Umfrage des ADAC Nummer des ärztlichen Bereitschaftsdiensts in NRW kaum bekannt

Düsseldorf · Viele Menschen in NRW gehen in die Notaufnahmen von Kliniken, ohne vorher den ärztlichen Bereitschaftsdienst zu kontaktieren. Nur ein Viertel der Befragten kannte die Nummer 116117. Noch unbekannter sind die digitalen Angebote. Der ADAC empfiehlt eine bessere Steuerung der Patienten.

 Unter 116117 ist der ärztliche Bereitschaftsdienst rund um die Uhr erreichbar.

Unter 116117 ist der ärztliche Bereitschaftsdienst rund um die Uhr erreichbar.

Foto: dpa

Nur ein gutes Viertel der Menschen in NRW und knapp ein Drittel in ganz Deutschland kennt einer Umfrage zufolge die bundesweit einheitliche Telefonnummer 116 117, über die im Krankheitsfall außerhalb der regulären Öffnungszeiten von Arztpraxen der ärztliche Bereitschaftsdienst erreichbar ist. Die verbreitete Unkenntnis der Rufnummer führt unter anderem dazu, dass viele erkrankte Menschen Notaufnahmen von Kliniken aufsuchen, auch wenn kein medizinischer Notfall vorliegt. Das zeigt eine aktuelle repräsentative Befragung des ADAC. Eine bessere Steuerung der Patienten sei daher unbedingt erforderlich, sagte Thomas Müther, Sprecher des ADAC Nordrhein.

Derzeit wird eine bundesweite Reform der Notfallversorgung auf politischer Ebene diskutiert. Ein Grund dafür ist, dass die Zahl der Patienten in Notaufnahmen nach Angaben der Bundesregierung kontinuierlich steigt – obwohl häufig kein akuter Grund dafür vorliegt. Die ADAC-Umfrage stützt diese These: Demnach gaben unter den Befragten, die 2022 eine ärztliche Bereitschaftspraxis aufgesucht haben, in NRW fast 29 Prozent (Bund: 23) an, künftig den Gang in eine Notaufnahme zu erwägen, auch wenn es sich nicht um ein akutes oder gar lebensbedrohliches medizinisches Problem handelt. „Wir empfehlen daher, Patienten noch besser darüber zu informieren, wann im Krankheitsfall der ärztliche Bereitschaftsdienst und wann die Notaufnahme die richtige Anlaufstelle ist“, so Müther.

Mittelfristig sollte eine Patientensteuerungsfunktion der 116 117 und der Notrufnummer 112 über integrierte Leitstellen etabliert werden, um eine falsche Zuordnung aufgrund von Unwissenheit auszuschließen. Zudem gelte es, die telefonische Erreichbarkeit von Bereitschaftspraxen zu verbessern und die Wartezeiten zu verkürzen, um ein Ausweichen von Patienten in Notaufnahmen zu vermeiden. Bei der Umfrage hatten viele Patienten die teilweise zu lange Wartezeit bei der Hotline bemängelt. Auch beim Besuch der Bereitschaftspraxen selbst wird vor allem die Wartezeit moniert. Im Schnitt müssen sich die Patienten in NRW dort 28 Minuten lang gedulden. Elf Prozent warten in NRW und ebenso deutschlandweit länger als eine Stunde.

Weitgehend unbekannt sind auch die digitalen Angebote des Bereitschaftsdienstes: Die Webseite www.116117.de kennen in NRW nur elf Prozent (Bund: neun) der Menschen, die 116 117-App nur drei Prozent (Bund: vier). Insgesamt sind in NRW aber fast 60 Prozent mit der zuletzt besuchten ärztlichen Bereitschaftspraxis sehr zufrieden oder zufrieden. Hauptgründe für das Aufsuchen einer Bereitschaftspraxis in NRW sind Erkältungen, Hals- oder Ohrenschmerzen, Husten, Schnupfen und Grippe (insgesamt 16 Prozent), orthopädische Probleme (15 Prozent) sowie Magen-Darm-Beschwerden, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen (insgesamt 13 Prozent).

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