Mönchengladbach Salafisten-Verein EZP ist aufgelöst

Mönchengladbach · Den salafistischen Verein "Einladung zum Paradies" (EZP) gibt es nicht mehr. Die Auflösung ist nun amtlich. Joachim Banke, Sprecher des Landgerichts, bestätigte am Mittwoch auf Anfrage den entsprechenden Eintrag ins Vereinsregister. Die Löschung könne in einem Jahr erfolgen, müsse aber vorher beantragt werden.

Proteste und Übergriffe

Es war eine simple Pressemitteilung des niedersächsischen Verfassungsschutzes, die am 3. August 2010 in Mönchengladbach einschlug wie eine Bombe. Die Behörde teilte an diesem Tag mit, wie sehr sie sich darüber freue, dass der unter Beobachtung stehende Verein "Einladung zum Paradies" von Braunschweig wegziehe und in Eicken die Gründung einer Islamschule plane. Der Verein gefährde die freiheitlich demokratische Grundordnung, hieß es. Außerdem wurde den Salafisten eine "hochgradig radikalisierungsfördernde Wirkung" zugesprochen.

Relativ rasch bildeten sich in der Stadt zwei Bürgerinitiativen, die über ein Jahr lang regelmäßig gegen die fundamentalistischen, frauendiskriminierenden und demokratiefeindlichen Ansichten der Salafisten demonstrieren sollten. Staatsschutz und Verfassungsschutz bekamen quasi einen Dauerarbeitsplatz in Eicken.

Die öffentlichen Freitagsgebete der Salafisten auf dem Eickener Marktplatz, an denen auch der deutsche Konvertit und Ex-Boxer Pierre Vogel teilnahm, sorgten für bundesweites Aufsehen. Regelmäßig verfolgten Fernsehteams die Kundgebungen der Prediger von EZP und die Demonstrationen der Bürger. Im Laufe des Jahres kam es auch zu Übergriffen. EZP-Vorsitzender Sven Lau und seine Frau wurden an Karneval von Kostümierten angegriffen, die Salafisten konterten ihrerseits mit Schlägen. Im Geschäft von Sven Lau ging eine Scheibe zu Bruch. Wilfried Schultz, Sprecher der Bürgerinitiative, bekam Drohanrufe. Bei einer Mahnwache schlug ihm ein Salafist ein blaues Auge. Gegen Anhänger von EZP wurden zahlreiche Anzeigen erstattet, einige Verfahren wurden eingestellt, andere stehen noch aus. So hatte die Polizei Sven Lau im Juni wegen Brandstiftung festgenommen. Ein Gutachten soll nun klären, ob es zur Anklage kommt.

Bereits vor zwei Monaten hatte der EZP-Vorsitzende die Auflösung des Vereins angekündigt. Seine Gruppe sei auf "ekelhafte und hinterlistige Weise" aus Mönchengladbach vertrieben worden, erklärte Lau. Möglicherweise wollte EZP aber in Wirklichkeit nur dem Makel des Vereinsverbots entgehen. Außerdem endete am 30. Juni die auf drei Jahre befristete Gemeinnützigkeit, die das Finanzamt Braunschweig zugestanden hatte.

Auf der EZP-Homepage hat sich allerdings wenig geändert: Der Name taucht nicht mehr auf, aber Sven Lau macht dort nach wie vor Reklame für seinen Zam-Zam-Shop. Und es wird für eine Hadsch-reise geworben, an der neben Lau auch der ehemalige Vereinsvorsitzende Muhamed Ciftci teilnimmt. Im Impressum erscheint jetzt der Verein Medina. Beim Amtsgericht Mönchengladbach gibt es dafür keinen Eintrag.

(RP/jt)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort