Kleverland Rekordjahr für Störche - 38 Jungvögel

Kleverland · In den Nestern rund um Kleve sind in diesem Jahr so viele Jungstörche geschlüpft wie noch nie zuvor. Der Kranenburger Hans-Gerd Kersten von der Arbeitsgemeinschaft Weißstorch in NRW sieht gute Chancen, dass alle Tiere überleben.

Störche am Niederrhein
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Anfang Juni vergangenen Jahres herrschte im Heimatverein Keeken, der sich auch um die seit 2001 fast jedes Jahr in der Nisthilfe am Sportplatz brütenden Störche kümmert, und wohl auch bei vielen anderen Keekenern große Betroffenheit: Die Jungvögel im Storchennest des Düffel-Dorfes waren der schlechten Witterung zum Opfer gefallen. Für die frisch geschlüpften Tiere war es im vergangenen Jahr viel zu nass und kalt.

In diesen Tagen ist die Stimmung bei den Keekener Storchenfreunden dagegen bestens. Dass diesmal Jungtiere die ersten kritischen Tage nach dem Schlüpfen aus dem Ei überstanden hatten, konnten selbst Beobachter sehen, die nur kurze Zeit das Nest beobachteten. Wer genau erkennen wollte, wie viel Nachwuchs das Storchenpaar zu füttern hatte, brauchte mehr Geduld. Hobby-Tierfotograf Franz-Josef Killewald (69) aus Kleve-Bimmen glaubte nach längerem "Ansitzen", drei Junge entdeckt zu haben. Aber Willi Engelen vom Keekener Heimatverein hatte noch mehr Geduld oder Glück und erkannte vier Jungtiere. Wenig später gelang Franz-Josef Killewald auch ein Beweisfoto, das alle vier Jungtiere zeigte.

Nicht nur in Keeken können sich Storchenfreunde über eine außergewöhnliche Schlupfrate bei den Tieren freuen. "In elf Storchennestern in unserer Region ist in diesem Frühjahr gebrütet worden. Zur Zeit werden darin 38 Jungstörche gefüttert — und alle haben wohl beste Chancen zu überleben. Das wäre dann ein Rekord, seit 1996 die ersten Störche in Zyfflich gebrütet haben", berichtet Hans-Gerd Kersten, Storchenbetreuer der Arbeitsgemeinschaft Weißstorch in NRW. Der 64-jährige Kranenburger bewertet das mit diesen Worten: "Das ist ein Wahnsinns-Ergebnis, wenn man bedenkt, dass schon zwei überlebende Jungtiere pro Nest die Population sichern." Im Vorjahr waren von 28 Jungstörchen nur zehn aus dem Nest aufgeflogen. Eine Erklärung für den "Baby-Boom" bei den Störchen in diesem Jahr hat der Experte aus Kranenburg nicht.

Hans-Gerd Kersten nennt die "Schlupfraten" im Einzelnen: drei in Till, vier in Grieth, drei in Hönnepel, drei in Kellen, vier in Wardhausen, drei in Kranenburg-Hettsteeg, vier in Wyler, vier in Zyfllich, drei in Haldern und drei in Hüthum. "In Hönnepel waren anfangs sogar fünf Jungtiere im Nest", berichtet der Storchbeobachter. Nur drei überlebten. Den Experten überrascht das nicht. Zum einen sei es für die Alttiere schwer, für fünf Jungvögel ausreichend Futter heranzuschleppen. Zum anderen komme es aber auch immer wieder mal zu Verdrängungskämpfen unter dem Nachwuchs. "Und bei fünfen ist der Erstgeschlüpfte eben fünf Tage älter und damit wesentlich größer als die zuletzt Geschlüpften", sagt der Storchen-Beobachter. Nur das Storchenpaar am Bauhof in Kranenburg hatte keinen Bruterfolg.

Noch drei bis fünf Wochen werden die Altvögel ihren Nachwuchs in den Nestern füttern. Danach starten die Jungstörche ihre ersten Flugversuche rund ums Nest. Etwa ein bis zwei Wochen werden sie auch noch außerhalb des Nestes gefüttert werden. Danach suchen sie laut Hans-Gerd Kersten gemeinsam mit ihren Eltern auf den umliegenden Wiesen ihr Futter. Ende August dürften die jungen Störche Richtung Süden in ihre Winterquartiere starten. Allein — die Altvögel folgen ihrem Nachwuchs erst ein bis zwei Wochen später.

Dass die Vögel bis nach Nord- oder sogar nach Südafrika fliegen, ist längst nicht mehr bei allen der Fall. "Viele bleiben in Südfrankreich oder Südspanien gleichsam hängen", sagt Hans-Gerd Kersten. Vor allem auf der iberischen Halbinsel würden manche Störche auch zu Standortvögeln. Das bedeutet, sie bleiben für immer dort. Die Ursachen dafür sind laut dem Storchen-Experten noch nicht eindeutig geklärt. Es könne am Klimawandel oder an Veränderungen des Magnetfeldes der Erde liegen. Auch im Kleverland gibt es bereits Störche, die sich zum Bleiben für immer entschieden haben.

(RP/ac/rl)
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