Solingen Robert B. auf Islam-Mission

Solingen · Der Solinger ist erneut in die Salafisten-Szene abgetaucht und äußert sich im Internet in einem über Youtube verbreiteten Video. Der Anwalt seiner Mutter will die Familie zusammenbringen.

 Das über die Internet-Plattform Youtube verbreitete Video zeigt Robert B. auf dem Rücksitz eines Autos, das von dem Kölner Prediger Abu Ibrahim gesteuert wird. Beide befinden sich offenbar auf Missions-Reise.

Das über die Internet-Plattform Youtube verbreitete Video zeigt Robert B. auf dem Rücksitz eines Autos, das von dem Kölner Prediger Abu Ibrahim gesteuert wird. Beide befinden sich offenbar auf Missions-Reise.

Foto: Youtube

Der Solinger Robert B. verkehrt offensichtlich wieder in Kreisen radikaler Islamisten. Im Internet tauchte jetzt auf der Video-Plattform Youtube ein Film auf, der den 24-Jährigen zusammen mit anderen Islamisten an salafistischen Propagandaständen in Fußgängerzonen zeigt. In dem Video sagt B., der in England wegen Terrorunterstützung verurteilt und erst vor wenigen Tagen nach Deutschland abgeschoben wurde, unter anderem, alle Menschen müssten sich entscheiden, "ob sie sich zum Wahren Glauben" bekennen wollten. Wer dies nicht tue, dem drohe die Hölle.

Roberts Mutter Marlis B. gibt die Hoffnung nicht auf.

Roberts Mutter Marlis B. gibt die Hoffnung nicht auf.

Foto: Köhlen (Archiv)

Damit dürfte die Hoffnung seiner Mutter, Robert B. werde sich von seinen radikalen Freunden abwenden, vergeblich gewesen sein. Bei Burkhard Benecken, Rechtsanwalt von Marlis B., stand gestern das Telefon nicht still. Seit das Video im Netz auftauchte wollen alle von dem Juristen wissen, wie die Mutter mit dieser Nachricht fertig wird. Der Strafverteidiger, der neben der Mutter von Robert B. auch dem unlängst aus britischer Haft entlassenen jungen Mann mit seinem juristischen Rat zur Seite stehen will, versuchte gestern, ein Treffen zwischen Mutter und Sohn zu arrangieren. Doch blieb dies offensichtlich ohne Erfolg.

 Burkhard Benecken will ein Treffen mit Robert arrangieren.

Burkhard Benecken will ein Treffen mit Robert arrangieren.

Foto: Archiv

Wie der Strafverteidiger wurde auch Marlis B. in der Vergangenheit immer wieder von vielen Seiten auf ihren Sohn angesprochen. Die Solingerin wechselte darum inzwischen ihre Handynummer. Und auch über Festnetz ist die Solingerin nicht mehr zu erreichen. Die Tür zu ihrer Wohnung öffnet sie nicht mehr, und am Briefkasten klebte zwischenzeitlich ein Zettel, die Post möge bei Nachbarn abgegeben werden.

Marlis B., die in der Vergangenheit oft den Weg in die Öffentlichkeit gesucht hatte und in mehreren Fernsehsendungen auftrat, scheint am Ende ihrer Kräfte angekommen zu sein. Und das Video, das nun im Internet auftauchte, wird ihre Gefühlslage auch nicht verbessert haben.

Es ist zwar bisweilen verwackelt und von schlechter Tonqualität. Doch die Botschaft, die Robert B. in dem Film vermittelt, ist dafür umso eindeutiger. Der 24-jährige Solinger tritt in dem Video zusammen mit dem Kölner Prediger Abu Ibrahim sowie weiteren Islamisten an zwei Propaganda-Ständen auf. Abu Ibrahim gilt als einer der Köpfe der Salafisten und wird verdächtigt, Gewalt bis hin zur Vernichtung Andersgläubiger gutzuheißen.

Das Video zeigt, wie die Radikalen in den Fußgängerzonen in Wuppertal und Iserlohn deutsche Übersetzungen des Koran verteilen. Durch solche Aktionen sollen vor allem junge Menschen für die Ideen der Salafisten gewonnen werden. Nach Einschätzung aus Sicherheitskreisen haben die Islamisten seit dem vergangenen Herbst vor allem in NRW und Hessen damit begonnen, eine regelrechte "Missionierungs"-Offensive zu betreiben.

Wie leicht Jugendliche unter den Einfluss der radikalen Muslime geraten können, wird dabei gerade am Beispiel von Robert B. selbst deutlich. In dem Video schildert der 24-Jährige während der Fahrt von Wuppertal nach Iserlohn, wie er seinerzeit zu den Salafisten kam. Eine Bekannte, so B., habe vor einigen Jahren einmal einen Flyer bekommen, auf dem für den Islam geworben worden sei. Da die junge Frau aber nichts davon habe wissen wollen, habe sie das Flugblatt schließlich an ihn weitergegeben, so Robert B. in dem Propaganda-Video.

Später geriet der junge Solinger in den Einflussbereich der Salafisten aus der Millatu-Ibrahim-Moschee an der Konrad-Adenauer-Straße. Im Sommer 2011 wurde er dann zusammen mit dem ebenfalls aus Solingen stammenden David Christian E. bei einer Einreise nach England mit Propaganda-Schriften erwischt, in denen unter anderem zum "Heiligen Krieg" aufgerufen wird.

(RP)
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