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Duisburg OB Sauerland kommt nicht zur Trauerfeier

Duisburg · Düsseldorf (RPO). Alle Todesopfer der Massenpanik bei der Loveparade sind an Brustquetschungen gestorben. Das hat nach Angaben von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) vom Dienstag die Obduktion ergeben. Sie fordert auch politische Konsequenzen der Tragödie. Duisburgs Oberbürgermeister Sauerland will nicht an der Trauerfeier am Samstag teilnehmen.

Hannelore Kraft trauert am Unglücksort
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Der Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) ließ unterdessen bekannt geben, dass er am Samstag nicht an der Trauerfeier für die Todesopfer der Loveparade teilnehmen wird. Das bestätigte ein Sprecher der Duisburger Stadtverwaltung unserer Redaktion. Sauerland wolle "die Gefühle der Angehörigen nicht verletzen und mit seiner Anwesenheit nicht provozieren", sagte der Sprecher. In Polizeikreisen hieß es, auch Sicherheitsbedenken hätten zu der Entscheidung geführt. Gegen Sauerland wurden Morddrohungen ausgesprochen.

Opfer starben an Brustquetschungen

Die bei der Love-Parade in Duisburg zu Tode gekommenen Menschen wurden von den Menschenmassen erdrückt. "Alle 20 Todesopfer sind an einer Brustdruck-Kompression gestorben, an einer Brustquetschung", sagte die nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hannelore Kraft am Dienstag in Düsseldorf. Dies habe die Obduktion ergeben. Damit hätten sich frühere Angaben, die Opfer seien durch Stürze von einer Treppe umgekommen, als falsch erwiesen.

Die Ministerpräsidentin ging mit ihren Zweifeln an deren Angaben deutlich auf Distanz zu den örtlichen Verantwortlichen: "Wenn sie die Videosequenzen gesehen haben, ich zumindesten habe dort niemanden stürzen sehen. Das hat mich schon etwas gewundert." Offensichtlich sei keiner von der hohen Mauer gestürzt. "Das war ja die erste Aussage, die am Samstag kam."

Kraft erklärte, die Menschen seien am Zugang zum Festgelände zu Tode gekommen. Hier hätten der Veranstalter und die Stadtverwaltung die Verantwortung gehabt. Zu Rücktrittsforderungen gegen den Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) sagte die Regierungschefin nur, sie habe zur Kenntnis genommen, dass er im Amt bleiben wolle. "Es wird am Ende auch um politische Verantwortung gehen", ergänzte die SPD-Politikerin.

Ausdrücklich nahm Kraft die Polizei in Schutz, der Love-Parade-Veranstalter Rainer Schaller eine wesentliche Mitschuld an den Ereignissen am vergangenen Samstag gab.

Sauerland: "Mir waren keine Warnungen bekannt"

Sauerland (CDU) hatte hingegen nach eigenen Angaben vor der Loveparade keine Kenntnis von Sicherheitsbedenken. "Mir sind keine Warnungen bekannt", sagte er gegenüber unserer Redaktion. Der Stadt obliege die Prüfung, ob beantragte Veranstaltungen stattfinden könnten. "Und genau das haben wir auch in diesem Fall gewissenhaft getan."

Drei Tage nach der Katastrophe wurden allerdings erneut Forderungen nach einem Rücktritt von Sauerland laut. Der CSU-Innenpolitiker Hans-Peter Uhl begründete die Forderung im "Kölner Stadt-Anzeiger" damit, dass die Loveparade auf einem eingezäunten Gelände mit einem Tunnel als Fluchtweg nicht hätte genehmigt werden dürfen.

Land soll Städten bei der Planung von Großveranstaltungen helfen

Kraft kündigte zudem an, das Land Nordrhein-Westfalen werde künftig Städte bei der Ausrichtung von Großveranstaltungen intensiv beraten. Wegen der bundesweiten Bedeutung werde dieses Thema auch auf der nächsten Innenministerkonferenz behandelt.

Unterdessen wuchs weiter der Druck auf Veranstalter und Stadt. Laut "Süddeutscher Zeitung" hatte die Duisburger Polizei Veranstalter und Stadt im Vorfeld der Loveparade vom Samstag mehrmals auf Bedenken am Sicherheitskonzept aufmerksam gemacht, sei aber auf massiven Widerstand gestoßen. "Die Polizei in Duisburg hat ihre Bedenken in mehreren Workshops und Besprechungen deutlich gemacht", sagte ein Beamter dem Blatt. Der Veranstalter habe darauf nicht reagiert.

Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, forderte den Sauerland sowie den Sicherheitsdezernenten der Stadt, Wolfgang Rabe, zum Rücktritt auf. "Als Chef der Stadtverwaltung hat sich Adolf Sauerland auf seine Spitzenbeamten verlassen müssen, auch dort gab es breites Versagen", sagte er. "Deshalb muss mindestens auch der Dezernent seinen Hut nehmen", sagte er "Handelsblatt online."

Der Loveparade-Organisator Rainer Schaller erklärte zu der Massenpanik am Zugangstunnel, an dessen westlichem Eingang seien auf Polizei-Anweisung alle 16 dort installierten Schleusen geöffnet worden. Danach seien die Besucher "unkontrolliert von Westen in den Tunnel" geströmt. "Warum diese Anweisung erfolgte, ist uns nicht bekannt", hieß es in der Erklärung. "Im Sicherheitskonzept war die Schließung für den drohenden Fall der Überfüllung vereinbart." Vor Schleusen-Öffnung waren laut Schaller zehn der 16 Kontrolldurchgänge in Absprache mit der Polizei wegen drohender Überfüllung des Tunnels geschlossen worden.

Für die Opfer findet am Samstag eine Trauerfeier statt, zu der Bundespräsident Christian Wulff und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in Duisburg erwartet werden.

(RP/RTR/AFP/awei)
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