Tierische Einwanderer in NRW Nutria, Waschbär, Käfer: lästige Exoten

Düsseldorf · Manchmal sind sie nur putzig, oft aber eine Plage: Tierische Einwanderer, die sich in der Region angesiedelt haben. Waschbären und Nutrias werden bejagt, weil sie eine Gefahr für heimische Tierarten sind. In Brandenburg bieten Restaurants sogar Nutria in auf der Speisekarte an.

EingewanderteTiere in NRW: Nosferatu-Spinne, Roter Sumpfkrebs , Nutria
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Tierische Einwanderer in NRW

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Foto: Wiljo Piel/wilp

Sie stammen aus fremden Ländern, in denen ganz andere Lebensbedingungen herrschen - und das wird in der Region zum Problem: Sogenannte Neozoen, eingewanderte Tiere, breiten sich in NRW seit Jahren aus. Teilweise richten sie enorme Schäden in der Landwirtschaft an, teilweise verdrängen sie heimische Tierarten.

Am Niederrhein sind sie an zahlreichen Gewässern zu finden: die Biberratten. Nutrias stammen aus Südamerika, werden mit Schwanz bis zu einem Meter lang und wiegen zwischen acht und zehn Kilogramm. "Sie sind einfach nur schädlich, eine Seuche", sagt Gerhard Maas vom Naturschutzbund Mönchengladbach. Die Tiere vermehren sich rasant und haben keine natürlichen Feinde. Nutrias gelten als Schädlinge. "Sie fressen Baumstämme kahl, vernichten Maisernten und ganze Ufer- und Böschungsbereiche, wodurch sie Überschwemmungen verursachen und Vögel ihrer Heimat berauben", beklagt Maas.

"Nutrias sind durchaus in der Lage, auf einem Rübenacker einen Schaden von 5000 bis 10000 Euro anzurichten", sagt auch Hinrich Doering, Abteilungsleiter Gewässer im Erftverband. Auch deshalb werden sie gejagd. Im Rhein-Kreis Neuss gelten die Biberratten seit Anfang 2011 als jagdbares Wild. Mancher jedoch findet die Nager offenbar sogar recht possierlich: Immer wieder füttern Spaziergänger oder Parkbesucher die Tiere.

In Brandenburg versucht man sich des Problems der Nutria-Plage noch mit anderen Mitteln zu wehren: Dort steht Nutria auf dem Speiseplan einiger Restaurants. Der Nager wird unter anderem mit Sahnesoße und Klößen serviert.

Über den Rhein nach NRW

Gerade die Gebiete, die eng mit dem Rhein verbunden sind, haben zahlreiche tierische Einwanderer: "Dieser Flusslebensraum hat sich teils dramatisch verändert. Bis zu 95 Prozent der Lebenwesen sind hier zugewandert, sie haben die alte Lebensgemeinschaft nahezu ausgelöscht, wir haben hier einen deutlichen Artenverlust", erklärt Landschaftsökologe Jonas Linke von der Nabu Naturschutzstation in Kranenburg im Kreis Kleve. Schuld sind die Grundeln, eine Fischart, die eigentlich aus dem "Schwarzen Meer" stammt und über den Rhein-Main-Donau-Kanal den Weg in unsere Rheinregion fand.

Ziemlich kleine Plagegeister sorgen in Krefeld und zahlreichen anderen Städten in NRW für Ärger: So wird befürchtet, dass beispielsweise der asiatische Marienkäfer, der auch im vergangenen Herbst wieder massenhaft auf Krefelder Häuserwänden zu finden war, auf kurz oder lang die heimischen Marienkäfer-Arten komplett verdrängen wird. Ursprünglich wurde er in Europa als natürlicher Schädlingsbekämpfer eingeführt und hat sich über Belgien und die Niederlande mittlerweile auch am Niederrhein angesiedelt.

Papageien sorgen für Erstaunen

In Duisburg bereiten immer wieder die Kanada- oder Nilgänse Ärger, die seit einiger Zeit in der Ruhrgebietsstadt nisten. Sie ernähren sich von Gras und finden dies auf den Grünflächen in der Stadt. Da diese Wiesen auch von den Stadtbewohnern zur Erholung genutzt werden, stören die Hinterlassenschaften der Tiere im Gras. Die Stadt versucht den Bestand einzudämmen, indem sie die Eier mit Gipseiern austauscht und die Gänse diese "ausbrüten" lässt.

Zu einem richtigen Problem sind die Schmuckschildkröten in Duisburg geworden. "Wenn sich die Leute eine kleine Schildkröte kaufen, denken sie nicht daran, dass diese bis zu 80 Jahre alt werden können", erklärt Jürgen Hinke. "Sind die Tiere dann zu groß für das Aquarium, werden sie einfach in den Duisburger Seen ausgesetzt."

In Düsseldorf, Neuss und anderen Städten der Region sorgen diese Exoten weniger für Ärger als vielmehr für Erstaunen: Grüne Papageien. In Düsseldorf leben etwa 1400 dieser Halsbandsittiche. Die Nächte verbringen die bunten Vögel in großen Gruppen — beispielsweise auf Bäumen an der Königsallee. Die Papageien kommen eigentlich in Afrika und Asien vor. Nach Düsseldorf gelangten sie vermutlich durch eine Population entflohener Tiere aus Köln.

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