Düsseldorf/Mettmann Polizei hebt Bande von Navi-Dieben aus

Düsseldorf/Mettmann · Die Gruppe hat mehr als 100 Autos in Düsseldorf und im Kreis Mettmann aufgebrochen, glaubt die Kripo. Man hatte es vor allem auf hochwertige, festinstallierte Navigationssysteme der Wagen abgesehen.

 Kriminalkommissar Jürgen Franke mit den gestohlenen Navigationssystemen, die in einer vermüllten Wohnung in Reisholz gefunden wurden.

Kriminalkommissar Jürgen Franke mit den gestohlenen Navigationssystemen, die in einer vermüllten Wohnung in Reisholz gefunden wurden.

Foto: Achim Hüskes

Sie hausten in einem Unterschlupf in Reisholz, einer vor Schmutz starrenden, stinkenden Ein-Zimmer-Wohnung, in der sie schliefen, aßen, und aus der sie jede Nacht nach Mitternacht loszogen, um Autos aufzubrechen.

In den frühen Morgenstunden kehrten sie zurück, schleppten bei Einbruch der Dämmerung ihre Beute in den Wald bei Unterrath, vergruben Navigationssysteme, die neu rund 3500 Euro kosten, in Erdverstecken.

Für die Fahnder des KK 33, zuständig für Autodiebstähle und -aufbrüche, ist das Vorgehen nichts Neues. Gerade die Täter aus dem Baltikum, sagt Kommissariatsleiter Jürgen Franke, seien dafür bekannt. "Sie leben sehr spartanisch, verlassen ihr Versteck nur zum Stehlen."

Auch die Gruppe junger Leute, die seit sechs bis acht Wochen den Fahndern immer wieder begegnete, wenn sich im Kreis Mettmann, im Düsseldorfer Süden oder im Norden der Stadt mal wieder die Autoaufbrüche häuften, kamen selten aus dem stinkenden Versteck an der Henkelstraße. "Sie fuhren ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln, hatten immer gültige Tickets." Und wurde mal einer in der Nähe eines Tatorts oder eines vollbepackten Erdbunkers getroffen, hatte er nie ein Beweisstück dabei. "Die guckten uns groß an, sagten uns früh um fünf, sie seien bloß spazieren", sagt Franke. "Beweisen konnten wir ihnen nichts."

Doch nachdem Polizisten in solchen Situationen immer wieder die gleichen jungen Litauer, wenn auch mit falschem Namen, überprüft hatten — und solche Informationen landen alle schnell beim Kriminalkommissariat 33 — verstärkten die Fahnder ihr Aufgebot und ihren Einsatz, waren nächtelang unterwegs, bis sie schließlich auf die Reisholzer Wohnung stießen. Für die hatten sie bereits einen Durchsuchungsbeschluss erwirkt, als am Sonntagnachmittag in Reisholz drei Verdächtige entdeckt wurden, die über einen Zaun kletterten.

Einer flüchtete, ein 20- und ein 17-Jähriger wurden festgenommen. Der Ältere hatte keine Aufenthaltserlaubnis, kam in Abschiebehaft. Der polizeibekannte 17-Jährige, den die Fahnder längst im Visier hatten und für den Drahtzieher halten, musste am nächsten Tag freigelassen werden, weil das Laptop, das er unterm Arm, trug, nicht als gestohlen gemeldet war.

"Zwei Stunden später kam die Diebstahlsanzeige, das Laptop war aus einem Auto im Stadtsüden gestohlen worden", schilderte Franke die mühselige Arbeit seiner Beamten. Die hatten den 17-Jährigen gerade aus den Augen verloren, beobachteten nun den Unterschlupf. Als der 17-Jährige und der am Vortag entkommene, ein 19 Jahre alter Litauer, am Montagabend schwer bepackt in die Wohnung gingen, folgten ihnen die Fahnder wenig später. "Sie wollten durch eine Luke auf das regennasse Dach entkommen, hielten sich an der Rinne fest." Beide wurden festgenommen.

Unter ihren Schlafstätten fanden die Polizisten 20 gestohlene Navis, Werkzeug und einen kompletten Diagnose-Computer, wie ihn Kfz-Werkstätten nutzen. Franke hält für möglich, dass die Bande des 17-Jährigen, zu der bis zu zehn Personen gehören sollen, in den vergangenen sechs bis acht Wochen über 100 Fahrzeuge aufgebrochen haben. Das Diebesgut wurde vermutlich per Kurier im Lieferwagen ins Baltikum geschafft.

(RP/ila/top)
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