Prozess in Essen Vater soll Säugling Feuchttücher in den Mund gestopft haben

Essen · Ein 22-jähriger Mann aus Essen soll seinem drei Monate alten Baby Feuchttücher in den Mund gestopft haben, weil er Ruhe haben wollte. Zu Prozessbeginn schildert der Angeklagte eine andere Geschichte.

Das Gebäude, in dem Landgericht, Amtsgericht und Arbeitsgericht Essen untergebracht sind. (Archivfoto)

Das Gebäude, in dem Landgericht, Amtsgericht und Arbeitsgericht Essen untergebracht sind. (Archivfoto)

Foto: dpa/Bernd Thissen

Am Essener Landgericht hat am Dienstag der Prozess um die Misshandlung eines drei Monate alten Säuglings begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 22-jährigen Angeklagten vor, seinem eigenen Sohn im Oktober 2019 vier Feuchttücher in den Mund gestopft zu haben, weil er seine Ruhe haben wollte. Die Mutter des Kindes soll die Tücher schon nach kurzer Zeit entdeckt und sofort entfernt haben. Dennoch habe Lebensgefahr bestanden, heißt es in der Anklageschrift. Das Kind hätte jederzeit ersticken können.

Zu Prozessbeginn schilderte der Deutsche, der auch einen türkischen Pass besitzt, den Vorfall jedoch ganz anders. Danach bereitete er in der Küche gerade eine Flasche mit Babynahrung vor, als das schreiende Kind plötzlich verstummt sei. Im Wohnzimmer habe er seine Partnerin neben dem Baby auf der Couch vorgefunden. „Dann habe ich die Feuchttücher im Mund meines Kindes gesehen und diese sofort rausgenommen“, sagte der Angeklagte. Seine Lebensgefährtin habe daraufhin panisch reagiert, den Säugling an sich genommen und die Flucht aus der Wohnung ergriffen.

Die Staatsanwaltschaft hatte ursprünglich Anklage wegen versuchten Totschlags, gefährlicher Körperverletzung und Misshandlung von Schutzbefohlenen erhoben. Die zuständige Strafkammer am Landgericht hat das Verfahren jedoch hinsichtlich des versuchten Totschlags nicht eröffnet, weil die Richter keine Anhaltspunkte für das Vorliegen eines Tötungsvorsatzes erkennen konnten.

(chal/dpa)
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