Krefeld Probleme bei Personalausweisen

Krefeld · Computerabstürze führen zu stundenlangen Wartezeiten bei der Ausgabe der elektronischen Personalausweise. Die Mitarbeiter verschieben ihre Pausen und leisten Überstunden. Besserung ist vorerst nicht in Sicht.

 Nummer ziehen und warten, warten, warten – der neue Personalausweis wird zum Geduldsspiel. Bei nahezu jeder Neuausstellung bricht das Computersystem zusammen.

Nummer ziehen und warten, warten, warten – der neue Personalausweis wird zum Geduldsspiel. Bei nahezu jeder Neuausstellung bricht das Computersystem zusammen.

Foto: Thomas Lammertz

Wer jetzt vor den Sommerferien einen neuen Personalausweis beantragen muss, sollte vor allem eins einplanen: ganz viel Zeit. Bis zu zweieinhalb Stunden kann die Wartezeit auf den neuen Ausweis in Anspruch nehmen. Grund ist weniger der Ansturm vor den Sommerferien oder Mitarbeitermangel, er liegt in einem technischen Problem größeren Ausmaßes.

 Das Problem-Terminal: Das Auslesen der Chips dauert sechsmal so lange wie vom Hersteller vorgesehen.

Das Problem-Terminal: Das Auslesen der Chips dauert sechsmal so lange wie vom Hersteller vorgesehen.

Foto: Lammertz

Nach Informationen unserer Zeitung arbeiten die von der Bundesdruckerei zur Verfügung gestellten Terminals nur fehlerhaft mit der bei der Stadtverwaltung Krefeld eingesetzten Terminalsoftware zusammen. Auch andere Kommunen, darunter der Kreis Viersen, leiden unter diesem Problem.

"Probleme nicht bekannt"

Bei der Bundesdruckerei heißt es, von Problemen mit den Terminals sei nichts bekannt. In dem zentralen Büro an der St.-Anton-Straße, in dem die Stadtverwaltung die neuen Personalausweise ausgibt, tauchen die Probleme aber bei nahezu jedem Kunden auf.

Wenn der Mitarbeiter Unterschrift und Foto für die Produktion des elektronischen Personalausweises einscannt, stürzt regelmäßig das Terminal ab. Im Idealfall muss es dann einfach nur neu hochgefahren werden. Im schlimmsten Fall ist das Terminal blockiert, muss dann erst von der zentralen IT-Abteilung wieder freigegeben werden. Und auch die bereits eingegebenen Daten müssen erneut erfasst werden.

Auch das Auslesen des Chips, auf dem zum Beispiel die Adresse des Ausweisinhabers gespeichert ist, dauert deutlich länger als vom Hersteller versprochen. In 20 Sekunden soll das Auslesen der Daten erledigt sein — im Praxistest dauert es bis zu zwei Minuten. "Das ist tote Zeit, in der nicht weiter gearbeitet werden kann", erklärt eine Mitarbeiterin aus dem Büro. Der Kunde sitzt daneben und wartet; hinter ihm bilden sich Schlangen.

Das Kommunale Rechenzentrum Niederrhein (KRZN), das für die Stadt Krefeld die IT-Dienstleistungen wahrnimmt, hat den Fehler analysiert und der Bundesdruckerei die Analyse zukommen lassen. Harald Graner, Abteilungsleiter für System und Netze beim KRZN, sagt: "Das ist eine unbefriedigende Situation." Ändern könne sie aber auch das Rechenzentrum nicht — das Problem sei, dass die Arbeitsplätze zu komplex sind. "Früher war an einen PC nur ein Drucker angeschlossen, heute kommen noch ein Fingerlesegerät oder ein Änderungsterminal dazu." Die Software müsse geändert werden — dafür ist die Bundesdruckerei zuständig.

Für nächste Woche hat die Bundesdruckerei ein Software-Update angekündigt; mal wieder. Die Mitarbeiter in Krefeld sind wenig optimistisch, dass es hilft. "Es gab schon zahlreiche Software-Updates in den vergangenen Monaten. Wir sind immer schon glücklich, wenn die Situation danach nicht noch schlechter ist als vorher."

Sie versuchen, die Situation zu entzerren. Sie verschieben ihre Mittagspausen, bedienen jeden, der während der Öffnungszeiten kommt. Donnerstags schließt das Büro um 17.30 Uhr. Immerhin: Um 19.57 Uhr hielt der letzte Kunde seinen neuen Personalausweis in der Hand.

(RP)
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