Neuer Tiktok-Trend auch in NRW Warum Randalierer Kinovorstellungen von „Creed III“ stören

Essen/Kleve · Auf der Plattform Tiktok häufen sich Videos junger Männer, die mit Rufen und Randalen Kinovorstellungen stören. Am Wochenende kam es unter anderem in Kleve und Essen zu derartigen Vorfällen. Der Film aus dem „Rocky“-Universum ist nicht der erste, der solche Aktionen nach sich zieht.

So sah das verwüstete Kino in Kleve nach der Filmvorstellung aus
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So sah das verwüstete Kino in Kleve nach der Filmvorstellung aus

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Foto: dpa/Reinhard Berens

Beim Sozialen Medium Tiktok sorgt der Film „Creed III – Rocky‘s Legacy“ von Regisseur und Schauspieler Michael B. Jordan in diesen Tagen für Wirbel. Doch es geht nicht um Analysen oder Kritiken zu dem Film, sondern um die Kinovorstellungen selbst. In mehreren Kinos kam es zu Randalen und Schlägereien, in Essen musste am vergangenen Samstag sogar die Polizei eingreifen. Gäste seien während der Vorstellung aufgestanden und über die Sitze geklettert, teilte die Polizei mit. Das Personal habe den Film gestoppt und die rund 440 Zuschauer aus dem Saal beordert. Knapp 40 Gäste seien dieser Aufforderung nicht nachgekommen, weshalb die Polizei das Hausrecht des Kinobetreibers durchsetzen musste. Zu Straftaten ist es nicht gekommen. Ein Sprecher der Polizei Essen warnt aber: „Wir bitten eindringlich darum, diesem möglichen Trend nicht zu folgen.“ Auch wenn es im aktuellen Fall nicht zu Straftaten gekommen sei, könnten – auch in Zukunft – Schadensersatzansprüche geltend gemacht werden.

Kostenpflichtiger Inhalt Auch in anderen Städten wie in Kleve ist es zu solchen Vorfällen gekommen. Warum es gerade bei dem US-amerikanischen Boxfilm zu Störungen kommt, ist unklar. Bei der Videoplattform selbst sind Videos aus zahlreichen Städten in ganz Deutschland zu finden, darunter zum Beispiel auch aus Duisburg und Hamm. Diese Videos zeigen unterschiedlichste Varianten der Störung: Kinobesucher, die vor der Leinwand eine Art Boxkampf aufführen, Gäste, die andere Besucher mit Handytaschenlampen blenden, aber eben auch Verschmutzungen der Säle mit Getränken und Popcorn und Schlägereien mit mehreren Personen. Gleichzeitig regt sich auch Widerstand auf der Plattform. Viele Nutzer verurteilen die Aktionen oder hinterfragen die oft rassistischen Schuldzuschreibungen in den Kommentaren der Videos.

Michael Mertens, stellvertretender Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, hat für die Vorfälle wenig Verständnis: „Wenn ein Trend so ein unsoziales Verhalten provoziert, dann kann man schon fragen, ob die Bezeichnung Soziale Medien noch stimmt“, sagt er. Besonders in abgedunkelten Räumen wie einem Kino könnten solche Situationen schnell eskalieren, die Störer fühlten sich oft in der Anonymität der Dunkelheit geschützt. Dabei könne es sich bei den Verstößen durchaus um Straftaten handeln, so Mertens. „Wer sich weigert, dem Hausrecht Folge zu leisten, der riskiert eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch. Wenn Getränke und Snacks geworfen werden, kann es sich schnell auch um Sachbeschädigung oder gar Körperverletzung handeln“, so der Polizeihauptkommissar.

Die Vorfälle erinnern an vergangenes Jahr, als meist junge Kinobesucher Vorstellungen des damals neu erschienenen Films „Minions – Auf der Suche nach dem Miniboss“ störten. Als „Gentleminions“ in schicker Kleidung fielen sie oft dadurch auf, Kinosäle verschmutzt zurückzulassen. Allerdings vor allem in England.

„Wir haben den Film Creed III am Wochenende 30 Mal gezeigt – ohne dass es zu Zwischenfällen kam“, sagt Sebastian Riech, Betreiber des „UFA-Palast“ am Düsseldorfer Hauptbahnhof. Zwar gebe es immer mal wieder Probleme mit Jugendlichen, „vor allem seit der Corona-Pandemie“, sagt Riech, „Jugendliche machen Quatsch im Saal, testen Grenzen aus“. Doch das sei unabhängig von bestimmten Filmen. „Wir können nur an die Besucher appellieren, uns sofort zu informieren, wenn jemand im Saal Probleme macht, dann holt unser Sicherheitsdienst denjenigen raus.“

Doch auch in Köln kam es zu Zwischenfällen während einiger Vorführungen des Films. „Auch wir im Cinedom haben am Wochenende Unruhe während und größere Unordnung nach den genannten Vorstellungen wahrgenommen – wenn auch in deutlich geringerem Ausmaß als in Bremen und Kleve“, sagt Holger Pfaff, Geschäftsführer des Cinedom im Kölner Mediapark, einem Multiplex-Kino. Polizeieinsätze oder Platzverweise habe es nicht gegeben. „Ähnliche Entwicklungen kennen wir bereits aus dem vergangenen Jahr und unser geschultes Personal ist auf solche Extremsituationen vorbereitet“, sagt Pfaff. „So konnten wir schnell reagieren und kurzfristig Gegenmaßnahmen einleiten.“ Solche Aktionen störten nicht nur das Gemeinschaftserlebnis und führten zu einer erheblichen Verschwendung von Lebensmitteln, „sie verursachen auch vermeidbaren Arbeitsaufwand und sind daher nicht tolerierbar“.

 Szene aus dem Film „Creed III“: Die Boxkämpfe des Filmes aus dem „Rocky“-Franchise ziehen aktuell auch Prügeleien vor der Leinwand an.

Szene aus dem Film „Creed III“: Die Boxkämpfe des Filmes aus dem „Rocky“-Franchise ziehen aktuell auch Prügeleien vor der Leinwand an.

Foto: AP/Eli Ade

Auch der Cinedom beschäftigt Sicherheitspersonal, das für die aktuelle Situation sensibilisiert wurde, wie Geschäftsführer Pfaff sagt. „Darüber hinaus beobachten wir die Gesamtentwicklung weiterhin sehr genau und ergreifen weitere Maßnahmen, sollten die getroffenen nicht ausreichen.“

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