Antrag der CDU in Dortmund Shishas sollen in der Öffentlichkeit verboten werden

Die CDU Dortmund will Wasserpfeifen aus dem öffentlichen Raum verbannen. Die Debatte um das Shisha-Rauchen entflammt neu, obwohl es beliebt ist wie nie. Manche sehen den Streit als Konflikt der Kulturen – und der Generationen.

 Gäste sitzen in einer Shisha-Bar (Symbol).

Gäste sitzen in einer Shisha-Bar (Symbol).

Foto: dpa/Fabian Nitschmann

Unter Shisha-Freunden sorgt ein Vorstoß der CDU Dortmund für Aufsehen: Die Ratsfraktion will Wasserpfeifen komplett aus dem öffentlichen Raum verbannen – über das zu Corona-Zeiten ohnehin geltende Verbot hinaus. Die Fraktion hat einen entsprechenden Prüfungsantrag in den Ordnungsausschuss eingebracht. Hintergrund sind Beschwerden von Anwohnern des Phoenix-Sees, die sich am Geruch der Pfeifen und am Lärm der Gruppen, die sich dort zum Rauchen treffen, stören. „Wir haben Verständnis für Trends, aber man muss sich auch an Regeln halten“, sagt Ratsherr Friedrich-Wilhelm Weber. Ein allgemeines Wasserpfeifen-Verbot für öffentliche Flächen im Stadtgebiet soll helfen.

Verbote von Wasserpfeifen gibt es bisher nur in wenigen NRW-Städten – beispielsweise in Köln, dort aber nicht flächendeckend. „Verboten ist das Shisha-Rauchen beispielsweise auf dem Rheinboulevard“, sagt ein Sprecher der Stadt, der das Verbot mit den vielen Steinen begründet, die durch glimmende Kohle beschädigt werden. In Düsseldorf gibt es mit Ausnahme von Spielplätzen ebenfalls kein grundsätzliches Verbot, Wasserpfeife zu rauchen.

Der Düsseldorfer CDU-Ratsherr Andreas-Paul Stieber hält ein flächendeckenendes Verbot nicht für sinnvoll – weil es wegen fehlenden Personals nicht richtig kontrolliert werden könne und weil das Shisha-Rauchen draußen längst nicht so gefährlich sei wie in geschlossenen Räumen. „Ich würde mich über ein Verbot für das Shisha-Rauchen in geschlossenen Räumen freuen“, sagt der Vorsitzende des städtischen Gesundheitsausschusses und begründet den Verbots-Wunsch mit der Vergiftungsgefahr, die wegen der Kohlenmonoxid-Bildung bestehe. Bar-Betreiber hingegen sehen den Schutz ihrer Gäste durch entsprechende Messgeräte gesichert. Im Landtag sind Verbote vor diesem Hintergrund kein Thema, gleichwohl werde die Szene im Zusammenhang mit organisierter Kriminalität genau beobachtet.

Derweil signalisieren andere Parteien im Dortmunder Stadtrat, dem CDU-Antrag nicht zustimmen zu wollen. Man sehe keine Notwendigkeit, über die bestehenden Verbote hinaus weitere auszusprechen, heißt es bei den Grünen. Kritik kommt auch von der SPD: Der rege Betrieb in den Parks und auf anderen Flächen mache Dortmund lebens- und liebenswert. Die gültigen Regeln böten genügend Handlungsspielraum, „um unnötige Störungen und Belästigungen im öffentlichen Raum zu verhindern. Ein generelles Verbot geht uns zu weit“, sagt Ratsherr Dirk Goosmann.

Wenn es sich beim Shisha-Rauchen wegen des niktoinhaltigen Tabaks diversen Studien zufolge auch keinesfalls um einen gesunden Zeitvertreib handelt: Das gemeinsame Rauchen kann Brücken zwischen den Kulturen schlagen. Diese Meinung vertritt auch der Islamwissenschaftler Johann Büssow, der an der Ruhr-Uni Bochum lehrt. Bereits vor 20 Jahren habe er den Shisha-Trend bei jungen Leuten auf Reisen in den Nahen Osten festgestellt. Inzwischen sind Wasserpfeifen längst nicht mehr nur bei Menschen angesagt, die ihre Wurzeln in der arabischen Welt haben: Auch bei Deutschen wird „die Shisha“ immer beliebter, gerade bei jungen Erwachsenen.

Für Johann Büssow ist das abgesehen von Speisen und Musik eines der wenigen neueren und öffentlich sichtbaren Beispiele für einen „Kulturtransfer“ vom Nahen Osten in westliche Richtung. „Gerade jungen Menschen bedeutet das Shisha-Rauchen viel. Es ist eine neue Art des sozialen Miteinanders.“ Das Phänomen erklärt sich Büssow unter anderem mit der Coolness, die dem Shisha-Rauchen zugesprochen werde: „Es hat manchmal vielleicht auch etwas Provokantes, sich in eine Nische zurückzuziehen.“

Aus Sicht des Düsseldorfer Tabak- und Wasserpfeifen-Händlers Tümer Gülsahin ist das Shisha-Rauchen eine neue Lebensart, die man respektieren müsse. „Shisha an sich ist hier seit etwa sieben Jahren ein starker Trend“, sagt er und erklärt sich das mit dem familiären Beisammensitzen und der Gastfreundschaft vieler Bar-Betreiber. „Das Shisha-Rauchen gehört für viele zum Alltag.“ Jetzt, wo Bars und Cafés wegen Corona geschlossen haben, verkauft er in seinem Geschäft „Paradise Shisha“ deutlich mehr Wasserpfeifen für den Heimgebrauch als sonst.

Zum Wasserpfeifen-Verbot auf öffentlichen Flächen sagt er: „Dann müsste man auch das Rauchen von klassischen Zigaretten und E-Zigaretten verbieten.“ Gülsahin vermutet, dass sich viele Kritiker daran stören, dass es sich um eine ursprünglich ausländische Tradition handelt. Dabei sei das Publikum, das bei ihm kaufe, sehr gemischt: „Ich habe viele Kunden, die in Deutschland geboren sind, vor allem jüngere Leute, aber zunehmend auch Ältere, die Wasserpfeifen im Urlaub für sich entdeckt haben.“

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