Krefeld Sektenarzt besucht Staatsanwalt

Krefeld · Sektenarzt Hartmut Hopp wird womöglich doch nicht nach Krefeld-Linn ziehen. Gegenüber Wohnstätte und Staatsanwaltschaft deutete er an, dass er die Kündigung seiner Linner Wohnung akzeptieren wolle.

 Hartmut Hopp an einer Bushaltestelle an den Edelstahlwerken.

Hartmut Hopp an einer Bushaltestelle an den Edelstahlwerken.

Foto: samla

Sektenarzt Hartmut Hopp hat gestern überraschend die Krefelder Staatsanwaltschaft aufgesucht und dort angedeutet, dass er doch nicht nach Krefeld ziehe. Er fuhr zum Preußenring 49, redete einige Minuten mit Krefelds Oberstaatsanwalt Klaus Schreiber. Der bestätigte gestern Abend unserer Zeitung: "Ja, er war bei uns." Genaueres wollte Schreiber über den Besuch nicht mitteilen, nur so viel: "Er wollte einen persönlichen Kontakt herstellen."

 Die Wohnung von Hopp in Linn – zum ersten September sollte er eigentlich hier einziehen.

Die Wohnung von Hopp in Linn – zum ersten September sollte er eigentlich hier einziehen.

Foto: bkö

Hopp signalisierte auch gegenüber Spiegel Online und Thomas Siegert, Leiter der Krefelder Wohnstätte, dass er wahrscheinlich die Kündigung durch die Wohnstätte (wir berichteten) akzeptieren wolle und doch nicht nach Krefeld ziehe. Unsere Zeitung versuchte gestern Abend noch eine Stellungnahme von Hopp zu erhalten — er meldete sich nicht. In den vergangenen Tagen hat der 67-Jährige allerdings immer ab Mitternacht seine Wohnung in Linn renoviert.

Thomas Siegert, Leiter der Wohnstätte, sagte: "Es würde uns natürlich freuen, wenn Herr Hopp sich anders entscheidet. Bisher habe ich aber noch nichts schriftlich." Am heutigen Samstag will Siegert ins Büro fahren und nachschauen, ob Post von Hopp angekommen ist. Offen ist noch, wo Hopp und Frau jetzt hinziehen. Womöglich bleiben sie vorerst in Willich. Bei seinen dortigen Vermietern gilt er aber offenbar auch als "unerwünscht".

Klaus Schreiber bestätige weiterhin gestern, dass eine Anzeige einer deutschen Menschenrechtsorganisation gegen Hopp vorliege. Allerdings sei diese allgemein gehalten und nenne keine konkreten Tatvorwürfe. Man müsse deshalb weiterhin auf die Unterlagen aus Chile warten. "Ich hoffe wirklich, dass uns die Chilenen bald die Akten zukommen lassen, damit wir anfangen können." Das Bundeskriminalamt hat mittlerweile in Chile die Akten angefordert. Hopp bestritt zuletzt in einer Mail an unsere Zeitung die gegen ihn erhobenen Vorwürfe.

Für die Linner kommt die Nachricht überraschend: Besorgte Eltern aus dem Krefelder Stadtteil wollen heute eigentlich vor der künftigen Wohnung des Sektenarztes Hartmut Hopp demonstrieren. Ein Linner Vater und Nachbar, der an der Demonstration teilnehmen will, sagte gestern unserer Zeitung: "Es kann nicht sein, dass die Behörden untätig bleiben. Wir Eltern gehen auf die Straße, ob mit oder ohne Hilfe durch die Polizei." Bei der Polizei war die Demonstration bis gestern Abend nicht angemeldet. Ein Polizei-Sprecher sagte: "Es gibt in Deutschland das Versammlungsrecht. Dass die Demo nicht angemeldet wurde ist ein Mangel, aber der ist heilbar."

Auch aus Kreisen der Krefelder Ärzteschaft gibt es mittlerweile Protest gegen die Person Hopp. Der Krefelder Mediziner Rainer Jörg Althaus hat in einem Schreiben an den Präsidenten der Ärztekammer Nordrhein den Ausschluss des Sektenarztes aus der Kammer verlangt. Althaus schreibt Professor Jörg-Dietrich Hoppe von der Ärztekammer: "Die Summe der erheblichen Vorwürfe rechtfertigt meines Erachtens, zunächst dem Begehren des Herrn Hopp zur Erlangung der Approbation (Zulassung zu Heilberufen durch den Staat, d. Red.) nicht zuzustimmen. Es geht auch um das grundlegende Verständnis des Arztberufes." Ein Sprecher der Kammer verwies auf die Bezirksregierung, die Genehmigungsbehörde für Approbation ist. Die Bezirksregierung teilte mit: "Hopp hat eine gültige Approbation als praktischer Arzt, die ihm 1985 in München erteilt wurde. Die Bezirksregierung könnte diese zum Ruhen bringen oder entziehen, wenn er sich als unwürdig erweist." Man sei dahingehend mit der Staatsanwaltschaft in Kontakt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort