Aufnahmerituale beim SEK Machtkampf bei der Kölner Polizei

Köln · Der Skandal um menschenunwürdige Aufnahmerituale bei einem Spezialeinsatzkommando (SEK) des Kölner Polizeipräsidiums eskaliert zu einem Machtkampf zwischen dem Kommandoführer der Einheit und dem Polizeipräsidenten.

So arbeitet ein Spezialeinsatzkommando (SEK)
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Foto: dpa, mb htf olg

Nachdem die Aachener Staatsanwaltschaft die strafrechtlichen Ermittlungen eingestellt hat, kündigt Polizeipräsident Wolfgang Albers neue Disziplinarverfahren gegen die Beschuldigten an: Sie sollen zwei Anwärter während eines wüsten Aufnahmerituals gefesselt, gedemütigt und gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt haben. Der Chef des Kommandos wiederum wehrt sich über eine Anwältin und diskreditiert ein vermeintliches Opfer. Seine Strafverteidigerin Gabriele Jansen sagte dem "Focus": "Als der Mann glaubte, sein Verhalten führe zum Rauswurf aus dem SEK, hat er versucht, den Spieß herumzudrehen, und seine Kollegen mit unmöglichen Mobbing-Vorwürfen im Präsidium angeschwärzt - und ist durch den Polizeipräsidenten auch noch dafür belohnt worden." Albers hatte das gesamte SEK-Team kalt gestellt und die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen angestoßen.

Anwältin Ulrike Tasic, die das mutmaßliche Opfer vertritt, wittert Geheimnisverrat, weil offenbar Details aus dessen Personalakte bekannt wurden. Sie stellen diesen als chronischen Querulanten dar: "Wir prüfen, ob wir wegen des Verdachts der Verletzung von Dienstgeheimnissen und wegen des Verdachts der Verleumdung juristisch vorgehen", sagte sie unserer Zeitung. Auch die Einstellung der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen will sie nicht hinnehmen: "Möglicherweise gibt es ein Interesse, die Vorgänge rasch aus der öffentlichen Wahrnehmung zu bekommen." Sie erwägt, die Einstellung anzufechten, und sieht eventuell den Verdacht einer einseitigen Ermittlung.

Laut "Focus" soll das mutmaßliche Opfer beim SEK immer wieder mit schlechten Leistungen und mangelnder Kollegialität aufgefallen sein. Das soll aus Akten der Aachener Staatsanwaltschaft hervorgehen. "Dass mein Mandant als Belastungszeuge jetzt von interessierter Seite als Nestbeschmutzer denunziert wird und von gefälligen Medien, die von eben dieser interessierten Seite offenbar mit unvollständigen Informationen versorgt werden, als unglaubwürdig dargestellt wird, hat nichts mit den Fakten zu tun", betont Anwältin Ulrike Tasic. Selbst, wenn die persönlichen Diffamierungen zutreffend wären, hätten sie nichts mit dem Aufnahmeritual zu tun.

(RP)
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