Solingen Polizei kam im Morgengrauen

Solingen · Am Donnerstag um 6 Uhr begann die Durchsuchung der Millatu Ibrahim Moschee. Am Ende der Aktion, die sich bis zum Nachmittag hinzog, stand die Schließung der Einrichtung. Politik und Verwaltung zeigen sich erleichtert.

Marlis B. sieht das Verbot der salafistischen Vereinigung Millatu Ibrahim mit gemischten Gefühlen. Einerseits ist sie froh, dass man dem radikalen Treiben einen Riegel vorschiebt, andererseits hat sie Angst, dass ihr Sohn Robert jetzt in den Untergrund abtaucht und ihr völlig entgleitet.

Gestern gehörte der 24-jährige Konvertit zu jenen Menschen, die von der Polizei um 6 Uhr morgens im Schlaf überrascht wurden. Als zu diesem Zeitpunkt die Durchsuchung der Räume an der Konrad-Adenauer-Straße begann, waren mehrere Personen anwesend. Wie Robert B. konnten alle, bis auf einen mit europäischem Haftbefehl gesuchten Mann, die Moschee verlassen. Robert B. ging als Erstes zur Wohnung seiner Mutter. Dies berichtet deren Rechtsbeistand Burkhard Benecken gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. Rechtlichen Beistand kann Robert B. durchaus gebrauchen nach dem Vereinsverbot. "Wenn Robert jetzt so weitermacht, wie bisher und an Infoständen Material verteilt, macht er sich strafbar", sagt der Strafverteidiger aus Marl.

Gefahr ist nicht gebannt

Gemischte Gefühle gestern auch bei Anne Wehkamp. Einerseits hofft die Integrationsbeauftragte der Stadt, dass nach der Schließung der Moschee der Salafisten Ruhe einkehrt, zum anderen sieht sie die Gefahr nicht als gebannt an. "Was das Vereinsverbot letztlich bewirkt, müssen wir nun abwarten", sagt Anne Wehkamp. Sie fürchtet nach wie vor, dass junge Menschen durch das Gedankengut der Salafisten beeinträchtigt werden. Auch sieht sie Tendenzen zu einer allgemeinen Islamfeindlichkeit, hervorgerufen durch radikale Aktivitäten der Salafisten. Die Menschen rund um die Moschee an der Konrad-Adenauer-Straße jedenfalls zeigen sich erst einmal erleichtert, dass der Treffpunkt geschlossen ist und nun hoffentlich Ruhe in der Nordstadt einkehrt, einem Stadtteil, der ohnehin nicht zu den bevorzugten in der Stadt gehört.

Oberbürgermeister Norbert Feith, der seit Aufkommen der Problematik in engem Kontakt mit den Sicherheitsbehörden gestanden hat, war in Berlin, als der Zugriff auf der Konrad-Adenauer-Straße erfolgte. "Der Bürger hat einen Anspruch auf Sicherheit, die Aktion von Bundes- und Landesinnenminister ist ein gutes Zeichen." Dass Salafismus kein Solinger Problem ist, habe diese bundesweite Aktion verdeutlicht. Man könne nun die Hoffnung haben, dass sich die Salafisten aus Solingen zurückziehen.

Eine Sprecherin der Stadt bekräftigte, Solingen wolle die Präventionsarbeit durch Information fortsetzen. "Die Gefahr ist ein Stück weiter weggerückt, aber nicht vorbei", sagte Sabine Rische.

Dreister Ladendieb

Inmitten der Polizeiaktion griff gestern gegen 9.35 Uhr ein dreister Ladendieb in die Auslage eines Juweliergeschäftes unweit der Moschee. Eine Verkäuferin überraschte ihn und rief um Hilfe. Die kam zwar nicht von den anderweitig beschäftigten Polizisten, dennoch konnte der Dieb schnell durch Hinweise von Passanten dingfest gemacht werden.

(RP/jco)
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