Beamte in Dortmund bedroht Rudelbildung gegen Polizisten

Dortmund/Duisburg · In Dortmund sind erneut Polizisten von einer Menge bedroht worden. Häufig geht die Bedrohung von Rumänen aus. Betroffen ist vor allem das Ruhrgebiet. Ein interner Bericht der Duisburger Polizei zeigt, was man dagegen tun kann.

 An der Mallinckrodtstraße in der Dortmunder Nordstadt leben viele Armutsflüchtlinge aus Rumänien. Dort wurden auch die Polizisten bedroht.

An der Mallinckrodtstraße in der Dortmunder Nordstadt leben viele Armutsflüchtlinge aus Rumänien. Dort wurden auch die Polizisten bedroht.

Foto: imago

Ruhe ist an der Mallinckrodtstraße in der Dortmunder Nordstadt ein Fremdwort. Irgendwas ist immer. Schlägereien, Messerstechereien und Drogendelikte gehören dort beinahe zum Alltag. Auch Morde hat es schon gegeben. Es vergeht kein Tag, an dem die Polizei nicht aus irgendeinem Grund zur "Malli" ausrücken muss. Bei vielen der meist ausländischen Anwohner sind die Beamten nicht beliebt. Erst am vergangenen Sonntag sind zwei Zivilbeamte bei einer Ausweiskontrolle von rund 100 Personen umzingelt und bedroht worden. "Diese gefährliche Szene hat einige Minuten angedauert", sagt ein Polizeisprecher.

Auslöser war ein 24-jähriger Rumäne, den die Beamten dabei beobachtet hatten, wie er einen vorbeifahrenden Streifenwagen mit einem Trinkpäckchen bewarf. Als sie ihn zur Rede stellen wollten, hetzte er die Menge gegen die Polizisten auf. Dabei wurde auch eine Glasflasche auf den Dienstwagen der Beamten geworfen. Erst als sich weitere Einsatzwagen mit Martinshorn näherten, löste sich die Menge auf.

Immer häufiger geraten Polizisten während Routineeinsätzen in Situationen, in denen sie plötzlich einer Meute gegenüberstehen. Schon längst geht diese Gefahr nicht mehr nur von Mitgliedern krimineller arabischer Großfamilien aus, sondern verstärkt auch von Zuwanderern aus Südosteuropa, die sich mittlerweile in ganzen Straßenzügen in Duisburg, Köln, Dortmund, Essen, Hagen und Gelsenkirchen niedergelassen haben. Dort leben sie in heruntergekommenen Immobilien. In Duisburg ist bereits jeder fünfte Zuwanderer Rumäne oder Bulgare. Das führt besonders im Ruhrgebiet in den betroffenen Stadtteilen zu wachsenden Spannungen und handfesten Auseinandersetzungen mit den alteingesessenen Anwohnern. "Wir müssen immer wieder wegen Lärmbelästigung, Körperverletzung und Diebstahl ausrücken", sagt ein Polizist. "Vor allem die Rumänen halten sich nicht an unsere Gesetze und unsere Ordnung", betont der Beamte.

Und während dieser Einsätze werden auch die Ordnungshüter zur Zielscheibe. Momentan spitzt sich die Lage vor allem in Dortmund zu. Erst vor einigen Wochen hatte sich dort ein ähnlicher Fall wie am Wochenende ereignet. Mehrere Dutzend Menschen hatten Polizisten bei der Festnahme eines Tatverdächtigen umzingelt. Auch in dem Fall beruhigte sich die Lage erst, als Unterstützung eintraf.

Um die Lage in den betroffenen Bezirken zu entspannen, wird in Duisburg die Polizei gelegentlich von Kollegen aus Rumänien unterstützt - zuletzt vom 8. bis zum 20. August; erstmals war auch eine Polizistin aus Südosteuropa dabei. Aus dem Erfahrungsbericht des Polizeipräsidiums Duisburg, der unserer Redaktion vorliegt, geht hervor, dass der zielgerichtete Einsatz der rumänischen Beamten erfolgreich war. Die Einsatzmaßnahme war darauf ausgerichtet, unter anderem den Kontrolldruck auf rumänische Straftäter zu erhöhen und Abschreckungseffekte zu erzielen.

So sei allein durch die Anwesenheit rumänischer Polizisten ein "Ruck" durch die Zuwanderer gegangen. In zahlreichen Fällen sei es durch die Amtshilfe zu "extrem verschlankten Ermittlungswegen" gekommen. Die rumänischen Beamten nahmen in den zwei Wochen an der "Taskforce Problemimmobilien" teil. Sie lieferten wichtige Unterstützung bei Ermittlungen wegen Betrugs, Diebstahls, Hehlerei und Urkundenfälschung und halfen bei der Vollstreckung von Haftbefehlen. Wegen ihrer Fachkompetenz nahmen die beiden rumänischen Ermittler auch an einem Einsatz des Polizeipräsidiums Hagen teil. Der zuständige Duisburger Polizeidienstführer empfiehlt, die Zusammenarbeit mit den Amtskollegen zu vertiefen. In seinem Bericht an das Innenministerium schreibt er: "Im Hinblick auf eine nachhaltige Wirkung beabsichtige ich, (...) bereits im November eine behördenübergreifende Kooperation anzustreben."

Auch andere Polizeipräsidien sprechen sich nach Informationen unserer Redaktion für dieses Projekt aus. "Um langfristig etwas zu erreichen, müssen die Kollegen aus Rumänien aber dauerhaft und nicht nur temporär bei uns sein", so ein szenekundiger Beamter.

(csh)
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