Grevenbroich Schlechte Noten für Bahnhof

Grevenbroich · Schlechte Noten erhielt der Grevenbroicher Bahnhof von jugendlichen Behinderten. Sie testeten Gebäude, Ticketautomaten und WCs auf Barrierefreiheit. "Mangelhaft" lautet ihr Urteil. Die Bahn will handeln.

 Schon am Eingang des Grevenbroicher Bahnhofs geht's für Rollstuhlfahrer, Familien mit Kinderwagen oder Rollatornutzer nicht weiter: Die schweren Eingangstüren lassen sich nicht allein öffnen. Die Bahn sucht nach einer Lösung.

Schon am Eingang des Grevenbroicher Bahnhofs geht's für Rollstuhlfahrer, Familien mit Kinderwagen oder Rollatornutzer nicht weiter: Die schweren Eingangstüren lassen sich nicht allein öffnen. Die Bahn sucht nach einer Lösung.

Foto: K.N.

Raus aus der Schule und etwas unternehmen — das wollten zwölf Jugendliche der "Mosaik"-Förderschule. Das erste Ziel: der Bahnhof in der City. Den Hintergrund erläutert Pädagoge Thorsten Lehmann (31): "Beim Wettbewerb ,Jugend testet' wollten wir die Bahn als Dienstleister prüfen — für Jugendliche im Rollstuhl ist Mobilität sehr wichtig." Ein Test, der die Behinderten sehr enttäuschte. Ihre Note für den Haltpunkt: "Mangelhaft!" Denn schon an den Eingangstüren ist der Weg für Rollstuhlfahrer zu Ende: Die schweren Türen lassen sich ohne Hilfe nicht öffnen. Jetzt fordern die Schüler von der Bahn und Bürgermeisterin Ursula Kwasny: "Am Bahnhof muss etwas geändert werden."

Schon am Eingang ist Schluss

Der Haltepunkt steht immer wieder in der Kritik. "Defekte Aufzüge sind uns zurzeit nicht bekannt; dies geschieht meist durch Vandalismus", so ein Sprecher der Bahn. "Das Problem der Eingangstüren ist uns bekannt, wir arbeiten an einer Lösung mit der Stadt und dem VRR." Er verweist auf eine Fahrzeug-gebundene Einstiegshilfe, die über den Lokführer zu erhalten sei.

"Jugend testet" ist ein Wettbewerb der "Stiftung Warentest". Jugendliche können Produkte oder Dienstleistungen ausprobieren und bewerten. Für die Testreihe 2012 haben die Hemmerdener Oberstufenschüler die Bahnhöfe in Grevenbroich, Düsseldorf und Köln untersucht. "Wir haben das Projekt im Unterricht vorgestellt. Einige unserer Schüler hatten bereits Nagellacke getestet", so Thorsten Lehmann. Er kümmerte sich mit Dominik Wogesin (31) um den Test.

Kevin, Marvin, Jessica, Chantal, Sabrina, Hatice, Judith, Lars, Melissa, Jannick, Samir, Fabian und Hüseyin waren von der Idee begeistert und wollten gerne Bahnhofstester werden. "Da in der Oberstufe möglichst Selbstständigkeit trainiert werden soll, wollten sie Bahnhöfe in der Umgebung besuchen", erklärt Lehmann. Sechs Monate beschäftigen sie sich damit, entwickelten in Gruppen Kriterien.

Der Test Die 15- bis 18-Jährigen überprüften Aufzüge, Behinderten-WCs, Ticketautomaten und Rampen. An allen drei Bahnhöfen waren die Geldschlitze der Fahrkartenautomaten so hoch, dass sie nur schwer erreichbar waren. In Grevenbroich konnte — anders als in Köln und Düsseldorf — niemand um Hilfe bei den Rampen gebeten werden, Rollstuhlfahrer konnten diese nicht benutzen. Am Testtag sei zudem ein Aufzug defekt gewesen. Großes Manko: die WCs. Die Hinweisschilder fehlten, zu finden war nur eine kleine Toilette außerhalb des Bahnhofs: "Diese war aber zu klein und so dreckig, dass wir froh waren, sie nicht benutzen zu müssen", heißt es im Test der Hemmerdener Schüler.

(NGZ)
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