Moers Schillernder Käufer für Utforter Rathaus

Moers · Der Rat der Stadt Moers hat am Mittwoch in nichtöffentlicher Sitzung entschieden, das seit über einem Jahr leerstehende ehemalige Utforter Rathaus an die Stiftung von Christian K. zu verkaufen. Der gilt in der Grafenstadt als umstritten.

 Das Rathaus Utfort.

Das Rathaus Utfort.

Foto: Dieker

Ob der 10. Juli ein guter Tag für die Stadt Moers war, wird sich noch weisen. Jedenfalls war er ein ungewöhnlicher: Am Mittwoch fassten die Mitglieder des Rates gleich für zwei ehemalige Rathäuser der Stadt zukunftsweisende Beschlüsse: Die Verwaltung soll ab sofort nur noch mit zwei Interessenten verhandeln, die Angebote für das alte "Neue Rathaus" an der Meerstraße und die umliegenden Immobilien abgegeben haben. Beide Bieter wollen dort vorwiegend hochwertige Seniorenwohnungen errichten.

Für das ehemalige Utforter Rathaus, in dem über Jahrzehnte das Moerser Bergamt untergebracht war, ist ein Käufer gefunden, der dort ein Pflegeheim mit 80 Betten errichten will. Den Zuschlag erhielt für 255 000 Euro allerdings ein Mann, der vielen Moersern in zweifelhafter Erinnerung ist. Käufer ist nämlich eine Stiftung aus Bad Wörishofen, die auf den Namen von Christian K. lautet. Der 49-Jährige hat auf dem Moerser Immobilienmarkt einiges bewegt - nicht immer zur vollsten Zufriedenheit seiner Geschäftspartner.

So trat er als Käufer der Moerser Eisenhandlung und des Schuhhauses Möser in Erscheinung. Häufig folgten auf K.-Deals Insolvenzen und zivilrechtliche Auseinandersetzungen. Ein angesehener Moerser Bürger, den K. angeblich um einen Teil seiner Rente gebracht haben soll, trat aus dem Karnevalsverein aus, dem beide angehörten: "So lange der mit meinem Geld Runden schmeißt, will ich da nicht Mitglied sein", sagte der angeblich Geprellte.

Auch Bürgermeister Norbert Ballhaus (SPD) hat seine Erfahrungen mit K. Zu Beginn seiner Amtszeit hatte der ihm die Idee schmackhaft gemacht, auf dem Komplex des ehemaligen Horten-Hauses ein die Homberger Straße überbrückendes Rathaus zu errichten. Ballhaus wurde von der Politik zurückgepfiffen. Das Projekt zerschlug sich. Am Ende blieb ein Architekt, der behauptete, dass K. ihm Honorar für die Pläne schulde.

Zwar konnte K. nachgewiesen werden, dass er einen vorbestraften Betrüger als Geschäftsführer zweier seiner Firmen beschäftigt hatte, er selbst ist trotz intensiver Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts des betrügerischen Bankrotts nie verurteilt worden und gilt als unbescholten.

Gleichwohl war er nach den genannten Affären in Moers für eine Weile von der Bildfläche verschwunden. K. trat jedoch im vergangenen Jahr mit einem Projekt am Moerser Neumarkt wieder in Erscheindung. In diesem Frühjahr übernahm seine Stiftung die renommierte "Schifferbörse" in Duisburg-Ruhrort.

Im Laufe der vergangenen Monate waren mehrere Interessenten am Utforter Rathaus abgesprungen. Unter anderem hatte auch ein türkischer Moscheeverein dort seine Aktivitäten konzentrieren wollen. Ein anderer Bieter schien der Verwaltung nicht solvent genug zu sein, das Projekt stemmen zu können, so dass zum Schluss nur noch K. übrig blieb.

"Hauptsache, das Ding ist weg", hatte Bürgermeister Ballhaus das Gebot von K. im Vorfeld kommentiert. Auf Antrag der CDU kam es am Mittwoch zur namentlichen Abstimmung. Ampel und Teile der FBG waren für den Verkauf, CDU, Linke und ein FBG-Mann dagegen.

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