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Serie Unser Rhein (Folge 5) Andreas Fath schwimmt 1231 Kilometer mit dem Strom

Furtwangen · Andreas Fath schwimmt ab Montag den Rhein entlang - von der Quelle bis zur Mündung. Für das Projekt mit 25 Etappen hat sich der Dozent der Hochschule Furtwangen ein Jahr vorbereitet. Seine Tour dient auch Forschungszwecken.

 Andreas Fath in Aktion

Andreas Fath in Aktion

Foto: dpa

Furtwangen Morgens vor den Vorlesungen springt Andreas Fath ins Becken - für die Wissenschaft. Der Professor für physikalische Chemie an der Hochschule Furtwangen trainiert jeden Tag. "Seit Mitte Mai bin ich 200 Kilometer geschwommen", sagt der 49-Jährige, dessen breites Kreuz viel darüber aussagt, dass er die Zeit zwischen Schwimmbad und Hörsaal stets gerecht aufgeteilt hat.

Am Montag startet Fath, der sich selbst als "Der verrückte Professor" bezeichnet, wohl in sein größtes Abenteuer: Er will den Rhein von seiner Quelle bis zur Mündung durchschwimmen. Die 1231 Kilometer lange Strecke hat er sich in 25 Etappen eingeteilt, im Schnitt schwimmt er jeden Tag 50 Kilometer. Besonders der Anfang hat es in sich: Am Toma-See geht es los. "Zum Glück ist der See mittlerweile eisfrei", sagt der Vater dreier Söhne. Drei bis vier Grad beträgt die Wassertemperatur auf 2340 Metern. "Zum Glück ist der See sehr klein, nach etwa 300 Metern bin ich wieder draußen."

Bis zur nächsten Etappe fährt er mit dem Mountainbike. Ab Ilanz gilt der Rhein als schwimmbar. Fath stellt sich hingegen eher auf "Bodyrafting" ein, wenn er bei starker Strömung in der 13 Kilometer langen Schlucht Ruinaulta den spitzen Felsen ausweichen muss. Den Rheinfall in Schaffhausen oder große Schleusen wird er am Ufer zu Fuß umlaufen. "Ich bin ja nicht lebensmüde."

Dass Faths Vorhaben auch die Möglichkeit des Scheiterns innewohnt, zeigt ein Beispiel aus dem Jahr 2012: Der Schweizer Ernst Bromeis hat sich mit viel Tamtam ebenfalls am Rhein versucht. Nach etwa einem Drittel der Strecke musste er abbrechen, er fürchtete um seine Gesundheit. "Bromeis ist aber auch Anfang Mai gestartet, da war das Wasser um einiges kühler", sagt Fath. Bewusst habe er deshalb den Start auf Ende Juli gelegt. Jeden Tag wird er zwischen acht und zehn Stunden im Wasser sein. "Das ist wie ein normaler Arbeitstag", sagt er verschmitzt. "Schließlich habe ich einen Dienstreise-Antrag gestellt."

Das Wasser, sagt Fath, sei sein Leben, seine Leidenschaft. Er hat immer eine Badehose im Gepäck, denn im Wasser könne er reisen und alles um sich herum vergessen. Wasser bestimmt sein Leben. Schon als Junge ging er in den Schwimmverein und war später Leistungssportler. Zwischen Sprungturm, Chlor und blauen Kacheln lernte er seine Frau Nicola kennen. Die beiden haben drei Söhne - selbstverständlich schwimmen alle Kinder ebenfalls bei Wettkämpfen. Der Älteste ist Moritz (17) und zurzeit bei Meisterschaften unterwegs. Er wird vermutlich "als Zugpferd" für seinen Vater ein Stück durch den Bodensee schwimmen. Aber auch die Jüngeren werden ihn begleiten: Leo (14) überprüft den Strom mit einem Klassenkameraden für ein Schulprojekt auf die Fischgängigkeit. Und Enzo (8) darf aus einem Bauchladen Bademützen mit dem Logo verkaufen.

 Das Wasser, sagt Fath, sei sein Leben, seine Leidenschaft.

Das Wasser, sagt Fath, sei sein Leben, seine Leidenschaft.

Foto: dpa

Das Wasser beschäftigt Fath auch in seinem beruflichen Alltag. Seit Jahren forscht er über Abwasser und darüber, wie man es besser reinigen kann. Mit seiner Tour will er bei Sponsoren 100 000 Euro sammeln für ein neues Analysegerät. "Ich hatte keine Lust, einen Forschungsantrag zu stellen, jahrelang zu warten und dann eine Absage zu bekommen", sagt er. Während er schwimmt, nehmen seine Studenten täglich Wasserproben. Sie forschen an Möglichkeiten, das Wasser von Stoffen zu reinigen, die noch durch die Filter der Kläranlagen flutschen. Hormone zum Beispiel und andere Rückstände von Medikamenten sowie Drogen, Süßstoffe und Mikroplastikteile.

Während seiner Tour trägt der Professor eine Membran am Körper, die alle messbaren Stoffe aufnimmt, die sich im Rhein befinden. Sie werden den Forschern zeigen, welche Stoffe auch auf die Haut von Fischen wirken. "Ich bin dann der dickste Lachs im Rhein", scherzt der 49-Jährige, "und ich gucke, ob ich auch bis zur Rheinmündung komme."

Den größten Teil der Strecke wird er kraulen und dennoch einen Blick für die vorbeiziehenden Landschaften und Städte haben. Mitte August wird er NRW erreichen: Am 16. August schwimmt er von Bonn nach Köln (35 Kilometer), am 18. von Köln nach Düsseldorf (55 Kilometer), am Tag darauf geht es weiter nach Götterswickerhamm (Voerde, 59 Kilometer). Bis zur niederländischen Grenze bei Emmerich sind es dann noch einmal 49 Kilometer. Eigentlich schwimmt er lieber in Seen, auch weil sie sauberer sind. "Aber in den vergangenen Jahren hat sich bei der Wasserqualität einiges getan", erklärt er. Die Abwässer werden in Kläranlagen gereinigt und erst dann eingeleitet. Ende der 60er Jahren war das noch anders, damals schwamm Klaus Pechstein aus Linz von der Quelle bis zur Mündung. Bei Ludwigshafen musste er 1969 zwei Tage pausieren, weil er sich den Magen verdorben hatte. "Der Rhein ist nun verhältnismäßig sauber, er ist allein für 22 Millionen Menschen ein Trinkwasserreservoir", stellt Fath fest.

Die Kinder und seine Frau werden ihn bei seiner Reise begleiten. Mit in den Rhein dürfen sie aber nicht. "Das wäre zu gefährlich", sagt Andreas Fath. Er habe genug damit zu tun, auf sich selbst aufzupassen. Er ist sich des Risikos seines Projektes durchaus bewusst. "Ich bin in Speyer am Rhein aufgewachsen, der Fluss flößt mir schon Respekt ein." Eindringlich warnt er deshalb auch andere davor, ihn nachzuahmen. "Die Menschen sollen mich lieber vom Ufer aus anfeuern."

Fath schwimmt durch eine der am dichtesten befahrenen Wasserstraßen Europas - quasi eine Autobahn für die Frachter-Kolosse - nur geschützt durch einen Neopren-Anzug und einen Helm. "Der Anzug wird mir auch immer Auftrieb geben", sagt Fath. Dennoch muss er auf die Strömungen, Strudel und Wirbel aufpassen, die jedes Jahr Schwimmern zum Verhängnis werden. Ihn begleiten ein Motorboot und ein Kajakfahrer. Sie sind quasi seine Eskorte, damit er überhaupt in dem riesigen Strom auffällt. Die Fahrrinne ist allerdings für den Professor tabu.

Aufmerksam beobachten wird Andreas Fath das Wetter. Ist es sehr heiß, sinkt der Wasserstand, und die Strömung wird schwächer. Auf deren unterstützende Wirkung ist er aber angewiesen, sonst kann er die Tagesetappen nicht schaffen. Zurzeit ist jedoch am Oberrhein die Schifffahrt eingestellt - wegen Hochwassers.

Gleich ob es Andreas Fath bis an die Nordseemündung schafft, das nächste Projekt steht schon fest: der Familienurlaub. Zu fünft geht es nach Portugal, selbstverständlich wieder ans Wasser. "Meine großen Söhne sind begeisterte Surfer", sagt Andreas Fath. Er eigentlich auch. Er wird sich allerdings wohl darauf beschränken, mit Nesthäkchen Enzo Sandburgen am Strand zu bauen. "Vom Wasser und vom Schwimmen habe ich dann sicherlich für einige Zeit erst mal genug."

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