Fahrradfahren in Düsseldorf Radunfälle: Düsseldorf im Mittelfeld

Düsseldorf · Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat anhand verschiedener Kriterien wie Entwicklung der Unfallzahlen verglichen, wie sicher Fahrradfahren in Großstädten ist. In der NRW-Landeshauptstadt sei zwar eine leichte Verbesserung zu erkennen, es gebe jedoch noch Verbesserungsbedarf.

 Die einzige Fahrradstraße Düsseldorfs: Auf der Bismarckstraße haben Radler Vorrang - nur keiner weiß es.

Die einzige Fahrradstraße Düsseldorfs: Auf der Bismarckstraße haben Radler Vorrang - nur keiner weiß es.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Im vergangenen Jahr sind in Düsseldorf 608 Radfahrer verunglückt. Das waren 6,7 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Seit 2007, als 672 Unfälle mit Radfahrern gezählt wurden (im Vergleich zu 2006 war das in jenem Jahr ein starker Anstieg), ist die Zahl kontinuierlich gesunken. Für den Verkehrsclub Deutschland (VCD) ist das kein Grund zur Entwarnung. Er hat 43 deutsche Großstädte verglichen und untersucht, wie hoch die Sicherheit für Fahrradfahrer ist.

Kriterien waren die Entwicklung der Unfallzahlen von 2005 bis 2010, der Anteil von Hauptstraßen in der jeweiligen Stadt und der Anteil von Radfahrern an den Gesamtverkehrsteilnehmern. Anhand dessen wurden die Städte auf drei Kategorien verteilt: 22 Städte wurden im grünen Bereich eingestuft, darunter Bielefeld, Hamburg, Krefeld, Solingen und Aachen. Zwölf Städte sortierte der VCD in den gelben Bereich, weil sie zwar einen Rückgang der Unfälle mit Radfahrern vorweisen konnten, dieser aber unterdurchschnittlich war. Zu diesen Städten gehören etwa Düsseldorf, Berlin, Neuss und Wuppertal.

Erlangen schlechter als Düsseldorf

In neun der Städte hatte es einen Anstieg der Radfahr-Unfälle gegeben — für den VCD Grund genug, sie in den roten Bereich zu setzen. Verblüffend: Auch Erlangen, neben Münster die wohl fahrradfreundlichste Großstadt Deutschlands, wird mit Rot bewertet.

"Ich bin nicht ganz glücklich mit diesem Verfahren, das Ergebnis ist ein wenig schief", räumt Iko Tönjes vom VCD Düsseldorf ein. Wer von einem schlechten Niveau komme und sich verbessert habe, werde möglicherweise besser eingestuft als Städte, deren Unfallzahlen ohnehin niedrig seien. Aber an seiner Einschätzung, dass Düsseldorf in puncto Radfahren nur Mittelfeld ist, ändert das nichts.

Beispiele dafür hat er viele. Da ist etwa die einzige Fahrradstraße der Stadt, von der kaum jemand weiß und "die ein Witz ist". Es ist ein Teil der Bismarckstraße, einer Trasse zwischen Hauptbahnhof und Berliner Allee. Das Verkehrszeichen 244 (Rad auf blauem Grund, dazu der Schriftzug Fahrradstraße) räumt Radlern dort zwar Vorrang ein. Autos sollen langsam fahren, Radfahrer dürfen auch nebeneinander die Straße benutzen. Die Raser und Zweite-Reihe-Parker auf diesem Abschnitt interessiert das jedoch kaum. Weder Autofahrern noch Radfahrern ist offenbar bewusst, dass sie sich auf einer Fahrradstraße bewegen.

Oder die Verbindung aus den östlichen Teilen Düsseldorfs in die Innenstadt: "Es gibt kaum Radwege und viele stark befahrene Straßen. Ich traue mich kaum, diese Strecke mit dem Fahrrad zu fahren", sagt Tönjes. Radstreifen auf Hauptstraßen gebe es in Düsseldorf zu wenig, ein Großteil der Radwege sei auf Gehwegen angelegt (was gefährlich für Fußgänger und Radfahrer ist), Ampelschaltungen seien nur auf Autofahrer abgestimmt.

"Radfahrer werden noch immer als Randgruppe behandelt", so Tönjes. Er räumt ein, dass sich in den Stadtteilen diesbezüglich viel getan habe. Nun sei jedoch wichtig, bezirksübergreifende Radrouten anzulegen. "Leider ist aber in Teilen der Politik noch eine Blockadehaltung zu spüren." Damit hinke die Landeshauptstadt der Zeit hinterher. Denn mit Elektro-Fahrrädern und Pedilacs werde die Zahl der Radfahrer in den nächsten Jahren immens steigen. "Das wird andere Bedürfnisse, aber auch Konflikte mit sich bringen. Darauf muss eine Stadt vorbereitet sein."

(RP)
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