Aber großer Fachkräftemangel Rheinisches Handwerk gut in Fahrt

Der bundesweite Aufschwung hat auch das Handwerk an Rhein und Ruhr erreicht. Der Geschäftsklima-Index der Handwerkskammer Düsseldorf kletterte gegenüber dem Vorjahr um sieben auf 79 Punkte und ist damit auf dem höchsten Stand seit 1994. Problematisch ist aber weiterhin der große Fachkräftemangel.

 Dem Handwerk geht es gut, aber Fachkräfte fehlen.

Dem Handwerk geht es gut, aber Fachkräfte fehlen.

Foto: RP/Werner Gabriel

Wachstumsmotoren sind vor allem die Baubranche sowie Zuliefererbetriebe und das Kraftfahrzeuggewerbe, wie eine am Donnerstag vorgestellte Konjunkturumfrage unter 8000 Unternehmen ergab.

Für das laufende Jahr rechnet der mit seinen insgesamt 51 500 Mitgliedsunternehmen größte und beschäftigungsstärkste deutsche Handwerkskammerbezirk (Regionen Düsseldorf, linker Niederrhein, westliches Ruhrgebiet und Bergisches Land) mit 2,5 Prozent Wachstum. Auch auf dem handwerklichen Arbeitsmarkt ist der Aufschwung spürbar: Die Zahl der Beschäftigten im Kammerbezirk kletterte seit Herbst 2006 um 1,9 Prozent oder 6000 auf 304 000 und liegt damit wieder über der Marke von 300 000, die zuvor jahrelang unterschritten wurde.

Ein großes Problem ist unterdessen auch im rheinischen Handwerk der Fachkräftemangel: Mehr als 7000 Stellen waren im Herbst nicht besetzt - fast doppelt so viele wie vor einem Jahr. "Es ist damit die größte Fachkräfte-Lücke seit 15 Jahren", sagte Kammer-Hauptgeschäftsführer Thomas Köster. Vor allem dem Bau und dem produzierenden Gewerbe fehlen Kräfte.

Grund für die Beschäftigungslücke ist Köster zufolge vor allem der Personalabbau während der "Durststrecke" der vergangenen Jahre. Da sich außerdem die in Krisenzeiten nicht übernommenen Auszubildenden verstärkt selbständig gemacht hätten, gebe es auf dem Arbeitsmarkt nun "praktisch keine stille Reserve mehr". Die Betriebe wollen daher der Umfrage zufolge mehrheitlich ihre Ausbildungsanstrengungen verstärken. Außerdem wollen viele Firmen ältere Beschäftigte länger im Unternehmen halten.

Trotz der guten Stimmung im rheinischen Handwerk sieht Kammerpräsident Wolfgang Schulhoff aber auch Gefahren für den derzeitigen Aufschwung: "Auf mittlere Sicht befindet sich die Handwerkskonjunktur weiterhin auf dünnem Eis, weil neben dem Fachkräftemangel auch die Gewinnsituation vieler Betriebe unbefriedigend ist." Höhere Energiekosten und die gestiegene Mehrwertsteuer zehrten die wieder gewonnene Liquidität auf.

Träger des Aufschwungs ist auch im rheinischen Handwerk vor allem das florierende Exportgeschäft, von dem insbesondere die technischen Branchen profitieren. Das Ernährungshandwerk und auch Dienstleister leiden der Umfrage zufolge weiterhin unter einer geringen Kaufkraft breiter Verbraucherschichten. Wenig zufrieden zeigen sich Friseure, Kosmetiker, Uhrmacher, Bäcker, Konditoren und Fleischer.

Bei der Politik mahnt die Handwerkskammer die Entlastung von Betrieben und Verbrauchern an. Die Lohnzusatzkosten seien mit über 40 Prozent weiterhin zu hoch, kritisierte Schulhoff. Eine gute Idee sieht der Kammerpräsident in der Umstellung der Arbeitslosenversicherung auf ein individuelles Beschäftigungskonto.

(Quelle: alle auf Pressekonferenz)

(afp)
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