Prozess in Münster Ehemaliger SS-Wachmann will keine Gefangenen-Transporte gesehen haben

Münster · Der angeklagte ehemalige SS-Wachmann bestreitet im Landgericht Münster, von der Behandlung der Gefangenen im KZ Stutthof gewusst zu haben. „Über die Struktur innerhalb des Lagers habe ich nicht viel mitbekommen“, sagt der heute 94-Jährige.

 Dritter Prozesstag im Landgericht Münster gegen den ehemaligen SS-Wachmann.

Dritter Prozesstag im Landgericht Münster gegen den ehemaligen SS-Wachmann.

Foto: dpa/Guido Kirchner

Der wegen hundertfacher Beihilfe zum Mord angeklagte ehemalige SS-Wachmann hat vor dem Landgericht Münster noch einmal bekräftigt, dass er über die Behandlung und das Schicksal der Gefangenen in dem KZ bei Danzig nichts gewusst habe. „Über die Struktur innerhalb des Lagers habe ich nicht viel mitbekommen“, hieß es in einer von seinem Verteidiger verlesenen Erklärung. „Man sagte mir, welchen Posten ich zu versehen hatte und ich habe Folge geleistet.“

Die vielen Todesfälle im Lager habe er zwar bemerkt. Woran die Häftlinge vor allem gestorben sind, könne er aber nicht sagen. „Ich führte es vor allem auf Krankheiten und Seuchen zurück.“ Er wisse aber nicht einmal, wie die Ernährung der Gefangenen ausgesehen habe. Es sei aber offensichtlich gewesen, dass die Lebensumstände „miserabel“ gewesen seien. Obwohl der heute 94-Jährige aus dem münsterländischen Borken im KZ Stutthof als Wachposten eingeteilt gewesen sei, habe er nie Gefangenen-Transporte gesehen, die am Lager angekommen seien.

Dem 1923 in Rumänien geborenen Angeklagten wirft die Staatsanwaltschaft vor, als Wachmann in dem Lager mehrere Hundert Morde zwischen 1942 und 1944 ermöglicht zu haben. Nach Angaben der für die Aufklärung von NS-Verbrechen zuständigen Zentralen Stelle in Ludwigsburg starben bis Kriegsende 65.000 Menschen im KZ Stutthof und in seinen Nebenlagern sowie auf den sogenannten Todesmärschen.

(özi/dpa)
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