Schulen in NRW Masken-Aus für Schüler am Sitzplatz spaltet

Düsseldorf · Maske adé auf den Sitzplätzen im Klassenraum - die Lockerung der Corona-Auflagen in den NRW-Schulen ab Dienstag dürfte manche Schüler erfreuen. Aber es gibt auch Kritik und Sorgen.

 Die Maskenpflicht an NRW-Schulen endet. Das sorgt für hitzige Diskussionen (Symbolbild).

Die Maskenpflicht an NRW-Schulen endet. Das sorgt für hitzige Diskussionen (Symbolbild).

Foto: dpa/Matthias Balk

Mit gemischten Gefühlen hat an vielen Schulen in Nordrhein-Westfalen am Dienstag der Unterricht ohne Mund-Nasen-Schutz begonnen. Nach mehr als einem Jahr Maskenpflicht ist diese auf den Sitzplätzen im Klassenraum zum 2. November in NRW nun abgeschafft. „Wir sind etwas zwiegespalten“, sagte die Leiterin einer Gesamtschule in Münster. Die Landeselternkonferenz NRW sprach von Risiken und einer Spaltung an den Schulen.

Für die Schülerschaft bedeute die Lockerung eine große Erleichterung, erläuterte die Leiterin der Gesamtschule Münster Mitte, Kathrin Kösters. „Aber weil die Infektionszahlen so hochschnellen, habe ich insgesamt schon ein komisches Bauchgefühl.“ Bisher habe es aber an ihrer Schule keine belastenden Corona-Fälle gebeben. Man werde auch weiterhin dreimal wöchentlich testen und sich strikt an alle Vorsichtsmaßnahmen halten.

Schüler müssen den Mund-Nasen-Schutz allerdings nach wie vor im übrigen Gebäude tragen oder auch anlegen, wenn sie ihren festen Sitzplatz verlassen. Für den Außenbereich war die Maskenpflicht schon vor einiger Zeit abgeschafft worden. Für Lehrkräfte entfällt die Pflicht, so lange ein Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden kann.

Sie gehe davon aus, dass viele Schulen die Lockerung im Klassenraum auch nutzen werden, sagte die Vorsitzende der Landeselternkonferenz (LEK), Anke Staar, der Deutschen Presse-Agentur. Aber voraussichtlich nicht alle Schulen würden diesen Schritt mitgehen. Es sei denkbar, dass manche auf Freiwilligkeit setzten oder wieder andere Schulen einen Mund-Nasen-Schutz am Sitzplatz ganz untersagen. „Das Maskenthema spaltet unsere Gesellschaft und es ist auch an den Schulen in der Spaltung.“

Der Mund-Nasen-Schutz sei unangenehm, schwierig vor allem für jüngere Schüler. Staar kritisierte aber: Nachdem die Maske über viele Monate von Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) als wichtiges Mittel zum Schutz von Schülern und Lehrern angepriesen worden sei, heiße es plötzlich, die Schulen seien auch ohne Mund-Nasen-Schutz sicher. Und das trotz steigender Infektionswerte.

Die LEK-Landesvorsitzende verwies darauf, dass es für Kinder unter zwölf Jahren noch keine Impfmöglichkeit gebe. Vor allem für eine vulnerable Gruppe von vorerkrankten Schülern, die sich aus medizinischen Gründen auch künftig nicht impfen lassen könne, sei das Fallen der Masken im Klassenraum gefährlich, meinte Staar. „Diese Minderheit scheint der Politik egal zu sein.“ Schulen seien trotz aller Beteuerungen in der Pandemie noch nicht ausreichend sicher. Auf anhaltendes Dauerlüften auch in den kommenden kalten Monaten zu verweisen, sei unverantwortlich.

Seit Dienstag gelten auch erweiterte Quarantäne-Regeln. Tritt in einer Klasse ein Corona-Fall auf, wird die Quarantäne auf die nachweislich infizierte Person und jetzt auch auf den unmittelbaren Sitznachbarn ausgedehnt. Geimpfte oder genesene Schüler ohne Symptome sind von der Isolation weiterhin ausgenommen.

Das Schulministerium hatte das Auslaufen der Maskenpflicht am Sitzplatz damit begründet, dass es an den Schulen keinen übermäßigen Anstieg bei den Corona-Infektionen gebe. Die Impfquote steige zudem und liege bei Lehrkräften schon über 90 Prozent. Der neue NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hatte als „Philosophie“ betont: „So viel Schutz wie nötig und so viel Freiheit wie möglich.“ Zahlreiche Verbände hatten die Lockerung als zu riskant und vorschnell kritisiert.

Die SPD-Fraktion beantragte eine Aktuelle Stunde im Landtag. „Aufhebung der Maskenpflicht bei steigender Inzidenz – verfrüht, riskant und gefährlich!“, hieß es in dem Antrag. Masken blieben ein zentrales Mittel zum Schutz der ohnehin besonders stark von Corona gefährdeten Kinder und Jugendlichen, zumal regelmäßiges Durchlüften der Klassenräume in der kalten Jahreszeit immer schwerer werde, hieß es in dem Antrag.

(bsch/dpa)
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