Studie der RAG Viele Bergleute in NRW sind mit PCB belastet

Essen · Jeder zweite Bergmann, der mit PCB-haltigen Flüssigkeiten zu tun hatte, weist noch nach Jahren erhöhte Belastungen auf. Das ergab eine Studie der RAG. Der Zechenkonzern bietet Unterstützung an.

 Bergleute umarmen sich auf dem Gelände der Zeche Prosper-Haniel in Bottrop (Archivfoto).

Bergleute umarmen sich auf dem Gelände der Zeche Prosper-Haniel in Bottrop (Archivfoto).

Foto: dpa/Christophe Gateau

Bis in die 1980er Jahre wurden im Bergbau PCB-haltige Flüssigkeiten benutzt. Und die waren alles andere als harmlos: PCB ist laut der Weltgesundheitsorganisation krebserregend und droht vor allem Hautkrebs auszulösen.

Der Zechenkonzern RAG selbst hat nun die Belastung der Bergleute, die früher mit den Mitteln zu tun hatten, untersucht, und kommt zu dem Schluss: Bei 45,7 Prozent der untersuchten Bergleute lässt sich nachweisen, dass sie während ihrer Tätigkeit stärker mit PCB belastet waren als der Durchschnitt der Bevölkerung, sagte Thomas Kraus, Leiter des Instituts für Arbeitsmedizin der Universität Aachen, das die Studie für die RAG durchführte.

„Die Studie zeigt, dass die Belastungen früher hoch waren und weitere Aufklärungsarbeit notwendig ist“, räumte RAG-Chef Peter Schrimpf ein. Er betonte aber auch: „Eine akute Gesundheitsgefährdung liegt gemessen an heute gültigen Richtwerten nicht vor.“ Nun bietet die RAG ihren früheren Mitarbeitern regelmäßige Kontrollen an. Auch soll eine Folgestudie klären, welchen Zusammenhang es zwischen der Belastung und Erkrankungen gibt. „Wir stehen zu unserer Verantwortung“, so Schrimpf.

An der Studie nahmen 210 Bergleute aus NRW und dem Saarland teil, und zwar Elektrohauer und -steiger sowie Maschinenhauer und -steiger. Das sind die Facharbeiter, die an den Maschinen, Hobeln und Schrämladern tätig waren, in denen die PCB-haltigen Öle eingesetzt wurden. 96 von ihnen weisen die erhöhten Konzentration auf, darunter 14 Bergleute aus dem Saarland. Unterschiede zwischen den Regionen oder einzelnen Bergwerken lassen sich nicht feststellen, sagt Studienleiter Kraus.

Teilweise (nämlich bei dem Stoff „PCB 74“) liegen die Belastungen der Bergleute um das 20-fache über dem der Normalbevölkerung. Die Belastung mancher Bergleute habe früher sicher über dem heutigen Grenzwert gelegen, betonte Kraus. Der PCB-Grenzwert war nach dem Skandal um die Dortmunder Recyclingfirma Envio festgelegt worden.

PCB wurde zwischen 1969 und 1986 im Bergbau verwendet. Nach einem Grubenunglück in Belgien in den 1950er Jahren hatte die EU die Zechen angewiesen, auf schwer entflammbare Hydrauliköle umzustellen, die aber eben damals PCB enthielten. Als später das Krebsrisiko offenbar wurde, wurden PCB-haltige Öle wieder verboten. Im Bergbau waren über diese Zeit 30.000 Maschinen- und Elektrohauer und Steiger tätig und hatten mit den Ölen zu tun.

Einen Einfluss auf die Debatte um PCB im Grubenwasser, das in den Bergbauregionen an die Oberfläche gelangt, hat die Studie aber nicht, betont die RAG. Man messe regelmäßig, die Grenzwerte würden überall unterschritten, betonte RAG-Umweltschutzexperte Joachim Löchte. „Das Trinkwasser ist zu keinem Zeitpunkt gefährdet.“

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