Gymnasien in NRW Abschlussprüfungen nach 10. Klasse – Philologenverband findet das sinnlos

Zentrale Abschlussprüfungen gibt es zum Ende der 10. Klasse nun auch wieder an den Gymnasien in Nordrhein-Westfalen. Der Philologenverband findet die ZP10 dort sinnlos. Das Schulministerium ist jedoch anderer Meinung.

Es gibt Kritik an den Zentralen Abschlussprüfungen nach der 10. Klasse. (Symbolbild)

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Die zentralen Abschlussprüfungen nach der 10. Klasse werden seit 2024 auch wieder an den Gymnasien in NRW abgelegt - und das hat für Kritik gesorgt. Der Philologenverband Nordrhein-Westfalen appellierte an die Landesregierung, diese verpflichtenden Abschlussprüfungen - ZP10 - für die Gymnasien wieder abzuschaffen. Sie bedeuteten eine starke Zusatzbelastung für Lehrerinnen und Lehrer und seien nicht relevant für einen Großteil der Schülerinnen und Schüler.

„Nur wenige von ihnen verlassen das Gymnasium tatsächlich nach der Mittelstufe. Wir schlagen vor, dass diese überschaubare Personengruppe die ZP10 auf Wunsch freiwillig ablegen kann, für alle anderen würde die Verpflichtung entfallen“, empfahl Sabine Mistler, Vorsitzende des Verbands. In NRW finden die ZP10 in allen Schulformen am Ende der Klasse zehn in Deutsch, Englisch und Mathe statt, seit diesem Jahr nach längerer Pause auch wieder in den Gymnasien.

Ministerium: ZP10 für Chancengerechtigkeit und Vergleichbarkeit wichtig

Im Schulministerium in Düsseldorf hieß es, die ZP10 seien nun an den Gymnasien in Nordrhein-Westfalen mit der Rückkehr zum neunjährigen gymnasialen Bildungsgang - G9 bis zum Abitur - wieder eingeführt worden. „Dadurch können – wie an allen anderen Schulformen mit sechsjähriger Sekundarstufe I – die bis zum Ende der Sekundarstufe I erworbenen Kompetenzen überprüft werden.“ Das sei ein wichtiger Beitrag für mehr Chancengerechtigkeit und sorge für eine bessere Vergleichbarkeit bei der Vergabe von Abschlüssen und Berechtigungen, betonte ein Sprecher.

Lehrkräfte und Schulaufsicht erhalten zudem eine wertvolle Rückmeldung über den Leistungsstand der Schülerinnen und Schüler, sagte der Ministeriumssprecher. „Für die Schülerinnen und Schüler selbst ist die ZP10 eine hilfreiche Erfahrung im Umgang mit dem Instrument der zentralen Leistungsüberprüfung – und eine gute Vorbereitung vor allem auf das Zentralabitur.“

Weil der Aufwand für die zentralen Abschlussprüfungen hoch sei, könnten weiterführende Schulen als Ausgleich die Anzahl der regulären Klassenarbeiten in Klasse 10 um eine Arbeit verringern. Außerdem wird laut Ministerium zur Entlastung der Lehrkräfte seit dem Schuljahr 2023/24 in den Klassen 7 und 8 jeweils eine Klassenarbeit weniger in Deutsch, Mathematik und Englisch geschrieben.

GEW fordert Überprüfung

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte eine „kritische Prüfung des gesamten Prüfungswesens“. Es solle evaluiert werden, ob die zentralen Prüfungen in diesem Fall pädagogisch und didaktisch Sinn machten und welchen Mehrwert sie hätten. „Als Bildungsgewerkschaft fordern wir die curricularen Vorgaben daraufhin zu überprüfen, inwieweit sie den Bedürfnissen einer Bildung im 21. Jahrhundert, im Zeitalter der KI und einer Gesellschaft in der Transformation gerecht werden.“ Da immer neue Aufgaben hinzukämen, sei eine Entfrachtung der curricularen Vorgaben erforderlich. „Wir müssen auf alles, was mehr Verwaltungsaufwand bedeutet und die Lehrkräfte zusätzlich und auf Dauer belastet, verzichten.“

(dpa)