Jede Minute zählt Warum man Schafe manchmal schubsen muss

Düsseldorf · Im Frühjahr kommen in NRW die Schafe auf die Weide. Was viele Spaziergänger nicht wissen: Wenn man ein Tier sieht, das auf dem Rücken liegt, sollte man in vielen Fällen aktiv werden. Das Schaf könnte sonst verenden.

 Eine Schafsherde in Bislich

Eine Schafsherde in Bislich

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Die Beine ragen in die Luft, das Tier liegt reglos auf der Weide: Sollten Schafe auf dem Rücken landen, schaffen sie es von alleine oft nicht mehr hoch. Und die Tiere landen relativ oft auf dem Rücken: Schafe wälzen sich gerne auf dem Boden, um sich zu kratzen. Vor allem sogenannte Fleischschafe – also die dickere und größere Rasse – sind in üppige Wolle gepackt und haben einen breiten Rücken. Ihre dünnen Beinchen haben nicht genug Kraft, um von alleine wieder hochzukommen.

Dabei braucht es nicht viel, um ein Schaf zu retten: Hingehen, „hochschubsen“ – damit das liegende Schaf vom Rücken auf die Seite rollt und aufspringt. Meistens läuft es anschließend weg. „Manchmal reicht es auch, sich neben das Schaf zu stellen, damit es sich abstoßen kann“, sagt Fides Marie Lenz, Geschäftsführerin des Schafzuchtsverein NRW.

Im Internet kursieren zahlreiche Videos, die zeigen, wie das „Schafe-Schubsen“ funktioniert. Lenz findet diese Videos sinnvoll und hilfreich. Denn dass ein Schaf stirbt, weil es zu lange auf dem Rücken liegt, kann tatsächlich passieren. „Schafe sind Wiederkäuer, sie haben einen großen Pansen“, sagt Lenz. Dieser größte der drei Vormagen dient dazu, grobe Futterbestandteile wieder hochzuwürgen, damit das Schaf sie nochmal zerkaut. Liegt es aber auf dem Rücken, funktioniert diese Motorik nicht – das Schaf erstickt. „Außerdem ist es eine unnatürliche Position und die Organe drücken auf die Lunge“, sagt Lenz. Dass das Tier in dieser Stellung nicht fressen kann, komme erschwerend hinzu.

Hat ein Schaf zu lange gelegen, kann es sein, dass das Aufrichten im ersten Anlauf nicht funktioniert – die Organe haben sich verlagert und ziehen das Tier immer wieder runter. Wie dies aussieht, veranschaulicht dieses Video.

Auch wenn mindestens einmal am Tag ein Schäfer vorbeischaut – dass Spaziergänger Augen und Ohren offen halten, sei wichtig. „Je nach Größe des Tiers kann man nicht absehen, ab wann die Rückenlage gefährlich wird“, sagt Lenz. Wer ein Schaf in Not entdeckt, sei ausnahmsweise befugt, die Weide zu betreten. Angst haben brauche man dabei nicht. „Ein Schaf würde einen Menschen niemals attackieren“, fügt Lenz hinzu.

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