Überfall auf Juwelier Mutige Bürger stoppen bewaffnete Räuber in Recklinghausen

Recklinghausen · Nach einem Raubüberfall auf ein Juweliergeschäft in Recklinghausen haben couragierte Bürger mehrere Räuber auf der Flucht gestellt – darunter auch der Inhaber des Geschäfts selbst. Ein Zeuge hielt die dramatischen Szenen mit dem Smartphone fest.

Nach einem Raubüberfall auf ein Juweliergeschäft in Recklinghausen haben couragierte Bürger mehrere Räuber auf der Flucht gestellt — darunter auch der Inhaber des Geschäfts selbst. Ein Zeuge hielt die dramatischen Szenen mit dem Smartphone fest.

Laut Polizei wurde das Juweliergeschäft am Donnerstagmittag überfallen. Um 12.20 kamen die Täter in den Laden, einer von ihnen bedrohte Mitarbeiter und Kunden mit einer Pistole und sprühte mit Pfefferspray. "Ich habe sofort den Alarmknopf in meinem Büro gedrückt", sagt Philipp Exner, der Inhaber des Geschäfts, unserer Redaktion. Einer der Täter habe erfolglos versucht, Exners Bürotür einzutreten; währenddessen seien die Komplizen in die Schaufenster-Auslage geklettert und hätten sich die Uhren dort gegriffen.

"Nach zehn Metern habe ich den ersten gehabt"

Nach der Tat flüchteten die Männer in unterschiedliche Richtungen. Zu sehen ist in dem Handy-Video, das von schräg gegenüber aufgenommen wurde, wie mehrere Bürger den Flüchtenden in der Fußgängerzone hinterherlaufen und versuchen, sie festzuhalten — darunter auch Philipp Exner selbst, der durch die offene Ladentür hinter den Männern herstürmt.

"Nach zehn Metern habe ich den ersten gehabt und ihm die Tasche entrissen", berichtet der 38-jährige Juwelier. "Auf dem Rückweg ist mit dann noch ein weiterer Räuber entgegengekommen, den habe ich auch noch abgefangen. So einfach legt man sich nicht mit mir an."

Bei den Verfolgern, die sich neben Exner den Räubern in den Weg stellten, habe es sich um Passanten gehandelt, aber auch um Zivilpolizisten, sagt eine Sprecherin der Recklinghauser Polizei. Einer der mutmaßlichen Täter konnte direkt vor der Tür des Juweliergeschäfts festgenommen werden, weitere vier Tatverdächtige in der Umgebung.

"Das Verhalten der Bürger und Passanten war couragiert, fast waghalsig", sagt die Polizeisprecherin. "Wir sind sehr erleichtert, dass niemand verletzt wurde - das war nicht ungefährlich." Wie sich später herausstellte, handelte es sich bei der Pistole und um eine Gas- oder Schreckschusswaffe; scharf war sie nicht.

Philipp Exner selbst zeigt sich beeindruckt von der Zivilcourage der Passanten. "Ich fand das sehr mutig", sagt er. Den Grund für das kollektive Eingreifen sieht er auch in einer gewissen Dynamik, die die Situation entwickelt habe. "Ich bin ja hinter dem ersten Räuber her. Wenn die Leute sehen, da unternimmt einer was, dann machen auch die anderen mit."

Bei der Polizei sieht man das Eingreifen der Bürger differenzierter. "Gut gefallen hat uns das Verhalten des Mannes, der das Video gedreht hat", sagt die Sprecherin. "Er hat sich aus dem Geschehen herausgehalten, die Polizei verständigt und andere dazu aufgefordert, sich nicht dem Tatort zu nähern." Die Polizei rate davon ab, sich bewaffneten Straftätern in den Weg zu stellen.

Bei den mutmaßlichen Räubern handelt es sich laut Polizei um Männer im Alter von 24 bis 32 Jahren. Auch zwei mutmaßliche Fluchtfahrzeuge sowie die gesamte Beute seien sichergestellt worden.

(rls)
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