Düsseldorf Schützen uneins nach Tod eines Kameraden

Düsseldorf · Dass die Elleraner den Krönungsball nach dem Tod ihres Schützenbruders nicht ausfallen ließen, verstehen nicht alle Brauchtumsvertreter. Kritik gibt es an der Absage von OB Elbers.

Schützen in Düsseldorf trauern um toten Kameraden
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Schützen in Düsseldorf trauern um toten Kameraden

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Der Tod eines 72-jährigen Schützen während des Schützenfestes in Eller hat eine Diskussion um das Verhalten des Vereins nach dem Tod des Mannes und die Akzeptanz der Brauchtumsvertreter in Teilen der Bevölkerung losgetreten.

Wie berichtet, war der Mann nach einer Rangelei mit Kirmesbesuchern gestürzt und hatte sich dabei schwere Kopfverletzungen zugezogen, an denen er in der Nacht zu Montag starb. Vor der Rangelei hatte einer der Kontrahenten dem 72-Jährigen während der Parade beim Vorbeimarschieren ein Bein gestellt, weswegen der Schütze ihn später zur Rede stellte — mit dramatischen Folgen.

Dass daraufhin in Eller der Krönungsball am selben Abend nicht abgesagt wurde, stieß nicht nur auf Zustimmung. OB Dirk Elbers, eigentlich als Ehrengast geladen, ließ jedenfalls absagen und meinte, das sei nicht der Zeitpunkt zum Feiern. Heikel vor allem: Der Sohn des Toten, Regimentskönig Bernd von der Stück, hatte an diesem Abend den letzten Auftritt in dieser Funktion — und absolvierte das auch.

Intensiv diskutiert und abgesprochen

Der Schützen-Chef in Eller, Lothar Adams, verteidigte das Vorgehen auch am Dienstag noch. Das sei im Vorstand intensiv diskutiert und mit der Familie abgesprochen worden. Man habe den Toten schließlich lange und gut gekannt und sei sicher, in seinem Sinne gehandelt zu haben. Auch aus der Familie sei nur Zustimmung gekommen: Zwischen Vater und Sohn sei abgesprochen gewesen, das Amt des Regimentskönigs auch dann weiter auszufüllen, wenn etwas passiere. Adams betonte, es dem Sohn schwer gefallen, den Auftritt zu absolvieren, aber er habe das aus tiefer Überzeugung getan.

Düsseldorfs höchster Schützen-Chef, Lothar Inden vom St. Sebastianus Schützenverein Düsseldorf von 1316, sieht das Ganze differenzierter. Er gehe davon aus, dass dies alles mit der Familie abgesprochen ist und er findet das Engagement des Sohnes lobenswert, aber, so Inden: "Ich hätte das nicht getan!" Dass Elbers den Besuch kurzfristig abgesagt hat, stößt bei Inden denn auch auf volles Verständnis.

Aus der Umgebung des OB verlautete, der Rathaus-Chef habe mit den Schützen in Eller telefoniert und dabei nicht den Eindruck gewonnen, dort sei angesichts des Todesfalls ein angemessener Abend geplant. Elbers habe daher entschieden, nicht hinzugehen.

Das jedoch fanden die Elleraner offenbar nicht richtig. Schützen-Chef Adams mag da zwar nicht kommentieren, lässt aber deutlich durchblicken, dass ihm das Verständnis fehlt. Aber er müsse die Einstellung des OB akzeptieren. Adams stützt sich in seiner Einschätzung auf eine Reihe von zustimmenden Äußerungen zu der Gestaltung des Abends. Auch der zuständige Pastor Joachim Decker sei einverstanden gewesen und hätte gesagt: "Schützen sind wie eine Familie, die halten auch in schlechten Zeiten zusammen."

Für Düsseldorfs Schützen-Chef Inden ist der Vorfall ein weiterer Anlass, über die Außenwirkung der Schützen und ihr Image zu sprechen. "Wir müssen daran dringend arbeiten, und noch mehr Menschen klarmachen, wie stark Schützen in verschiedenen Bereichen sozial engagiert sind", sagte Inden.

(top/ila/top/anch)
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