„Nicht mehr zeitgemäß“ Tierschützer fordern Pferdeverbot beim Festumzug der Cranger Kirmes

Herne · Nach dem Tod eines Pferdes in Düsseldorf wird jetzt auch bei der Cranger Kirmes in Herne über den Einsatz der Tiere beim Festzug diskutiert. Eine Wählergemeinschaft will das mit Schockplakaten verhindern. Wie die Stadt darauf reagiert.

Düsseldorf: Pferd stirbt bei Schützenumzug auf der Kö​
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Pferd stirbt bei Schützenumzug auf der Kö

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Foto: dpa/David Young

In Herne ist die Diskussion über die Teilnahme von Pferden auf dem Cranger Kirmesumzug neu entbrannt. Hintergrund ist ein tragischer Vorfall aus Düsseldorf: Während eines Schützenumzugs auf der Düsseldorfer Kö Mitte Juli ist ein Pferd plötzlich zusammengebrochen und qualvoll gestorben. „Wir können nicht einfach wegschauen und Pferde weiterhin einsetzen“, sagt Bernd Blech, Ratsherr der Unabhängigen Bürger aus Herne. Pferde bei so einem Umzug einzusetzen sei einfach nicht mehr zeitgemäß“.

Beim Kirmesumzug der Cranger Kirmes, der am 6. August stattfindet, nehmen 13 Pferde teil. „Für die Tiere ist dies eine reine Qual“, meint auch Sabine Mielke, Tierschutzbeauftragte der Unabhängigen Bürger. Daher müsse der Einsatz von Pferden, der dem reinen „Fun“ diene, verboten werden, fordert Mielke. „Der Kirmesumzug ist extrem lang, wir haben hohe sommerliche Temperaturen, zudem ist es sehr laut. Das ist Stress pur für die Tiere“. Beim Umzug der Cranger Kirmes werden knapp 100.000 Besucher erwartet.

 50 dieser Plakate sollen in Geschäften aufgehängt werden.

50 dieser Plakate sollen in Geschäften aufgehängt werden.

Foto: Unabhängige Bürger Herne

Gemeinsam mit dem Illustrator Heiko Schulze haben die Unabhängigen Bürger - die mit nur einem Mandat im Rat der Stadt Herne vertreten sind - ein Plakat entworfen, das wachrütteln soll. Es zeigt Grubenpferd Fritz - das Maskottchen der Cranger Kirmes - am Boden - völlig erschöpft, mit heraushängender Zunge und weinend. „Festumzug frei von Pferdequälerei“ steht in blutiger Schrift darüber. Und weiter: „Wir fordern Koppel statt Kirmes“ - „Euer Spaß – Meine Angst“.

50 dieser Plakate sind bereits in Druck, sie sollen in Kürze in Läden entlang der Umzugsstrecke aufgehängt werden. „Uns haben schon zahlreiche Geschäfte ihr Ok gegeben, die Plakate aufzuhängen“, so Blech. Ob er das Motiv nicht zu brutal findet? „Auf keinen Fall! Mit Chichi kommt man nicht weit. Wir wollen schocken, wir wollen wachrütteln. Andernfalls bewirkt man ja heutzutage nichts!“

Auch beim Veranstalter scheint die Botschaft angekommen zu sein: „Wir nehmen die Vorwürfe sehr ernst“, so Kirmessprecher Alexander Christian. Die Zahl der Pferde beim Kirmesumzug sei in den letzten Jahren stets reduziert worden - auch das klassische Ponyreiten finde auf der Cranger Kirmes nicht mehr statt. Ganz auf Pferde verzichten wolle man aber dennoch (noch) nicht. „Es sind ja nur 13 Pferde“, rechtfertigt Christian die Entscheidung. „Man muss das im Verhältnis sehen: Beim Kölner Karneval sind es 300.“ Ein Argument, das die Tierschützer so nicht durchgehen lassen wollen: „Jedes leidende Tier ist eines zu viel“, so Mielke.

Schon beim vorletzten Kirmesumzug 2018 hatte sie ein Pferdeverbot gefordert - ein entsprechender Antrag im Rat scheiterte jedoch an der Mehrheit. Alexander Christian betont indes den Sicherheitsaspekt. Alle Tiere seien vom Veterinäramt zuvor untersucht worden. „Die Pferde laufen außerdem an der ersten Position des Festumzugs, dadurch ersparen wir den Tieren lange Wartezeiten und senken so die Belastung“, so Christian. Zeige ein Tier Anzeichen von Stress, könne es problemlos aus dem Zug genommen werden.

Bei einem Schützenumzug in Düsseldorf ist ein Pferd tot zusammengebrochen (Archivbild).

Bei einem Schützenumzug in Düsseldorf ist ein Pferd tot zusammengebrochen (Archivbild).

Foto: dpa/David Young

Doch auch wenn die Stadt Herne in diesem Jahr noch an Pferden bei ihrem Kirmesumzug festhält - im nächsten Jahr könnte dies schon ganz anders aussehen, räumt Christian ein. Und wiederholt noch einmal: „Wir nehmen die Vorwürfe sehr ernst“.

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