Krefeld Schulschwänzer: Training im Bistro

Krefeld · Die Stadt richtet einen sogenannten Lernort für Schulverweigerer ein. Zehn Jugendliche sollen in der Fabrik Heeder ein Bistro für die Mitarbeiter der Jugend- und Sozialagentur betreiben und so fürs Leben lernen.

NRWs Schulsystem 10/11 in Zahlen
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Foto: AP

In den Räumen der Sozialagentur Heeder wird ab November ein außerschulischer Lernort für Schulverweigerer eingerichtet. Zehn Jugendliche, die der Institution Schule den Rücken gekehrt haben, sollen über praktische Arbeit wieder für systematisches Lernen gewonnen werden. Sie werden demnächst ein Übungsbistro betreiben. Abseits des regulären Klassenzimmers werden schulische und soziale Defizite aufgearbeitet, Fähigkeiten und Neigungen sichtbar gemacht und nebenbei Verlässlichkeit trainiert. Ziel ist die Rückführung der Jugendlichen in die Regelschule oder in eine Ausbildung.

Guido Trappmann von der Krefelder Jugendhilfe spricht von einer "Reintegration der Jugendlichen, um somit ihre Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe zu erhöhen". Die Maßnahme ist Teil des Bildungspaketes. Die 14- bis 18-Jährigen kommen aus Regelschulen oder aus Klassen für "Jugendliche ohne Ausbildungsverhältnis" von den Berufskollegs. Weil ihre Beschulung im normalen Schulalltag nicht möglich ist, nehmen die Jungen und Mädchen an einem praxisnahen Lernförderprojekt von Jugendhilfe und Schule in der Fabrik Heeder teil.

Dieser außerschulische Lernort bietet den Schülern ein alternatives Bildungskonzept zum Schulbesuch. Unter Anleitung durch zwei pädagogische Fachkräfte bekommen die Jugendlichen die Möglichkeit, ein Übungsbistro zu betreiben. In ihrer Zuständigkeit liegt die Vorbereitung, Gestaltung, Planung und Durchführung des Frühstücksangebotes für die Mitarbeiter der Jugend- und Sozialagentur Heeder.

Ähnlich der Länge eines Schultages stehen täglich etwa sechs Stunden auf dem Programm. Die Wissensvermittlung erfolgt laut Trappmann in erster Linie über die praktische Arbeit und "stark praxisbezogenen Unterricht". Es werden sowohl Kenntnisse in den Bereichen gesundes und preiswertes Essen als auch fachbezogene Mathematik vermittelt.

Darüber hinaus steht neben Lebensmittelkunde und dem Umgang mit Geld das Training von "Schlüsselqualifikationen" auf dem Stundenplan. Gemeint sind Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und die Entwicklung einer Tagesstruktur. Die Teilnahme der Schüler an dem Projekt erfolgt nach Angaben Trappmanns freiwillig und in engem Kontakt zwischen Schule, Eltern und Schulsozialarbeitern. "Die Vorschläge, welcher Jugendliche an diesem Angebot teilnehmen kann, werden mit der Schule sowie der Schulaufsicht abgestimmt."

Die Zusammenstellung der Gruppe orientiert sich am Bedarf, aber laut Trappmann sollten nach Möglichkeit fünf Jungen und fünf Mädchen das Angebot nutzen. Mit der anstehenden Maßnahme wird das Übungsbistro der Fabrik Heeder nicht zum ersten Mal zum Lernort. Bis Ende September 2011 wurde es gemeinsam mit dem Jobcenter Krefeld durch das Projekt "Soziales Jobtraining für junge Frauen" betrieben.

Fragen zu den Kosten des Projekts beantwortete die Stadt Krefeld nicht.

(RP/jco/top)
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