Sexuelle Übergriffe auf Kessenicher Herbstmarkt Die Opfer sind Minderjährige, die Täter in Gewahrsam

Kessenich · Nach den sexuellen Belästigungen auf dem Kessenicher Herbstmarkt am Samstagabend haben die Veranstalter sofort alle Buden geschlossen. Die Polizei ermittelt in drei Fällen und nahm zwei Täter vorläufig fest.

Ein Mann steht in Handschellen neben einem Polizisten (Symbolbild).

Ein Mann steht in Handschellen neben einem Polizisten (Symbolbild).

Foto: dpa/Johannes Neudecker

Der Auftakt des Kessenicher Herbstmarktes hat am Samstagabend mit einem Großaufgebot von Polizei, Ordnungsamt und einem Rettungswagen begonnen. Grund war um 22.32 Uhr sexuelle Belästigung von drei minderjährigen Frauen durch zwei Männer. Der Ausschank und Toilettenwagen schlossen sofort, die bis dahin friedliche und fröhliche Veranstaltung war damit beendet.

Acht Streifenwagen und ein Rettungswagen hüllten die gesperrte Hausdorffstraße eine Stunde lang in waberndes Blaulicht. Ein gutes Dutzend Polizisten hielt die Neugierigen zurück. Unter ihnen sprach sich schnell herum, warum plötzlich so viel Polizei auf dem Festgelände war.

Was war passiert? Bis etwa 22.15 Uhr gab die Band Handmade ein umjubeltes Konzert mit Hits wie „1000 und 1 Nacht“ und „Another Brick in the Wall“. Nur ein paar Minuten nach der letzten Zugabe schepperten an einem Stehtisch vor der Bühne an der Pützstraße Gläser. Plötzlich rannten zwei junge Männer wie Furien durch die Menge vor dem Bierwagen in Richtung Hausdorffstraße und rempelten dabei eine Frau so kräftig an, dass sie stürzte – nach Informationen des „Bonner Generalanzeigers“ aber unverletzt blieb. Die Täter, laut Polizei 24 und 28 Jahre alt, wurden schnell von den Beamten geschnappt. Bei einem mussten sie einen Taser (Elektroschocker) einsetzen, so sehr widersetzte er sich den Beamten.

Freunde eines der Opfer gaben gegenüber dem „Bonner Generalanzeiger“ an, dass ein Mann die 16-Jährige geküsst haben soll. Der andere habe ihr in den Schritt gefasst, was die Polizei am Sonntag bestätigte. Die Jugendlichen hatten auch Fotos mit dem Handy gemacht, die sie den Beamten übergaben. Sie waren es auch, die den Notruf gewählt hatten. Aus der Präsidiumsleitstelle hieß es, dass die beiden Tatverdächtigen zudem mehrere jüngere Frauen angetanzt und ihnen den Rücken gestreichelt hätten. Die Freunde der 16-Jährigen berichteten später zudem, dass es dem Mädchen nach dem Übergriff schlecht gehe.

Der getaserte Täter wurde im Krankenwagen behandelt. Es entstand dort zwischendurch eine solch große Unruhe, dass mehrere Polizisten in den Rettungswagen stiegen, um die Lage in den Griff zu kriegen. Später schoben sie dem anderen Mann die Hände hinter den Rücken und führten ihn ab. „Sie leisteten erheblichen Widerstand“, so die Polizei.

Staatsanwaltschaft ist am Zuge

Die Täter sitzen derzeit noch in Gewahrsam. Nun nehme sich die Staatsanwaltschaft der Sache an, so die Polizei. Die Beamten mutmaßen, dass es auf dem Fest noch weitere Geschädigte gegeben hat. Die Ermittlungen dauern entsprechend an.

Viele der bis zu dem Vorfall noch gut gelaunten Festbesucher zeigten sich bestürzt über die sexuellen Attacken. Auch das Stadtmarketing Kessenich als Veranstalter zeigte sich von der Tat geschockt. „Bei uns ist jeder willkommen, der sich an die Regeln hält“, sagte Marktleiter Josh Peters. „Solche Sachen darf man einfach nicht machen.“ Doch wenn dann so etwas doch passiere – wie eben am Samstagabend – „muss man die Polizei rufen“. Das geschah letztlich auch. Und die Beamten waren auch schnell zur Stelle. „Wir haben dann die Buden zugemacht“, so Peters, der übrigens auch den Ortsausschuss Kessenich anführt und den Karnevalszug leitet. Er denke nun darüber nach, inwieweit er künftig die Verantwortung für solche Großveranstaltungen noch tragen wolle.

78 Aussteller

Am Sonntag ging das Fest weiter. Der Vorfall war nicht mehr das dominierende Thema. Bei strahlendem Sonnenschein feierten Händler, Vereine und die vielen Besucher den Herbstmarkt. 78 Aussteller machten dabei mit. Neben dem Musikprogramm auf der Bühne vor der Kirche gab es viel für Klein und Groß zu entdecken. Da konnte man bei einem ‚Hau den Lukas’ seine Muskeln spielen lassen, bei den Kunsthandwerkerständen stöbern oder sich auf offener Straße die Haare schneiden lassen.

Die Buchhandlung Jost bat unter anderem zu einer Räuber-Hotzenplotz-Schnitzeljagd. Die Kinder kletterten in das Einsatzfahrzeug der Feuerwehr Kessenich (Mama und Papa hier und da auch). Sie ließen sich die Ausrüstung der Feuerwehrleute ganz genau erklären. „Das ist ein richtiges Familienfest“, freute sich Peters am Ende über den friedlichen Verlauf am Sonntag.

Weitere Geschädigte und Zeugen werden gebeten, sich an die Polizei Bonn zu wenden: ☎ 0228/15-0

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