, dann bestätigt es noch einen anderen Eindruck, der zuletzt vom Personal der Einsatzkräfte im privaten Sicherheitsgewerbe entstanden war: Dass es Vorbestrafte und Schläger sind, die auf die meist traumatisierten Flüchtlinge losgelassen werden. Aber auch Menschen, die selbst am Rand der Gesellschaft stehen und für einen Hungerlohn mit einer Aufgabe betreut wurden, die sie hoffnungslos überfordern musste.

Markus H. erzählt von sich, er habe kein leichtes Leben gehabt, sei zur Sonderschule gegangen und habe sich mit Gelegenheitsjobs als Lagerist über Wasser gehalten. Den Vorwurf, ein Nazi und Rassist zu sein, weist er mit einem Argument von sich, das ein schlichtes Gemüt erahnen lässt: "Ich höre Helene Fischer." Die Tätowierung mit der Nazi-Parole auf dem Unterarm — eine Jugendsünde.

Wachleute werden jetzt vorher überprüft

Inzwischen wurde der Sicherheitsmann entlassen. Nach den neuen Vorkehrungen des Innenministeriums kann er auch nicht darauf hoffen, jemals wieder in der Branche unterkommen zu können. Alle Angestellten müssen zunächst einen Sicherheitscheck überstehen und sollen auf Herz und Nieren geprüft werden.

Freilich wird das nicht ausreichen, um die Missstände zu beheben. Der Fehler steckt allen bisherigen Erkentnissen nach im System. An diesem Donnerstag muss sich Innenminister Ralf Jäger im Landtag gegen den Vorwurf verteidigen, einen sensiblen Aufgabenbereich des Staates fahrlässig in die Hand privater Dienstleister gegeben zu haben.

(pst)