Drogenfund in Krefeld Polizei besorgt über Modedroge Crystal Meth

Düsseldorf · Das synthetische Rauschgift Crystal Meth wird vor allem an junge Menschen verkauft. Die Droge macht schnell abhängig und ist extrem gefährlich. Am Kölner Flughafen entdeckten Zollbeamte die Substanz versteckt in Holzstatuen.

Was Crystal Meth aus Menschen macht
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Foto: dpa

Es war eine Mischung aus Instinkt und Zufall, die die Ermittler der Polizei und des Zolls in eine alte Lagerhalle in Krefeld führte. Die Fahnder hatten zuvor bei einer Routinekontrolle ein verdächtiges Fahrzeug mit niederländischem Kennzeichen gestoppt. Die beiden Insassen führten die Ermittler direkt zu der Halle, wo sie den bisher größten Fund von Apaan in NRW machten.

Gut 4,5 Tonnen dieser Chemikalie lagerten dort in Plastikfässern. "Mit dieser Substanz könnten relativ einfach Amphetamine hergestellt werden", sagt ein Sprecher des Zollfahndungsamtes in Essen. "Mit sehr großem Aufwand können daraus auch Crystal Meth (CM) und andere synthetische Drogen generiert werden." Festnehmen konnte die Polizei die Männer dennoch nicht. Denn der Besitz dieser Chemikalie ist in Deutschland nicht strafbar.

Droge ist in NRW angekommen

Trotz dieses Fundes hält sich das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt (LKA) noch bedeckt, wenn es um das Aufputschmittel Crystal Meth geht. Die Droge sei zwar auch in Nordrhein-Westfalen angekommen und werde in einigen Großstädten verteilt. "Aber wir haben bisher noch keine Erkenntnisse darüber, dass es bei uns so schlimm ist wie in in Bayern oder Ostdeutschland, wo sie seit Monaten im Unlauf ist", sagt Michaela Heyer, Kriminalhauptkommissarin beim LKA.

Am Kölner Flughafen beschlagnahmten Fahnder zuletzt aber sieben Kilogramm dieser Droge. Geschätzter Verkaufswert: gut fünf Millionen Euro. Versteckt war der Stoff in Holzstatuen. Die Lieferung kam aus Nigeria. Drei Tatverdächtige wurden festgenommen. In NRW stellte die Polizei im vergangenen Jahr 2,92 Kilogramm Crystal sicher.

Das Gefährliche an der synthetischen Droge ist, dass sie extrem schnell abhängig macht — oft schon nach dem ersten Gebrauch. Crystal Meth (chemischer Name: N-Methylamphetamin) wird in der Regel von den Konsumenten zerkleinert durch die Nase eingenommen — ähnlich wie Kokain.

Das Pulver gilt derzeit weltweit als das gefährlichste Rauschgift und wird vor allem in Tschechien hergestellt. Hauptbestandteil der neuen Droge ist die Chemikalie Apaan, ein gelblich-weißes Gemisch, das einen ätzenden Geruch verbreitet und ähnlich aussieht wie Waschmittel. "Es wird in ganz geringen Mengen in Chemie-Laboren eingesetzt. Aber wirklich nur im Gramm-Bereich", sagt der Sprecher des Zollfahndungsamtes in Essen.

Niederlande ist ein Hauptumschlagplatz

Die Niederlande entwickeln sich nach Tschechien zunehmend zum Hauptumschlagplatz dieser Droge. Über den Seeweg kommt CM immer öfter in Paketen aus Afrika nach Europa. Von Rotterdam wird das Rauschgift dann über die Grenze nach Deutschland und in andere westeuropäische Staaten geschmuggelt. Ein Teil der Ware bleibt dann in NRW hängen. "Es ist aber nicht so, dass NRW ein Transitland ist, was die Durchfuhr von Drogen betrifft", sagt die LKA-Ermittlerin. "Dafür liegen uns jedenfalls keine gesicherten Hinweise vor. Das wäre rein spekulativ."

Crystal Meth gilt als Billigdroge, die leicht verfügbar ist. Sie wird laut LKA vor allem von jungen Leuten konsumiert. Die Dealer (Drogenverkäufer) bieten das Aufputschmittel häufig Jugendlichen in Diskotheken, Fitnessstudios und Partys an. Anfangs liegt die Dosis bei etwa 100 Milligramm. Kosten dafür: etwa zehn Euro. Weil die Droge extrem schnell abhängig macht, steigt der tägliche Bedarf schon nach kurzer Zeit auf 1,5 Gramm. Diese Menge kann dann mehr als 100 Euro kosten.

Gabriele Bartsch — sie ist stellvertretende Geschäftsführerin der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen DHS in Hamm — warnt dennoch vor einer Skandalisierung der Droge. "Klar, es gibt das Problem. Aber bislang ist es nur regional begrenzt." Die Droge gebe es schon relativ lange. "Es kommt — wie bei allen anderen Suchtmitteln — auf die Dosis an. Ist sie zu hoch, kann die Droge tödlich sein." Die Hauptstelle für Suchtfragen ist der Dachverband der in der Suchtkrankenhilfe und -prävention tätigen Organisationen.

Droge schädigt Organe

Mediziner warnen hingegen vor enormen Schäden für die Gesundheit. Die Droge schädigt schon nach wenigen Tagen die Organe; besonders Herz und Nieren werden angegriffen. Kreislauf und Immunsystem brechen zusammen. Die Konsumenten kennen die Gefahr, nehmen es aber in Kauf, weil sie oft keinen andere Möglichkeit sehen, um ihre Sucht zu befriedigen.

Wie brisant der Fund der Krefelder Fahnder tatsächlich war, stellte sich nur eine Woche später heraus. So brachen Unbekannte in die vom Zoll versiegelte Lagerhalle ein und entwendeten die sichergestellten 4,5 Tonnen Apaan.

Ob es sich bei den Dieben allerdings um dieselben beiden Männer handelt, die die Polizei schon ein paar Tage zuvor zu dem Fundort geführt hatten, ist noch nicht bekannt. Von den Tätern fehlt bislang jede Spur. Von der gefährlichen Chemikalie auch.

(RP/anch/csi)
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