Dehnungsfugen fehlen Pflasterschäden: Kritik an der Stadt

Düsseldorf · Ein Sachverständiger der Handwerkskammer Düsseldorf macht eine falsche Bauweise für Schäden am Altstadtpflaster verantwortlich. Diese sei in der Ausschreibung der Stadt festgelegt worden. So fehlten Dehnungsfugen, die dem Boden bei Temperaturschwankungen Platz zum Ausdehnen geben.

Bergerstraße: So beschädigt ist das Altstadtpflaster 2011
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Bergerstraße: So beschädigt ist das Altstadtpflaster 2011

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In der Diskussion um Schäden an dem neuen Altstadtpflaster meldet sich nun auch das Handwerk zu Wort. "Als es bei den ersten Problemen mit dem Pflaster hieß, die Gründe dafür seien handwerklich schlechte Arbeit, hat damals Geschäftsführer Thomas Köster mit einem Sachverständigen Kontakt aufgenommen, mit der Bitte, sich ein Bild von der Lage zu machen", sagt Wolfgang Schulhoff, Präsident der Handwerkskammer. Das war Ende Mai.

Nachdem sich die Schadensmeldungen häuften, hatte Oberbürgermeister Dirk Elbers Mitte Juli einen Baustopp angeordnet, um die Ergebnisse eines neuen Gutachtens von einem wissenschaftlichen Institut in Bochum abzuwarten. Warum die Präsentation dieses Gutachtens noch immer auf sich warten lässt, kann Jürgen Lüttgen, Sachverständiger der Handwerkskammer Düsseldorf für das Straßenbauerhandwerk, nicht nachvollziehen. Er stellt nun seine Ergebnisse vor.

"Die vorliegenden Mängel resultieren aus der fehlerhaften Leistungsbeschreibung der städtischerseits erstellten Ausschreibung", schreibt Lüttgen in seinem Bericht. Dabei stützt er sich auf Vorschriften der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen. Danach seien Pflasterdecken auf einer flexiblen Bettung mit einer starren Verfugung nicht fachgerecht. In der Ausschreibung sei aber genau dies vorgesehen.

Bei der Inspektion der Berger Straße habe er festgestellt, erklärt Lüttgen, dass dort keine Dehnungsfuge eingearbeitet wurde. Die sei aber nötig, damit sich der Boden bei Wärme ausdehnen und bei Kälte zusammenziehen könne. "Das ist ein falscher Aufbau und widerspricht jeder Norm", sagt Lüttgen. Die "muschelartigen Oberflächenabplatzungen in den oberen Randbereichen der Betonsteine, insbesondere zwischen der Hafenstraße und dem Carlsplatz", sind für ihn eindeutige Folge dieser Bauweise.

Als Beleg für diesen Zusammenhang führt Lüttgen an, dass er am 19. Mai den Bereich der Hafenstraße in Augenschein genommen hatte, der noch keine Fugen aufwies. Dort hätten auch die geschilderten Schäden nicht vorgelegen.

Die Verlegung des neuen Altstadtpflasters war im vorigen Oktober vom Rat beschlossen worden. Bis 2014 werden in den Gassen zwischen Mühlenstraße und Carlsplatz auf insgesamt 18 300 Quadratmetern mittelgraue Betonsteine des Typs "Umbriano" verlegt. Die Kosten dafür liegen bei rund 5,7 Millionen Euro.

Die ersten Berichte über Probleme beim neuen Pflaster gab es im März. Anwohner der Mertensgasse beklagten sich über zum Teil verkantete und an den Ecken abgesplitterte Steine. Nach dem Eurovision Song Contest wurde dort das Pflaster noch einmal neu verlegt. Die nächste Schadensmeldung kam Mitte April aus der Berger Straße. Mitte Juli traten in der Bolkerstraße Schäden auf.

Für das Verlegen des Altstadtpflasters hatte es eine beschränkte, nichtöffentliche Ausschreibung gegeben. Auskünfte über die darin festgeschriebene Bauweise waren gestern bei der Stadt nicht zu bekommen.

(RP)
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