Bonn Prozess nach Giftattacke auf demente Seniorin

Bonn · Eine 76-Jährige Seniorin aus Hennef bei Bonn ist im vergangenen Jahr fast an einem vergifteten Brötchen gestorben. Ihr Sohn und dessen Lebensgefährtin sollen dafür verantwortlich sein. Seit Dienstag stehen sie in Bonn vor Gericht.

Zehn Monate nach einer Giftattacke auf eine 76-jährige Seniorin aus Hennef (Rhein-Sieg-Kreis) müssen sich seit Dienstag der Sohn (49) und seine Lebensgefährtin (53) vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Paar vor, am 24. März 2014 gemeinsam versucht zu haben, die demenzkranke Frau mit einem vergifteten Brötchen zu töten. Die Seniorin war in einen viertägigen Tiefschlaf gefallen, wurde von einer Pflegerin ins Krankenhaus gebracht und überlebte das mutmaßliche Attentat. In ihrem Blut konnte man eine große Menge eines Arzneimittels nachweisen. In einer Halsfalte der Seniorin fand man noch eine vermutlich ausgespuckte Tablette.

Mit dem Giftanschlag sollte laut Anklage verdeckt werden, dass beide jahrelang das Konto der Mutter um insgesamt knapp 15 000 Euro geplündert hatten. Der Betrug drohte aufzufliegen, weil das Amtsgericht wegen Unregelmäßigkeiten dem Sohn die Betreuung für seine Mutter entziehen wollte. Der drohende Betreuerwechsel sollte mit dem Tod der Mutter abgewendet werden. Der Sohn wäre in diesem Fall Alleinerbe geworden.

Der Fall war vor dem Bonner Schwurgericht bereits im November vergangenen Jahres verhandelt worden. Damals war aber nur die 53-Jährige wegen Betrugs und versuchten Mordes angeklagt. In einem umfassenden Geständnis belastete die Bonner Arzthelferin im Prozess den Sohn als Mittäter schwer. Daraufhin wurde der Kfz-Mechaniker festgenommen und ebenfalls wegen versuchten Mordes aus Habgier, Heimtücke und zur Verdeckung angeklagt. Der erste Prozess wurde abgebrochen. Seit Dienstag sitzen nun beide auf der Anklagebank.

Während die 53-Jährige am ersten Prozesstag erneut ein Geständnis ablegte, bestritt der Sohn die Vorwürfe. Weder habe er etwas von den betrügerischen Überweisungen von dem Konto seiner Mutter gewusst, noch habe es einen gemeinsamen Plan gegeben, seine Mutter zu töten.
Auch von den Tabletten im Brötchen habe er keine Ahnung gehabt. Er räumte ausschließlich ein, ein "schlechter Betreuer" für seine Mutter gewesen zu sein, er sei mit der Aufgabe "ziemlich überfordert" gewesen. Der Prozess wird fortgesetzt.

(lnw)
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