Veilchendienstagszug Schwules Prinzenpaar wirbt in Mönchengladbach für Weltoffenheit

Mönchengladbach · Die Tollitäten Thorsten Neumann und Axel Ladleif sehen den Veilchendienstagszug als ein Signal gegen Mobbing und für Akzeptanz.

 Das Mönchengladbacher Prinzenpaar Axel Ladleif (l.) und Thorsten Neumann mit Gefolge. Heute steht der Veilchendienstagszug an.

Das Mönchengladbacher Prinzenpaar Axel Ladleif (l.) und Thorsten Neumann mit Gefolge. Heute steht der Veilchendienstagszug an.

Foto: Denise Brenneis

So etwas wie der Christopher Street Day des Karnevals zieht am Veilchendienstag durch Mönchengladbach. Zwar wollte Gladbachs schwules Prinzenpaar „den Karneval nicht zu einer politischen Veranstaltung machen“, doch hat sich die Session längst zur besten Werbung für Toleranz und Gleichberechtigung entwickelt. Der Veilchendienstagszug ist insoweit auch eine Demonstration für die Weltoffenheit des Brauchtums. Dafür stehen Axel Ladleif und Thorsten Neumann, schon lange ein Paar und seit Kurzem miteinander verheiratet, die als Tollitäten durch Wortwitz und Authentizität, durch Spontanität und Herzlichkeit erreicht haben, dass selbst Köln und Düsseldorf neidisch auf Mönchengladbach schauen.

Doch auch in Gladbach hat die Toleranz ihre Grenzen, wie das Prinzenpaar erfahren musste: Schmierereien am Prinzenwagen, für den Veilchendienstagszug rasch übermalt, dokumentieren Diskriminierung und Schwulenfeindlichkeit. Die als „Schwulis“ und mit obszönen Zeichnungen diffamierten Prinzen wissen, dass sich ihretwegen der eine oder andere aus dem Karneval verabschiedet hat. Wichtiger aber sind dem Paar die ungezählten positiven, oft sehr direkten Rückmeldungen. Ihre Auftritte, 500 an der Zahl, versteht Prinz Axel als Kampagne für „gelebte Normalität“. Ihr Prinzensein solle wahrgenommen werden als „etwas Neues, nicht als etwas Besonderes“. Prinz Thorsten hatte sich so viel positive Resonanz, gerade auch von älteren Menschen, bestenfalls erträumt. Und ist jetzt überwältigt.

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Zum Bühnenerfolg des Duos trägt nicht zuletzt die gekonnte Showeinlage mit Dschinghis Khan (rhythmisch!) und Regenbogenlied (politisch!) bei. Dafür wurden die Gladbacher sogar nach Düsseldorf eingeladen. Was das Prinzenpaar will, passt gut zum rheinischen Frohsinn: Spaß haben und Freude bringen. Das klingt einfach, ist aber schwer in Zeiten des Terrors. Nach Hanau haben die Prinzen in ihren Ansprachen zum Nachdenken aufgerufen, stellen sie Toleranz und friedliches Miteinander in den Mittelpunkt und fordern vehement auf, „das Maul aufzumachen, wenn rassistisch gehetzt und Hass verbreitet wird“.

 Dem Mönchengladbacher Veilchendienstagszug (Start: 13.11 Uhr, hier geht’s zum Liveblog), dem Höhepunkt ihrer Prinzen-Zeit, sehen sie mit Freude entgegen: Es soll ein Umzug gegen Mobbing und für Akzeptanz werden. 300.000 Jecken sollen mit den schwulen Prinzen Gleichberechtigung feiern (nicht nur im Karneval!).

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