Duisburg Rheinbrücke besser als in Leverkusen

Duisburg · Seit über 40 Jahren donnern tagtäglich Fahrzeuge über die A 40-Rheinbrücke zwischen Neuenkamp und Homberg. Die Belastungen beschädigen immer wieder die Schweißnähte. In 20 Jahren soll das Bauwerk ersetzt werden.

 Die A 40 ist so stark befahren, dass die Schweißnähte der Brücke immer wieder erneuert werden müssen. Der Brückenzustand ist allerdings weitaus besser als bei der baugleichen Brücke der A 1 in Leverkusen. Deshalb wird sie wohl auch noch zwei weitere Jahrzehnte in Gebrauch sein, bevor eine neue Brücke ihren Dienst aufnimmt.

Die A 40 ist so stark befahren, dass die Schweißnähte der Brücke immer wieder erneuert werden müssen. Der Brückenzustand ist allerdings weitaus besser als bei der baugleichen Brücke der A 1 in Leverkusen. Deshalb wird sie wohl auch noch zwei weitere Jahrzehnte in Gebrauch sein, bevor eine neue Brücke ihren Dienst aufnimmt.

Foto: Ralf Hohl

Das Rheinpanorama wird durch permanentes Dröhnen gestört. Im Sekundentakt passieren Autos und Lkw die A40-Rheinbrücke zwischen Neuenkamp und Homberg. Sehen kann man den Verkehr direkt unter der Brückenkonstruktion nicht. Nur die Vibration lässt erahnen, wie schwer das Fahrzeug ist, das gerade oben über die Autobahn donnert.

 Ralf Pagenkopf von Straßen.NRW im Innern der Brücke. Links erkennt man die Aufhängung der Stahlseile.

Ralf Pagenkopf von Straßen.NRW im Innern der Brücke. Links erkennt man die Aufhängung der Stahlseile.

Foto: Hohl, Ralf (hohl)

"Die Brücke ist baugleich mit der in Leverkusen. Deshalb sind wir hier", sagt Sarah Philipp. Die SPD-Landtagsabgeordnete hat gemeinsam mit ihren Kollegen Frank Börner und Rainer Bischoff zu einer Besichtigung des zwischen 1966 und 1970 für 34 Millionen Mark errichteten Bauwerkes eingeladen, um sich ein Bild vom Zustand zu machen.

Der Zahn der Zeit und die Witterung haben kräftig an dem Stahl genagt. Abblätternde Außenhaut und vereinzelte Roststellen sind Zeugen des kontinuierlichen Verfalls. Um jedoch die wahren Schwachstellen erkennen zu können, bittet Ralf Pagenkopf, Geschäftsführer des Landesbetriebes Straßenbau NRW, die Politiker in das Innere des Bauwerkes. Über eine Leiter geht es durch einen kleinen Eingang an der Seite des Brückenkopfes hinein in die Dunkelheit. "Kopf einziehen!", weist ein Mitarbeiter von Straßen.NRW die Besucher an. Nach wenigen Metern gibt die spärliche Beleuchtung eine weitere kleine Tür auf der linken Seite preis.

Nach dem Durchqueren steht man direkt unter der Fahrbahn in einem breiten Korridor. Bis zum anderen Ende der 777 Meter langen Brücke kann man nicht blicken, da die Bodenplatte aus mehreren Elementen besteht, die immer wieder durch Zwischenwände und niedrige Durchgänge unterbrochen ist. Es ist nicht nur laut und kalt hier unten, sondern auch sehr monoton. Jede der Kammern sieht gleich aus.

Ein Gitterweg führt über die Stahlplanken. Plötzlich hält Pagenkopf an und deutet auf die Wand, die mit weißer Farbe beschrieben ist. "Lasst mich bitte, bitte leben" steht dort geschrieben. Die Zeilen sind nicht bloß Schmiererei. Sie erzählen eine tragische Geschichte, die sich hier Ende der 1980er Jahre ereignet hat. "Früher lebte ein Mann hier. Er hatte sich dort mit einem Sofa eingerichtet und fühlte sich von Stahl erotisch angezogen", erinnert sich ein Mitarbeiter des Landesbetriebes.

Wie er die Couch in das Innere der Brücke schaffen konnte, ist bis heute ein Rätsel. Als der Mann entdeckt und von der Polizei aufgefordert wurde, sein Lager zu räumen, stürzte er sich von einem Brückenpfeiler in den Tod.

Das stetige Dröhnen im Bauch der Brücke und die Vibration lassen die hohen Belastungen erahnen, denen das Bauwerk Tag für Tag ausgesetzt ist. Von den 1000 Schweißnähten, die vor zwei Jahren im Rahmen von Sanierungsarbeiten ausgebessert worden sind, müssen nach Auskunft von Peter Belusa vom Landesbetrieb bereits jetzt zehn Prozent erneut nachgeschweißt werden.

Die Mängel treten insbesondere an den äußeren Rändern der Fahrbahnplatte auf, die breiter als der Unterbau ist. In diesem Bereich sind auch die meisten Lkw unterwegs. Durch die immer wieder nötige Instandsetzung müssten sich die Bewohner auf beiden Rheinseiten auch weiterhin auf veränderte und verengte Fahrspuren einstellen, so Bischoff. Das Bauwerk sei allerdings sicher, so dass sich niemand Sorgen machen müsse.

Die Landtagsabgeordneten wollen, dass in 20 Jahren eine neue Brücke für den Verkehr freigegeben werden kann. Dazu wollen sie Gespräche mit dem NRW-Verkehrsministerium führen. "Das Land muss den Auftrag geben", so Bischoff. Zuständig für den Bau ist der Bund, da die Brücke zum Wegenetz der Bundesautobahnen zählt. Sarah Philipp rechnet mit 85 Millionen Euro Baukosten. Die neue Autobahnbrücke soll ein Stück versetzt errichtet werden, damit der Verkehr bis zur Fertigstellung über die alte Rheinquerung weiter fließen kann.

"Man könnte außerdem ein Gleis einsetzen, um die Straßenbahnanbindung zur anderen Rheinseite zu verbessern", schlägt Frank Börner vor. Was mit der jetzigen Brücke passiert, könne man erst sagen, wenn ein konkretes Konzept ausgearbeitet wurde. Neben einem Abriss sei auch eine Nutzung für Fußgänger, Radfahrer oder Bus und Bahn denkbar. So dramatisch wie in Leverkusen ist die Lage nach Auskunft von Straßen.NRW noch nicht: "Die Jahresbelastung ist um 34 Millionen Tonnen niedriger", so Belusa.

(RP/rl)
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