Nach Fehlalarm in Hawaii So wird in NRW im Katastrophenfall gewarnt

Düsseldorf · Am Wochenende versetzte ein falscher Raketenalarm die Bewohner von Hawaii in Panik, erst nach 38 Minuten gab es Entwarnung. Wäre das auch bei uns möglich, und wie wird eigentlich bei uns im Ernstfall gewarnt?

 Ein Mann zeigt die Warn-App NINA.

Ein Mann zeigt die Warn-App NINA.

Foto: dpa, ve nic

"Drohende ballistische Rakete. Sofort Zuflucht suchen. Das ist keine Übung", hieß es in einer SMS, die Hunderttausende Hawaiianer von der Katastrophenschutzbehörde EM geschickt bekamen. Auf dem Inselstaat brach Panik aus, viele Menschen hatten Todesangst. Ein Mitarbeiter hatte die SMS fälschlicherweise losgeschickt.

Wäre so etwas eigentlich auch bei uns möglich? "Nein, das ist eher unwahrscheinlich", sagt Tobias Dunkel, Sprecher des Innenministeriums in Düsseldorf. Zumindest eine Warnung per SMS wie in Hawaii wäre technisch in Deutschland so nicht möglich, unter anderem aus Gründen des Datenschutzes. Stattdessen setzen Innenministerien und Rettungsdienste auf ein modulares System, um möglichst schnell alle Menschen zu erreichen. Das bedeutet, es wird auf mehreren Kanälen gewarnt, per App, im Radio und Fernsehen sowie auf den Straßen.

Eher unwichtig ist, ob es sich um einen Katastrophenfall oder etwa einen Raketenbeschuss aus dem Ausland handelt. Denn in beiden Fällen ist die Alarmierung und Information der Bevölkerung Sache des Innenministeriums, das die betroffenen Kommunen alarmiert. "Der Zivilschutz unterliegt dem Innenministerium, aber natürlich arbeiten wir im Ernstfall eng zusammen", erklärt Michael Henjes, Sprecher des Verteidigungsministeriums.

Grundsätzlich richtet sich die Warnung nach dem Ort und der Art des Notfalls, egal, ob es sich um eine Kriegshandlung, einen atomaren Zwischenfall, Bombenfund, Sturm oder Hochwasser handelt. "Für jeden Fall gibt es einen Plan und entsprechenden Krisenstab, der die Hilfe koordiniert und die Bevölkerung informiert."

Am schnellsten und einfachsten geht das mit der App NINA, einer Warn-App, die eine Push-Meldung aufs Handy sendet. Darin enthalten sind Art und Ort des Unglücks sowie Hinweise der Einsatzkräfte. Wer sich NINA aufs Handy geladen hat, kann eingeben, für welche Region er Warnungen erhalten möchte. Die Auswahl reicht von einer Stadt über die Region bis hin zu ganz Deutschland. Zudem gibt es Tipps, wie sich Menschen in der betroffenen Region verhalten sollen und wo es Hilfe gibt. Bei einem atomaren Zwischenfall, etwa im baufälligen Reaktor Tihange in Belgien, würden im Raum Aachen und im Rheinland beispielsweise so schnell wie möglich Jodtabletten verteilt.

Parallel warnen die Mitglieder des Krisenstabs, der sich aus Mitgliedern von Feuerwehr, Polizei, Medizinern, Mitarbeitern des Innenministeriums und von Hilfsorganisationen zusammensetzt, auch über andere Kanäle. Dazu gehören Durchsagen im Radio und Fernsehen. In Städten, in denen sie vorhanden sind, gehen die Sirenen an. "Das passiert am häufigsten, wenn es irgendwo brennt", sagt Dunkel. Wenn Anwohner beispielsweise Fenster und Türen geschlossen halten oder ihr Haus nicht verlassen sollen, fahren Feuerwehr und Hilfsorganisationen durch die Straßen und machen Durchsagen. Gleiches gilt für Evakuierungen.

Wie lange die Alarmierung der Bevölkerung dauert, ist schwer zu sagen. "Ziel ist immer, möglichst schnell möglichst alle Menschen zu erreichen", sagt Dunkel. Dennoch müssten sich die Rettungskräfte immer erst ein Bild von der Lage machen, um Informationen herausgeben zu können.

Nur auf die App NINA wollen sich die Sicherheitskräfte auch in Zukunft nicht verlassen. "Im Falle eines Stromausfalls oder wenn das Handynetz zusammenbricht, funktioniert natürlich auch NINA nicht mehr", sagt Dunkel. Fehlalarme sind dabei eher unwahrscheinlich, die Leitstellen der Feuerwehren sind für diese Warnungen zuständig.

Eine allgemeine Warnung per SMS wie jetzt auf Hawaii ist laut Dunkel in Deutschland hingegen nicht möglich. Kompliziert wird der Fall bei Hinweisen auf digitalen Straßenschildern. In Städten wie Düsseldorf werden Autofahrer durchaus gewarnt, beispielsweise wenn eine Straße wegen eines Einsatzes gesperrt ist. "Das liegt aber in der Kommunalen Selbstverwaltung", sagt Dunkel, "auf Autobahnen wird das schon schwieriger."

(cebu)
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