Festnahmen in Bayern: Spione sollen für Russland US-Einrichtungen ausgespäht haben
EILMELDUNG
Festnahmen in Bayern: Spione sollen für Russland US-Einrichtungen ausgespäht haben

Einsätze in Essen und Gelsenkirchen SEK mit Panzerwagen stürmt Entsorgungsbetrieb - zehn Personen festgenommen

Update | Essen · Im Ruhrgebiet hat es einen massiven Polizeieinsatz gegeben. Rund 450 schwer bewaffnete Spezialkräfte gingen in Essen und Gelsenkirchen gegen Drogenkriminalität vor. Zum Einsatz kamen auch Rampenfahrzeuge und Polizei-Panzer, darunter der „Survivor“.

Essen: Großeinsatz der Polizei in Essen mit SEK und Panzerfahrzeug
15 Bilder

Großeinsatz der Polizei in Essen

15 Bilder
Foto: dpa/Justin Brosch

Um 19 Uhr schlägt das Spezialeinsatzkommando zu. Mit dem „Survivor“, einem Panzerfahrzeug der Polizei, und weiteren schweren Einsatzfahrzeugen wie Lastwagen mit Rampen stürmen die Spezialeinheiten der Polizei einen Entsorgungsbetrieb im Essener Stadtteil Altenessen. Die schwer bewaffneten Kräfte verteilen sich blitzschnell auf dem Hof des Areals und riegeln das Gelände ab. Plötzlich gibt es einen lauten Knall, dann noch einen. Und noch einen. Männer mit erhobenen Händen werden abgeführt; gleichzeitig fährt eine weitere Kolonne von silberfarbenen und schwarzen Vans und Transportern auf den Hof des Gewerbebetriebs.

„Der Einsatz steht im Zusammenhang mit Drogenkriminalität“, heißt es zunächst aus Sicherheitskreisen. Zeitgleich gibt es in Gelsenkirchen einen ähnlichen Einsatz. Insgesamt sollen rund 450 Polizisten, darunter das SEK, an dem Einsatz beteiligt sein. Über dem Einsatzort in Essen kreisen am Abend ein Hubschrauber und eine Drohne der Polizei, Polizisten sperren die Straße ab.

Wie die Polizei Essen später mitteilt, geht es um ein umfangreiches Verfahren wegen des bandenmäßigen Handelns mit Betäubungsmitteln und eines Verstoßes gegen das Waffengesetz. Der Schwerpunkt des Einsatzes liegt in Essen in den Stadtteilen Altenessen, Katernberg und Kray, zudem sind Polizisten in Gelsenkirchen im Einsatz. An insgesamt elf Objekten (drei Gewerbegebäuden und acht Wohnungen) sind Beamte der Staatsanwaltschaft, der Polizei, des Ordnungsamtes und des Zolls eingesetzt; sie sollen Beweis- und Tatmittel finden und sicherstellen sowie mehrere Haftbefehle vollstrecken. „Da Hinweise vorliegen, dass ein Teil der Personen gewaltbereit sein soll und zudem möglicherweise über Waffen verfügen könnte, wurden Spezialeinsatzkräfte eingesetzt“, heißt es in der Mitteilung. Der Einsatz sei „das Ergebnis von intensiven und monatelangen Ermittlungen“ und werde wohl bis in die Nacht dauern. Eine Bilanz des Großeinsatzes sei erst in den nächsten Tagen zu erwarten.

Ein Verwandter des Betreibers des Entsorgungsbetriebs steht auf der anderen Straßenseite und schaut sich von dort die Durchsuchungen an. „Ich weiß nicht, was sie hier wollen“, sagt er. „Vor ein paar Jahren war hier schon einmal eine Razzia wegen einer Plantage. Da wurden aber nur ein paar Pflanzen angebaut. Nichts Wildes. Man hat seine Strafe dafür bekommen“, sagt er.

Direkt an das Areal des Entsorgungsbetriebs in Essen grenzen Wohnhäuser. Zwei Frauen und zwei Männer sitzen auf dem Balkon und verfolgen den Einsatz von dort aus; sie haben Einblick auf den Hinterhof. „Das war schon krass, als es hier plötzlich losging und die ganzen SEK-Leute kamen“, sagt eine der Frauen. „Ein Polizist hat zu uns hochgerufen: Weg vom Fenster. Weg vom Fenster“, sagt sie. „Das haben wir dann auch gemacht.“ Über die Betreiber der Entsorgungsfirma können sie nichts sagen. „Wir kennen die nicht.“

Am späten Dienstagabend teilt die Polizei mit, dass der Einsatz noch bis in die Nacht andauern werde. „Im Anschluss an den heutigen Einsatz müssen die Durchsuchungsergebnisse ausgewertet werden“, twittert die Polizei Essen.

Am Mittwoch teilte die Polizei dann mit, dass insgesamt zehn Personen festgenommen worden seien. Die umfangreichen Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen. Vier Haftbefehle seien vollstreckt, weitere sechs Personen vorläufig festgenommen worden, hieß es weiter.

Über die Identität der Tatverdächtigen sowie die Ergebnisse der Durchsuchungsmaßnahmen könne zum jetzigen Zeitpunkt aus ermittlungstaktischen Gründen noch nichts Näheres mitgeteilt werden, ergänzte die Polizei.

 Polizisten sichern den Einsatz in einem Hinterhof ab.

Polizisten sichern den Einsatz in einem Hinterhof ab.

Foto: Christian Schwerdtfeger

Bei dem eingesetzten „Survivor“ handelt es sich um ein Fahrzeug für die Spezialeinsatzkräfte der Polizei, das seit vier Jahren zum Fuhrpark des SEK in NRW gehört. Der „Survivor R“ basiert auf einem „4 x 4“-Lkw-Fahrgestell und hat eine Kabine aus Panzerstahl. Damit sind die bis zu zehn Insassen vor Beschuss und Minen sicher. Der gasdichte Aufbau mit einer Schutzbelüftungsanlage schützt die Polizisten im Inneren vor giftigen Stoffen in der Außenluft. Das Fahrzeug wird von einem 340 PS (250 kW) starken Dieselmotor angetrieben. Das Gesamtgewicht beträgt 17,5 Tonnen. Das Fahrzeug kann zudem mit einem Rammschutz und einem Rammdorn ausgerüstet werden, um beispielsweise schwere verschlossene Tore zu öffnen.

(csh)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort