Meerbusch Schimmel im Sonnengarten

Meerbusch · Die Zustände im städtischen Familienzentrum in der früheren Böhlersiedlung sind unhaltbar. Sanierung und Umbau würden mehr als 580 000 Euro kosten. Die Kommune zögert, weil der Pachtvertrag ausläuft.

Die Stadt hat ein Problem: Sie weiß nicht, wie es mit dem Familienzentrum Sonnengarten in der früheren Böhlersiedlung in Büderich weitergehen soll. Die Zusammenhänge sind sehr komplex und werden derzeit hinter verschlossenen Türen in vertraulichen Besprechungen erörtert. SPD-Fraktionschefin Ilse Niederdellmann wohnt schon viele Jahre in der ehemaligen Werkssiedlung, die in den 90er-Jahren an den Gerling-Versicherungskonzern und 2006 an Corpus Sireo veräußert worden war.

"Seitdem verkommt die Siedlung immer mehr, Wohnungen stehen leer, Häuser sollen verkauft werden, Vermessungstrupps ziehen umher und waren auch in unserem Garten", berichtet die Ratsfrau. Keiner wisse genau, was passiere, wie die Zukunft aussehe, sagt sie.

Darunter leidet auch die Stadt. Die größte Kinderbetreuungseinrichtung liege in der Siedlung und der Pachtvertrag laufe am 31. Dezember des kommenden Jahres aus, heißt es in einem Bericht des Jugendamtes. Das 1954 von der Böhler AG errichtete Gebäude wurde der damaligen Gemeinde Büderich mietfrei überlassen. Nach 40 Jahren wurde die kostenfreie Nutzung mit den neuen Eigentümern verlängert.

In der Sitzung des Jugendhilfeausschusses bestätigte die Erste Beigeordnete Angelika Mielke-Westerlage, dass ein eventuelles Ausbauvorhaben am Sonnengarten gleich in mehrfacher Hinsicht problematisch sei. Das Auslaufen des Pachtvertrags sei das eine, die notwendige Sanierung und ein Umbau das andere. Immobilienexperten der Stadtverwaltung hätten einen großen Bedarf ausgemacht.

Neben dem Zustand des Gebäudes entspreche auch der Grundriss nicht mehr den heutigen Erfordernissen. Für den Erhalt einer erneuten Betriebsgenehmigung seien umfangreiche und teure Änderungen notwendig. Die Fachleute hätten Kosten oberhalb von 580 000 Euro ausgerechnet, heißt es in der Beratungsvorlage für die Kommunalpolitiker.

Karin Solbach-Kandel (SPD) nahm in ihrer Schilderung kein Blatt vor den Mund. "Es ist überall feucht, es gibt Schimmel und ständig neue Rohrbrüche. Wenn die Zustände an meiner Schule so wären, hätte man sie längst geschlossen", sagte die Lehrerin.

Für Jürgen Niederdellmann — langjähriger Ratsherr und Vordenker der Büdericher SPD — liegt die Verantwortung für die Entwicklung in der ehemaligen Böhlersiedlung nicht allein bei den Eigentümern. "Die Stadt gibt hier auch ein schwaches Bild ab", sagte er. Abenteuerspielplatz, Familienzentrum, Böhler-Erweiterungsfläche, Zukunft der Werkssiedlung, eventueller Denkmalschutz — das alles seien Stichwörter, mit denen sich bislang weder Bürgermeister noch andere Beamte intensiv befasst hätten.

(RP/rl)
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