Kreis Viersen Schädlinge machen Bauern Probleme

Kreis Viersen · Die EU hat die Anwendung von Saatgut verboten, das mit Neonikotinoiden behandelt wurde. Das Insektizid soll für das Bienensterben verantwortlich sein. Nun müssen sich auch die Landwirte im Kreis Viersen nach Alternativen umsehen.

 Raps, das gelbe Kreuzblütengewächs, ziert im Frühling die Landschaft und wird vielseitig eingesetzt: zur Herstellung von Rapsöl für Küche und Industrie und als Rapsschrot auch als Futtermittel in der Viehzucht.

Raps, das gelbe Kreuzblütengewächs, ziert im Frühling die Landschaft und wird vielseitig eingesetzt: zur Herstellung von Rapsöl für Küche und Industrie und als Rapsschrot auch als Futtermittel in der Viehzucht.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Die Landwirte im Kreis Viersen müssen sich in Zukunft beim Anbau von Raps umstellen. Ab Dezember besteht ein EU-Verbot, Saatgut auszustreuen, das mit Neonikotinoiden behandelt wurde. Der Wirkstoff wird unter anderem, neben der Varoa-Milbe, für das vermehrte Bienensterben verantwortlich gemacht. Bei Neonikotinoiden handelt es sich um ein Insektizid, mit dem Schädlinge bekämpft werden. Der Wirkstoff wird von den Wurzeln aufgenommen und wirkt in den Blättern gegen Fraßschäden.

Das Saatgut wird vor der Einpflanzung gebeizt. Das bedeutet, dass das Korn mit einer Kruste versehen wird, in der sich verschiedene Wirkstoffe befinden — bislang auch die nun verbotenen Neonikotinoide. "Die Körner werden also quasi paniert und dann in die Erde gelegt", sagt Kreislandwirt Paul-Christian Küskens. Der Vorteil liegt darin, dass das Saatkorn nicht von Würmern oder Insekten befallen wird.

Außerdem werden sie so auch vor verschiedenen Krankheitserregern und Pilzen geschützt. "Dadurch konnten wir bisher auf das Spritzen von Insektiziden verzichten. Die werden häufig auch vom Wind fortgetragen und landen dort, wo sie nicht hin sollten", sagt Küskens. Zudem benötige man durch das Beizen viel weniger von dem Wirkstoff, da er punktuell dort eingesetzt werde, wo er benötigt wird.

Dass die EU sofort zu einem harten Verbot greift, kann Küskens nicht ganz nachvollziehen. Ihm sei nur ein Fall aus Süddeutschland bekannt, wo es zu einem Bienensterben durch Neonikotinoiden gekommen sei: "Das lag aber vor allem daran, dass das Saatgut doppelt gebeizt wurde und eine Schicht beim Aussähen abgeplatzt ist.

Die Beize wurde dann zu Staub aufgewirbelt und von den Bienen aufgenommen", sagt der Niederkrüchtener. Daran seien die Tiere dann letztendlich verendet. "Nun hat der Gesetzgeber durchgegriffen, das können wir erst einmal nicht ändern. Wir müssen uns nun nach Alternativen umsehen und vor allem hoffen, dass auch die Industrie andere Wirkstoffe entwickelt", sagt der Kreislandwirt.

Doch ob die Hersteller schnell reagieren, ist ungewiss. Der Entwicklungsprozess in der Industrie ist sehr aufwendig und vor allem kostspielig, da die Hersteller viele Versuchs- und Genehmigungsverfahren durchlaufen müssen. Deshalb habe die Industrie auch nur Interesse an der Herstellung eines Produkts, das großen Absatz findet, so Küskens: "Für den Rapsanbau ist zu erwarten, dass sich dort etwas tut, denn Raps wird weltweit in großen Mengen angepflanzt." Für einzelne Gemüsesorten, wo der Wirkstoff ebenfalls noch eingesetzt wird, lohne es sich aber möglicherweise nicht, sagt der Landwirt: "Selbst die bei uns so viel beachtete Zuckerrübe ist für die Industrie eher ein Nischenprodukt."

Dass sich die Landwirte nun vom Rapsanbau zurückziehen werden, ist für den Kreis Viersen aber wohl zunächst nicht zu erwarten: "Wir müssen jetzt das erste Jahr abwarten, in dem wir den Wirkstoff nicht einsetzen dürfen. Wir werden die Auswirkungen beobachten und dann weiter überlegen", sagt Küskens. Sollte der Rapsanbau dennoch zurückgehen, könnte das verschiedene Auswirkungen haben.

Das gelbe Kreuzblütengewächs wird vielseitig eingesetzt. Zum einen zur Herstellung von Rapsöl, das sowohl in der Küche als auch in der Industrie, etwa als Kraftstoff, verwendet wird. Zum anderen dient Rapsschrot auch als Futtermittel in der Viehzucht. "Es ist eine gute Eiweißquelle. So können wir auf den Zukauf von Sojaschrot aus anderen Ländern verzichten", sagt Küskens, selbst Züchter von 40 Milchkühen.

In diesem Jahr dürfen die Landwirte das Saatgut mit Neonikotinoiden noch ausstreuen. Anfang September wird neu gesät. Ab Dezember gilt dann das EU-Verbot — zunächst für zwei Jahre. Sollte es verlängert werden, hoffen die Bauern auf die schnelle Entwicklung der Industrie. "Ein gewisses Risiko, dass sich bei den erlaubten und eingesetzten Mitteln etwas verändert, tragen wir in der Landwirtschaft ja immer", sagt Küskens.

(RP)
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