Abi-Ärger Schüler aus Dülmen starten Petition wegen Mathe-Klausur

Düsseldorf · Nicht zu schwer, aber zu wenig Zeit, um alle Aufgaben zu bearbeiten. So beurteilen zwei Schüler aus Dülmen die Zentralabitur-Klausur für den Mathe-Leistungskurs. Deswegen haben sie eine Petition gestartet. Das Schulministerium sieht keinen Handlungsbedarf.

 Schüler in der Abiturprüfung (Symbolbild).

Schüler in der Abiturprüfung (Symbolbild).

Foto: dapd, dapd

Er hat durchgehend geschrieben, sich beeilt, es am Ende aber doch nicht geschafft, die Abiturklausur im Leistungskurs Mathe komplett zu bearbeiten. Die Zeit war abgelaufen. Der Schüler Alexander K. (17) aus Dülmen hat deswegen zusammen mit seinem Mitschüler David R. (18) eine Petition auf der Online-Plattform change.org gestartet. Darin richten sie sich unter anderem an NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer und fordern, dass die fehlende Zeit bei der Benotung berücksichtigt wird. "Wenn sogar der Toilettenbesuch, das Nachholen von Klausurbögen und das Trinken am Ende wertvolle und vor allem fehlende fünf Minuten sind, ist sicherlich irgendetwas falsch gelaufen", heißt es in der Petition.

Petition seit Mittwochabend im Netz

Die Idee kam den beiden Schülern des Clemens-Brentano-Gymnasiums direkt nach der Klausur am Mittwoch, als sie sich mit ihren Mitschülern über die Prüfung unterhielten. "Die Stimmung war im Keller. Niemand aus dem ganzen Kurs hat die Klausur komplett zu Ende machen können", sagt Alexander K. "Wir haben dann gedacht, wir machen es wie die Schüler in Baden-Württemberg, die wegen einer zu schweren Englischklausur eine Petition gestartet haben. Nur, dass wir den Umfang und nicht den Schwierigkeitsgrad infrage stellen." Mittwochabend legte Alexander K. die Petition im Netz zusammen mit David R. an.

Kritik äußern die Dülmener Schüler vor allem an der Prüfungsaufgabe B. Während Aufgabe A noch in der vorgegebenen Zeit zu schaffen gewesen sei, sei die zweite Aufgabe zu umfangreich gewesen. "Für leistungsschwächere Schüler war das bestimmt noch deprimierender, weil sie sicher noch länger gebraucht haben, die Aufgaben zu lösen", sagt Alexander K., der mit 14 Punkten, also einer glatten Eins, vorbenotet war. Jetzt geht er davon aus, in die Nachprüfung zu müssen. "Ich habe genug gelernt und hätte eigentlich alle Aufgaben lösen können. Das ist echt deprimierend."

Mehr als 9.000 Unterschriften

Mit ihrer Meinung sind Alexander K. und David R. nicht alleine: "Wir haben nicht nur mit den Leuten aus unserem Leistungskurs gesprochen, sondern auch mit denen aus dem Grundkurs. Die hatten auch ein Zeitproblem", sagt Alexander K. Dass es andere Schüler in NRW ähnlich sehen wie die Dülmener, zeigen auch die Unterschriften: Mehr als 9000 Menschen haben die Petition bis Freitagnachmittag unterzeichnet. Die Zahl nimmt stetig zu. "In den Kommentaren hat eine Schülerin geschrieben, dass sie die letzten 15 Minuten mit voller Blase in der Prüfung saß und nicht auf Toilette gegangen ist, nur damit sie die Klausur noch zu Ende schreiben kann, um es dann doch nicht zu schaffen", sagt Alexander K.

Auch in dem Forum abiunity.de tauschen sich die Schüler über die Matheklausur aus. Dort sind nicht alle der Meinung, dass die Prüfung zu schwer war. Ein User schreibt über die Aufgabe B: "Ich war damit in 25 Minuten fertig. Die waren doch relativ einfach. Stochastik und Vektoren waren in fünf Minuten fertig. Was habt ihr alle gemacht? Apropos mein ganzer Kurs hatte keine Probleme mit der Zeit."

Alexander K. und David R. hoffen nun auf die Unterstützung der Landesschülervertretung. Die Freunde schlagen vor, den Zeitfaktor in die Benotung einfließen zu lassen oder den Erwartungshorizont anzupassen. Eine Wiederholung der Prüfung sei keine Option für sie. "Mathe ist das Fach, vor dem Schüler am meisten Respekt und Angst haben", sagt Alexander K. "Eine Nachprüfung wäre für viele eine große nervliche Belastung."

NRW-Schulministerium sieht keinen Handlungsbedarf

Das NRW-Schulministerium sieht bisher keinen Handlungsbedarf. "Aus fachlicher Sicht gibt es bisher keinerlei Hinweise darauf, dass die Zeit für die Prüfungsaufgaben nicht ausgereicht hätte", sagt Ministeriumssprecher Jörg Harm auf Anfrage unserer Redaktion. Rückmeldungen zu Abiturprüfungen ist das Ministerium schon gewohnt. Die gebe es jedes Jahr. Die Mathematiklehrer, die aus vom Ministerium vorgegebenen Aufgaben auswählen können, hätten im Vorfeld nicht angemerkt, dass der Umfang zu groß sei. "Das Schulministerium hat von den Mathematiklehrkräften durchweg positive Rückmeldungen auf die Klausuren im Grund- und Leistungskurs erhalten."

Ihre Lehrer haben die beiden Freunde aus Dülmen auch schon per Mail kontaktiert. Bis jetzt haben sie noch keine Rückmeldung.

(eler)
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