Braunkohletagebau Morschenich am Hambacher Forst kann laut RWE bleiben

Essen · Umweltschützer befürchten, dass die Zusage von RWE, den Hambacher Forst zu erhalten, nur auf dem Papier steht. Der Energiekonzern widerspricht und hält auch eine Überraschung bereit.

 Ein Ortsschild zeigt den Anfang des Dorfes Morschenich an. Die meisten Bewohner haben ihre Häuser bereits verlassen.

Ein Ortsschild zeigt den Anfang des Dorfes Morschenich an. Die meisten Bewohner haben ihre Häuser bereits verlassen.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Der Energiekonzern RWE will nun doch nur einen der beiden verbliebenen Orte am Braunkohletagebau Hambach abbaggern. Die aktuellen Planungen des Unternehmens gingen davon aus, „dass die Ortslage Morschenich (alt) nicht bergbaulich in Anspruch genommen werden muss“, teilte RWE am Montag mit. Eine abschließende Entscheidung werde im Rahmen der erforderlichen Genehmigungsverfahren erfolgen.

Konzernchef Rolf Martin Schmitz hatte in der vergangenen Woche gesagt, RWE gehe davon aus, dass die zu beiden Seiten des Tagebaus gelegenen Dörfer Morschenich und Manheim weiterhin abgebaggert werden müssten. Umweltschützer hatten deshalb befürchtet, RWE könnte um den Wald herumbaggern und ihn in eine Halb-Insellage bringen, die letztlich seine weitere Existenz in Frage stelle. Dem widersprach der Konzern: „Die Überlegungen von RWE sehen für den Hambacher Forst keine Insellage vor.“

NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) drängte den Energiekonzern, rasch Klarheit über seine Pläne zu schaffen. Dabei müsse RWE auch die Belange von Bürgern, Kommunen und Region berücksichtigen. So müsse der für den Wald wichtige Wasserhaushalt gesichert werden.

Um die Böschungen im Tagebau dauerhaft standsicher zu machen und für andere Maßnahmen würden erhebliche Abraummassen und Rekultivierungsmaterial benötigt, teilte RWE weiter mit. Das müsse ganz überwiegend im Tagebau Hambach unter weiterer Inanspruchnahme des Vorfelds gewonnen werden. „Ein wesentlicher Aspekt für die derzeitige Planung ist es, eine Insellage des Hambacher Forsts zu vermeiden“, hieß es weiter. Die Planungen von RWE Power sollen der Landesregierung bereits Anfang Februar vorgelegt werden.

Die Ortslage Morschenich, deren Bewohner schon weitgehend umgesiedelt sind, soll nach Plänen der Gemeinde Merzenich ein Lernort mit wissenschaftlichem Knowhow werden zu den Themen Natur, Klimawandel und Wald. Dazu bekommt Merzenich Geld für ein Projekt aus dem Sofortprogramm für den Strukturwandel. Der Staatssekretär aus dem Bundesforschungsministerium, Thomas Rachel, wird am Donnerstag in dem alten Ort Morschenich erwartet, um den Förderbescheid für ein Bio-Ökonomie-Projekt zu überreichen.

Unterdessen steckten Unbekannte am Sonntagabend auf einem Feld am Hambacher Forst zwei Trafohäuschen in Brand. Nach Angaben der Polizei Aachen entstand ein Schaden von mehreren zehntausend Euro.

(seda/dpa)
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