Massensterben der Tiere Salamanderpest breitet sich rapide im Ruhrgebiet aus

Dortmund · Der Feuersalamander ist nun auch im Ruhrgebiet bedroht. Naturschützer sagen: Der tödliche Erreger Bsal breitet sich dort aus, wo viele Menschen sind. Zwischen Salamanderpest und Coronavirus gibt es Parallelen.

 In der Eifel und in Essen hat ein tödlicher Hautpilz den Feuersalamander fast ausgerottet.

In der Eifel und in Essen hat ein tödlicher Hautpilz den Feuersalamander fast ausgerottet.

Foto: dpa/Boris Roessler

Der Feuersalamander im Ruhrgebiet wird von der sogenannten Salamanderpest bedroht. Der gefährliche Hauptpilz Bsal breitet sich dort in der Wäldern rapide aus. Der vermutlich aus Asien stammende Pilz (Batrachochytrium salamandrivorans) verursache ein Massensterben, man spreche auch von der Salamanderpest, sagte der Experte Hans-Dieter Otterbein von der Naturschutzorganisation Agard. Bsal habe in NRW in der Nordeifel und jetzt auch im Ruhrgebiet schon zu deutlichen Bestandsrückgängen beim Feuersalamander geführt.

Der Pilz befällt nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Amphibien- und Reptilienschutz (Agard) auch den Kammmolch als eine in Deutschland streng geschützte Art. Bsal war dem Experten zufolge 2018 in Essen nachgewiesen worden, dann in Bochum, Witten und seit Ende 2019 auch an einigen Feuersalamandern in Dortmunder Wäldern.

Ganze Feuersalamander-Populationen seien bereits bei Rott in der Städteregion Aachen und vereinzelt in den Niederlanden und Belgien gestorben. Otterbein betonte zudem: „Es muss davon ausgegangen werden, dass die Feuersalamander oft von uns unbemerkt zum Beispiel in den Winterquartieren sterben und es so zu unentdeckten Bestandsrückgängen durch Bsal kam und kommt.“

Die Salamanderpest sei auch für den Fortbestand anderer europäischer Schwanzlurche eine ernste Bedrohung, sagte Otterbein. Nachweisbar trete Bsal dort am häufigsten auf, wo sich viele Menschen aufhielten.

Ähnlich wie beim Coronavirus müsse man die Infektionskette unterbrechen, also ein Ausbreiten der Sporen verhindern. Diese würden im Wald über Schlamm - etwa an Schuhen oder Fahrradreifen - weitergetragen, der Pilz könne dann an neuen Orten wieder auskeimen. Wanderer, Radfahrer, Angler, Forstleute oder auch Jäger sollten ihre Schuhe und ihre Ausrüstung desinfizieren, wenn diese mit Waldboden in Berührung gekommen seien.

Ganz besonders in Corona-Zeiten, in denen für viele Menschen Waldspaziergänge die einzige Abwechslung außerhalb der eigenen vier Wände sei, solle man für das Bsal-Problem sensibilisiert sein, betonte Otterbein. Wichtig sei, auf den Wegen zu bleiben. Die Sporen würden auch immer wieder von Hunden verbreitet oder auch von Mountainbikern, die in Naturschutzgebieten verbotenerweise ihre Trails bauten - und zwar nahe an Quellbächen, die der Lebensraum der Feuersalamander seien. Mit ihren Stollenreifen transportierten die Biker belasteten Schlamm von einem Waldgebiet ins nächste.

Der Feuersalamander zähle wie auch die Gelbbauchunke zu den „Verantwortungsarten“, schilderte der Tierschützer und Agard-Geschäftsführer. Dies seien Arten, für deren Erhalt Deutschland eine spezielle Verantwortung trage, weil sie ausschließlich oder zu einem besonders hohen Anteil hierzulande lebten.

(top/dpa)
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