Haan Politik für Johnson-Ansiedlung

Haan · Einstimmig votierte der Planungs- und Wirtschaftsförderungsausschuss für den Automobilzulieferer im Technologiepark. Bürgermeister fordert angesichts des "sportlichen Zeitplans" neuen technischen Beigeordneten.

 Neben der Europazentrale von Amada (l.) und dem Firmensitz von Retsch / Verder (nicht im Bild) ist noch viel Platz im Technologiepark Haan / NRW. Oberhalb des Wirtschaftsweges Kriekhausen will Johnson Controls seine Europazentrale errichten. Anwohner der Windfoche (hinten) fürchten nun um die Wertminderung ihrer Häuser.

Neben der Europazentrale von Amada (l.) und dem Firmensitz von Retsch / Verder (nicht im Bild) ist noch viel Platz im Technologiepark Haan / NRW. Oberhalb des Wirtschaftsweges Kriekhausen will Johnson Controls seine Europazentrale errichten. Anwohner der Windfoche (hinten) fürchten nun um die Wertminderung ihrer Häuser.

Foto: anja tinter

Johnson Controls kann kommen: Einstimmig sprachen sich die Mitglieder des Planungs- und Wirtschaftsförderungsausschusses Dienstag Abend in einer gemeinsamen Sitzung für die Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 168 und damit für die Ansiedlung der Europazentrale des Automobilzulieferers im Gruitener Technologiepark aus.

Dort hat der weltweit agierende Konzern die kompletten 15 Hektar des zweiten Bauabschnitts ins Auge gefasst — zumal "die Fläche unsere weiteren Expansionspläne unterstützt", wie es Manfred Rotterdam, Vice President Strategic Planning der Johnson Controls Automotive Experience, formulierte.

Allein die neue JC-Verwaltung soll Büros, Kantinen, Konferenz- und Besprechungsräume auf einer Fläche von sechs Hektar haben. Das Bauvorhaben soll möglicherweise schon Ende dieses Jahres starten. Johnson Controls geht davon aus, dass die ersten Mitarbeiter 2014 in das neue Stammhaus ziehen können. "Ein sportlicher Zeitplan", wie Bürgermeister Knut vom Bovert gestern einräumte, dessen Umsetzung Hemmschuhe wie eine frühzeitige und derzeit rechtlich nicht zwingend notwendige Bürgerbeteiligung abträglich seien.

Genau diese empfahlen aber bei der anschließenden Diskussion im Planungs- und Umweltausschuss unter anderem Jochen Sack (GAL), Wilfried Pohler (SPD) und Michael Ruppert. Der FDP-Vorsitzende warnte davor, sich selbst — wie bei der Windhövel-Planung — eigene Fallen zu stellen.

CDU-Planungsexpertin Meike Lukat hielt dagegen, dass die Bürger sich nach der Offenlage den Plan ja ansehen und Einwände formulieren könnten. Ihr Parteifreund Udo Greeff forderte derweil, sich die Verkehrssituation — speziell den Anschluss an die Umgehungsstraße und die Polnische Mütze — noch einmal anzuschauen.

Während sich diese für die Anwohner der Millrather Straße in den nächsten Jahren zunehmend entspannen dürfte, gingen Grundstücksbesitzer an der Windfoche schon im Vorfeld der Sitzung auf die Barrikaden.

"Das Problem verlagert sich für uns maximal von rechts nach links", sagt Cornelia Jähn mit Blick auf den anstehenden Pendelverkehr der geplanten 1900 Mitarbeiter. Die Gruitenerin fürchtet nicht nur den Verlust ihrer Lebensqualität angesichts der fünfjährigen Bau- und Bezugsphase, sondern auch einen Wertverlust ihrer Immobilie, die künftig unmittelbar ans Gewerbegebiet grenzt.

Dass der letzte Lebensraum für Feldhase, Feldlerche und Kiebitz nun bebaut werden soll, ärgert auch Andreas Rehm. Der GAL-Abgeordnete forderte für die Ratssitzung am 18. Oktober einen Sachstandsbericht zum Artenschutz. "Noch ist der Ausgleich für den ersten Bauabschnitt Millrather Straße nicht in trockenen Tüchern, da wird der zweite gleich mit plattgemacht", kritisiert auch Armin Dahl von der AGNU.

Die Linken beklagen derweil die Verfahrensweise: Bei aller Anerkennung für den Coup scheine es doch so "zu sein, dass der Bürgermeister zusammen mit den beiden Mehrheitsfraktionen die Sache schon längst beschlossen hat", argwöhnt Fraktionsgeschäftsführer Peter Schniewind. Demokratie sehe anders aus.

(RP/rl)
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