Wirtschaft und Forschung NRW wirbt um Kinder der Inder

Wirtschaft und Forschung · Im Hauptbahnhof von Mumbai steht der Wissenschaftszug "Science Express". "Germany – Land of Ideas" steht auf den 13 Waggons. Der neunjährige Sandesh hat lange gewartet, um in den Zug zu kommen. Jetzt blickt er staunend auf eine Schautafel, die zeigt, wie der Prozessor eines Super-Computers unter dem Mikroskop aussieht. Christa Thoben steht hinter ihm. "Die Ausstellung fasziniert die jungen Leute", sagt die NRW-Wirtschaftsministerin zufrieden. "Eine gute Werbung für ein Studium in Deutschland."

 Sieht gut aus, hat aber keinen WLAN-Emfang: Das Taj Mahal.

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Foto: Shirin Sojitrawalla, tmn

Im Hauptbahnhof von Mumbai steht der Wissenschaftszug "Science Express". "Germany — Land of Ideas" steht auf den 13 Waggons. Der neunjährige Sandesh hat lange gewartet, um in den Zug zu kommen. Jetzt blickt er staunend auf eine Schautafel, die zeigt, wie der Prozessor eines Super-Computers unter dem Mikroskop aussieht. Christa Thoben steht hinter ihm. "Die Ausstellung fasziniert die jungen Leute", sagt die NRW-Wirtschaftsministerin zufrieden. "Eine gute Werbung für ein Studium in Deutschland."

Der Science Express ist eine rollende Präsentation der deutschen Spitzenforschung. "Wir brauchen dringend Nachwuchskräfte in der Forschung", sagt Andreas Trepte von der Max-Planck-Gesellschaft, die das Projekt realisiert hat: "In Deutschland fehlen in den kommenden Jahren rund 10 000 Forscher. Auch NRW ist betroffen." Kinder statt Inder? Der Wahlkampfslogan der NRW-CDU aus dem Jahr 2005 "ist Schnee von gestern", sagt Trepte.

"NRW goes to India"

Thoben ist mit einer Delegation von Unternehmern nach Mumbai, dem ehemaligen Bombay, unterwegs. "NRW goes to India", lautet das Motto der Mission. Derzeit liegt Indien nur auf Platz 19 in der Rangliste der wichtigsten Exportländer von NRW. "Wir wollen vor allem den kleineren und mittleren Unternehmern den Zugang zu den boomenden indischen Märkten ermöglichen", sagt die Ministerin.

Hartmut Fox ist geschäftsführender Gesellschafter der Firma Ruhfus Systemhydraulik in Neuss. Das Unternehmen stellt große Zylinder her, die unter anderem in Staudämmen im Iran, in der Türkei und Vietnam zum Einsatz kommen. "Wir wollen den indischen Markt erschließen und dort ein Ingenieur-Büro aufbauen", sagt der 43-Jährige. Derzeit hat das mittelständische Unternehmen 110 Mitarbeiter, Tendenz steigend. Fox gibt sich zuversichtlich: "Durch das Indien-Geschäft könnten in Neuss 30 bis 40 neue Jobs entstehen."

Klaus Stein leitet als Senior-Chef den Staubsauger-Hersteller Sebo in Velbert. Der 69-Jährige hat schlechte Erfahrungen mit Partnern in China gemacht: "Die haben unsere Geräte nachgebaut und zum halben Preis angeboten. Ich setze darauf, dass mir das mit Indern nicht passiert." Auf einer Kontakt-Börse, die die Deutsch-Indische Handelskammer organisiert, sucht er nach Partnern, die ein hitzebeständiges Isoliergummi herstellen können.

Gute Gründe für Zusammenarbeit

Bernhard Steinrücke, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer, führt den Unternehmern einen Film vor, der im Zeitraffer den Bau des neuen BMW-Werks zeigt: "In Indien konnte das in einem Jahr entstehen." Steinrücke nennt die Argumente für eine Zusammenarbeit mit den Indern. "Sie sprechen gut Englisch, sind vertragstreu und haben dieselbe Mentalität wie wir. Indien ist ein wunderbares Land, um Geschäfte zu machen."

Das ist aber nicht immer einfach. Vor einem Jahr, als Thoben zum ersten Mal nach Indien reiste, legte sie den Grundstein für eine Biogasanlage. Seitdem hat sich nichts getan, muss die Ministerin feststellen. Die Inder haben die ursprüngliche Konzeption geändert, wollen das Biogas jetzt als Treibstoff für Traktoren nutzen, doch dafür fehlt das Know-How. Das Projekt stockt.

"Wir müssen unser Engagement im Ausland deutlich verstärken", sagt Christa Thoben. Bundesländer wie Bayern seien derzeit besser aufgestellt. "NRW muss offensiver werden", fordert Thoben und gibt sich selbstbewusst: "In Indien bin ich bin die Außenministerin von NRW".

(RP)
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