Kempen Rauchverbot: Aus für Kneipen

Kempen · Ab Januar soll in NRW ein striktes Rauchverbot durchgesetzt werden. Für Schützenvereine und Kneipen ist die neue Regelung problematisch. Schon jetzt gibt es erste Reaktionen: Der Kempener Kulturbahnhof schließt demnächst.

 Frank Tophoven gibt schon jetzt auf: Schon jetzt bleiben ihm die Gäste wegen des Rauchverbotes weg. Wenn das Gesetz künftig noch strenger wird, muss er sich Sorgen um seine Existenz machen.

Frank Tophoven gibt schon jetzt auf: Schon jetzt bleiben ihm die Gäste wegen des Rauchverbotes weg. Wenn das Gesetz künftig noch strenger wird, muss er sich Sorgen um seine Existenz machen.

Foto: Kaiser

Bei der letzten Kontrolle des Kempener Ordnungsamtes saß Frank Tophoven an der Theke des Kulturbahnhofes — mit Glimmstengel. Es gab eine mündliche Verwarnung der Beamten und wenige Tage später einen Brief mit der Ermahnung, das Nichtraucherschutzgesetz künftig einzuhalten. "Das wird ja in Zukunft nicht besser — diese Vorschriften machen uns Wirte spätestens mit der neuen Regelung kaputt", so Tophoven und ergänzt: "Ich sitze ja jetzt schon häufig mit nur einem Gast da — da wird eine Kneipenkultur mit Gesetzen zerstört".

Bisher kennt das Rauchverbot noch einige Ausnahmen. Das soll sich jedoch ab Januar ändern: Dann soll ein uneingeschränktes Rauchverbot in der Gastronomie durchgesetzt werden. Bisherige Ausnahmen wie für Festzelte, Raucherräume oder Raucherclubs soll es dann nicht mehr länger geben.

Kulturbahnhof muss schließen

Es droht ein Kneipensterben in der Region. Frank Tophoven, Pächter des Kulturbahnhofes, zieht nun die Konsequenz aus den drohenden Gesetzesänderungen: Am 23. Juli wird Frank Tophoven zum letzten Mal den Zapfhahn in seiner Kneipe betätigen — nach 25 Jahren. "Danach überlege ich ins Ausland zu gehen — wo es nicht diese ganzen Verbote gibt, die die Lebenskultur kaputtmachen", so der 47-jährige Gastronom und ergänzt: "Das ist erst der Anfang. Wir werden viele Gaststätten noch verlieren."

Vlado Buvukovic von der Gaststätte "Zur Linde" in Tönisvorst verzeichnet durch das Rauchverbot bereits Einbußen von bis zu zehn Prozent. "Die Leute bleiben mehr und mehr weg, wenn das alles noch strenger wird mit dem Rauchen", so der Gastronom, der bereits seinen Innenhof für Raucher geöffnet hat.

Doch auch in anderen Bereichen drohen einschneidende Veränderungen. Auch das Schützenwesen sieht die traditionellen Brauchtumsfeste durch die strengen Regelungen gefährdet. "Man hätte die alte Regelung, mit der alle zufrieden waren, einfach besser überwachen sollen", erklärt Karl Heinz Bäumges, Bezirksbundesmeister des Bezirks Nettetal-Grefrath und Mitglied des Landesvorstandes des Dehoga. Trauriges Zukunfts-Szenario:

Die Zelte bleiben leer, alles versammelt sich draußen vor dem Zelt zum Qualmen und keiner zahlt mehr Eintritt. Die Band spielt vor leerem Saal — "und letzte Konsequenz ist natürlich, dass man durch die Besuchereinbrüche bald keine Schützenfeste mehr veranstalten kann", sagt Bäumges. Das Feiern im Festzelt — ein Auslaufmodell? "Das wird bald Realität, da bin ich mir ganz sicher", so Bäumges. Auch der Dehoga NRW fordert den Beibehalt der jetzigen Ausnahmen und eine Weiterentwicklung des Gesetzes beim Minderjährigenschutz, damit das befürchtete Kneipensterben ausbleibt.

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(RP/rl)
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